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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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habe gesehen, was Sie mit ihm gemacht haben. Sie und Ihr Vampir.«
    Ich blickte sie mit hochgezogenen Brauen an, weil mir endlich dämmerte, wieso sie derartig sauer auf mich war. »Stehen Sie unter dem Eindruck, dass ich Nathaniel als Kind von der Straße geholt und missbraucht habe?
    Sie sah weg. »Wenn Sie das so sagen, hört es sich daneben an.«
    »Ja.«
    Sie wandte sich mir wieder zu, noch genauso wütend. »Ich habe gestern Abend gesehen, was Sie ihm angetan haben. Sie haben ihn angekettet. Sie haben ihm wehgetan. Sie haben ihn vor allen Leuten gedemütigt.«
    Jetzt war ich es, die ins Weite blickte, denn ich überlegte, wie ich es erklären könnte, ohne zu viel zu sagen. Ich fragte mich außerdem, ob ich ihr die Erklärung überhaupt schuldig war. Wenn wir nicht miteinander arbeiten müssten und ich nicht Angst gehabt hätte, dass sie es im Dezernat weitertratschte, wäre ich vielleicht überhaupt nicht darauf eingegangen. Aber wir mussten zusammenarbeiten, und ich wollte nicht, dass ihre Version die Runde machte. Nicht dass meine Version besser zum Herumerzählen taugte. Die meisten Polizisten sind im Grunde ihres Herzens konservativ.
    Wie bringt man einem Blinden Farben nahe? Wie macht man jemandem begreiflich, dass Schmerz Lust bedeuten kann, wenn derjenige nicht so gestrickt ist? Das kann man eigentlich nicht, aber ich versuchte es trotzdem.
    »Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, was Nathaniel von mir wollte.«
    Sie blickte mich entsetzt an. »Wollen Sie ihm die Schuld geben? Sie wollen das Opfer beschuldigen?«
    Das lief nicht gut an. »Sind Sie mal jemandem begegnet, der von Geburt an blind ist?«
    Sie runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Jemandem, der noch nie Farben gesehen hat?«
    »Nein. Aber was hat das mit Nathaniel zu tun?«
    »Sie sind blind, Jessica. Wie soll ich Ihnen erklären, wie die Farbe Blau aussieht?«
    »Was quatschen Sie denn da?«
    »Wie soll ich Ihnen erklären, dass Nathaniel es genießt, so auf der Bühne zu stehen, dass er mir die Situation aufgedrängt hat?«
    »Sie sind das Opfer? Ich bitte Sie, Sie waren nicht mal angekettet.«
    Ich zuckte die Achseln. »Auf der Bühne gestern Abend war niemand ein Opfer, da waren nur einvernehmlich agierende Erwachsene.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Sie wissen, was Sie empfunden hätten, wären Sie an seiner Stelle gewesen, und denken, dass jeder in dieser Situation so empfindet. Aber das ist nicht so.«
    »Das weiß ich, ich bin kein Kind.«
    »Dann hören Sie auf, sich wie eins zu benehmen.«
    Sie stand auf, mit geballten Fäusten, und blickte auf mich runter. »Ich benehme mich überhaupt nicht wie ein Kind.«
    »Das ist wahr. Dafür haben Sie viel zu viele Vorurteile.«
    Zerbrowski rief: »Anita, wir müssen los.«
    Ich stand auf, staubte mir die Jeans ab und rief: »Ich komme.« Ich blickte Arnet an und überlegte, was ich noch sagen könnte, um die Situation zu retten. Mir fiel nichts ein. »Ich würde Nathaniel niemals wehtun, Jessica, dafür habe ich ihn viel zu gern.«
    »Aber ich habe gesehen, wie Sie ihm wehgetan haben«, erwiderte sie genauso angewidert und scharf, wie sie mir das Wort Gigolo entgegengeschleudert hatte.
    »Er sieht das anders.«
    »Er weiß es nicht besser«, erwiderte sie.
    Ich lächelte und verkniff mir ein Lachen, das halb empört und halb nervös geklungen hätte. »Sie wollen ihn retten. Sie wollen angeritten kommen und ihn aus einem erniedrigenden Leben herausholen.«
    Sie widersprach mir nicht, blickte mich nur wütend an.
    »Anita, wir müssen jetzt gehen«, brüllte Zerbrowski herüber. Er stand an der offenen Wagentür.
    Ich sah Arnet wieder an. »Ich dachte auch mal, Nathaniel müsste gerettet werden und seelisch heilen. Ich habe damals nicht verstanden, dass er gar nicht kaputt ist, jedenfalls nicht mehr als wir alle.« Und das war vermutlich mehr, als ich Detective Arnet schuldig war. Ich beließ es dabei und lief zu Zerbrowskis Wagen. Er fragte mich, wie es mit Arnet gelaufen war, und ich antwortete: »Hätte besser sein können.«
    »Wie viel besser?«, fragte er, als wir an dem Ü-Wagen und den Gaffern vorbeifuhren.
    »So gut wie das Massaker am Valentinstag.«
    Er schoss mir einen Blick zu. »«Mensch, Anita, reicht es denn nicht, dass Sie und Dolph aufeinander sauer sind? Müssen Sie auch noch Streit mit Arnet anfangen?«
    »Ich habe mit niemandem Streit angefangen. Sie wissen genau, dass ich bei Dolph nicht angefangen habe.« Vorsichtig steuerte er

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