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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schwarzen Anzug, aber dank Jean-Claudes Sinn für Mode konnte ich inzwischen erkennen, dass dieses anspruchslos erscheinende Kleidungsstück vom Schneider stammte und wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als die meisten Leute in einem Monat verdienen. Das Oberhemd war blau und unterstrich seine türkisfarbenen Augen. Die Krawatte war schmal, schwarz und mit einer schmucklosen silbernen Krawattennadel versehen. Wenn man vor ihm stand und sich vom Anblick der Haare und Augen lösen konnte, sah man ein sehr kantiges, fast hässliches Gesicht und dachte, dass es eine Kantenglättung gebraucht hätte, um nach etwas auszusehen.
    Bei unserer ersten Begegnung hielt ich Malcolm für schön, aber schon mit einem Vampirzeichen wusste ich es besser. Er rühmte sich, bei Sterblichen seine Vampirkräfte nicht zu benutzen, doch er machte sich damit noch immer schöner, als er war. So viel Manipulation erlaubte er sich noch. Verdammte Eitelkeit.
    Damals hielt ich ihn auch für einen der machtvollsten Vampire in St. Louis. Jetzt, wo er auf mich zukam, empfand ich das gar nicht mehr so. Aber vielleicht schirmte ich mich nur zu stark ab, als dass seine Macht über mich kriechen konnte. Vielleicht.
    Er streckte uns eine seiner großen Hände entgegen, die immer aussehen, als müssten sie zu einem fleischigeren Körper gehören. Er hielt sie halb Zerbrowski, halb mir hin, als ob er sich nicht sicher wäre, wer von uns der Verantwortliche war, und niemanden vor den Kopf stoßen wollte. Bei meinem vorigen Besuch hatte er mir noch keine Hand entgegengestreckt. Er wusste, dass ich sie nicht nehmen würde.
    Heute Abend nahm ich sie, weil Zerbrowski nur ein Mensch war und ich mit »nur ein Mensch« nicht mehr bezeichnet werden konnte.
    Mitten beim Händeschütteln stockte Malcolm kurz, als hätte ich ihn überrascht, fasste sich aber lächelnd, und seine Augen leuchteten vor Freude über die Gelegenheit, der Polizei helfen zu können. Das war eine Lüge. Er wollte uns nicht hier haben. Schon gar nicht wollte er seine Kirche mit einem Mord in Zusammenhang gebracht sehen. Ich spürte nichts, als er mir die Hand gab, außer dass sie kalt war. Er hatte also noch nicht gespeist. Davon abgesehen spürte ich nichts, weil ich mich abschirmte. Darin war ich in letzter Zeit ziemlich gut geworden. Und mir fiel auf, dass ich mich seit der noch engeren Verbindung mit Jean-Claude und Richard so stark abschirmte, wie ich irgend konnte. Es waren nicht nur Schuldgefühle, die mir Angst machten. Folglich war Malcolms Hand nur eine Hand, kälter als eine menschliche, aber nichts weiter als eine Hand. Gut.
    Ich glaube, wir hätten uns beide gut gefühlt, hätte Malcolm nicht doch ein wenig seine Vampirkräfte an mir eingesetzt. Vielleicht schirmte ich mich zu stark ab, verbarg zu sehr, was ich inzwischen war, oder vielleicht war ich auch bloß arrogant. Jedenfalls schickte er ein bisschen von seiner Macht in meine Hand.
    Für eine Sekunde war mir schwindlig, und er bekam ein Bild von der Toten in der Wohnung, bevor ich ihn zurückstoßen konnte. Sein Hellsehen machte mich noch immer leicht benommen, und ich neige zur Überkompensation, wenn ich mich angegriffen fühle. Ja, ich weiß, natürlich habe ich überreagiert. Das war wieder schrecklich typisch.
    Malcolm fuhr taumelnd zurück, und nur weil ich seine Hand noch festhielt, blieb er auf den Beinen. Seine Augen waren geweitet, sein Mund formte ein verblüfftes O. Wäre er nur irgendein Vampir gewesen, der versuchte, mir den Verstand zu benebeln, hätte ich ihm eine Lektion erteilt, und wir hätten mit der Befragung begonnen. Doch er war der Meister der versammelten Vampire. In den paar Sekunden hatte ich etwas erfahren, auf das ich von selbst nie gekommen wäre. Jeder Mensch in der Kirche hatte einen Mentor, und ich hatte angenommen, es wären die Mentoren, die die Anwärter schließlich zum Vampir machten, aber die nahmen nur Blut von ihnen. Wenn es dann zum Eigentlichen kam, war es Malcolm, der die drei Bisse erledigte. Er hatte Hunderte persönlich herübergeholt. Und darum ging meine Macht, die ich in ihn stieß, wie ein Schwert durch ihn hindurch und in seine Vampire hinein.
    Plötzlich war es, als könnte ich sie alle berühren, als griffe meine Hand durch Malcolm hindurch in sie alle. Ich spürte ihren Puls, einige Herzen, Handgelenke, Hälse. Ich spürte den Puls all dieser Vampire, der langsam, geradezu schleppend war. Es war so lange, so lange her, seit sie sich anständig gesättigt hatten. Er ließ

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