Blindes Grauen
spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Aber …«
»Ich glaube Folgendes. Ich glaube, wer immer hinter diesem Unsinn steckt, dachte, es wäre nach ein paar Stunden vorbei. Derjenige hat Stormé Venda zur Polizei geschickt, um uns mit dieser irren Geschichte in Marsch zu setzen. Dann wurde Me-Chelle gekidnappt. Aber keiner wusste, dass der Sprecher, den er engagierte, ein Verrückter war, der ein Doppelleben führte. Was uns am Anfang in die falsche Richtung marschieren ließ. Also ging der Stille Mann rein zu dir, um zu versuchen, die Sache wieder in die richtige Bahn zu lenken.«
Lane Priest begann mit den Fingern ungeduldig auf der Sessellehne zu klopfen. Aber sie ging noch nicht.
»Der Stille Mann sollte nicht sprechen. Der Stille Mann wollte einfach nur eine Weile herumstehen und den Computer bedienen, mit dem Damon Fergus’ Stimme über die Lautsprecheranlage gespielt wurde, und sich dann wieder verziehen, wenn alles seinen Gang ging. Aber das klappte nie so richtig, und der Stille Mann musste improvisieren. Der Stille Mann musste sprechen. Und schließlich musste der Stille Mann sogar alle Hinweise vorlesen.«
Lane Priest starrte ihn ausdruckslos an.
»Also, warum flüstern?«, fragte Gooch.
MeChelle spürte ein Prickeln auf ihrer Haut. Plötzlich ahnte sie, worauf Gooch hinauswollte.
»Mir ist an Ihnen aufgefallen, Detective Gooch«, sagte Lane, »dass Sie es ausgezeichnet hinbekommen, wie ein Dorfdepp zu klingen. Bis sie, ganz plötzlich, aufhören, wie ein Dorfdepp zu klingen.«
»Ist das ein verdrehtes Kompliment?«, fragte Gooch. »Oder eine Art Beleidigung? Manchmal ist mir der Unterschied nicht so klar.«
»Eine faszinierende Frage«, entgegnete Lane Priest. »Aber ich muss wirklich los.«
»Moment noch, Moment noch«, sagte Gooch. »Ich bin fast fertig. Ich schwöre.«
Lane Priest fuhr wieder mit den Fingern über ihren Organizer und überprüfte die Uhrzeit.
»Du hast den Stillen Mann mit einer Flasche verletzt, Me-Chelle«, sagte Gooch. »Weißt du noch?«
»Klar«, sagte MeChelle. »Am Bauch.«
Gooch sah zu Lane Priest auf. »Sagen Sie, Ma’am, würden Sie das Kleid hochziehen?«, fragte er.
»Was reden sie da?«, schnauzte Lane Priest.
»Ich glaube, Sie haben kein Baby im Bauch. Ich glaube, Sie haben einen Verband auf dem Bauch, der die Stelle schützt, an der MeChelle Sie verletzt hat.«
»Das ist doch lächerlich!«, sagte Lane.
»Ich kann ja rausgehen«, sagte Gooch. »Dann können Sie dieser netten Polizistin Ihren Bauch zeigen.«
Lane Priests Gesichtszüge verhärteten sich. Sie stand lange reglos da. »Ich denke, es ist Zeit, dass Sie gehen.«
»Nur einen schnellen Blick«, sagte Gooch. »Wenn Sie nicht in diesem Zimmer waren, dann müssen Sie sich ja auch keine Sorgen machen, und …«
»Das ist eine interessante Theorie«, sagte Lane Priest. »Aber haben Sie Beweise? Irgendwelche?«
»Hey, hören Sie«, sagte Gooch. »Ich mache Ihnen ja gar keine Vorwürfe. Wäre ich Sie gewesen, hätte ich Joe auch ausschalten wollen.«
»Ich gehe jetzt.«
Gooch streckte den Arm aus und packte ihr Handgelenk.
»Lassen Sie mich los«, sagte Lane Priest.
Aber Gooch ließ nicht los.
»Die Wahrheit ist«, sagte Gooch, »dass Sie MeChelle in das Zimmer eingesperrt haben, um sie als Köder zu benutzen. Und ich habe mich eines gefragt. Ganz offensichtlich war Joe uns von Anfang an auf den Fersen. Ich meine, ich erhielt den Anruf, der mich zum Fuzzy’s raus bestellte, keine zehn Minuten, nachdem ich Ihr Haus verlassen hatte. Aber wer hat Joe von MeChelle erzählt? Ich ganz sicher nicht.«
»Lassen Sie meinen Arm los.«
Gooch ignorierte sie. »Ich habe mir überlegt, hey, der Einzige, der Ihren Mann hätte gewarnt haben können, war genau derjenige, der MeChelle überhaupt in dieses Zimmer gesperrt hat. Sie haben die ganze Sache so geplant, dass Joe am Ende mit einem Gewehr losziehen und der Sache ein Ende bereiten musste. Er ist wahrscheinlich davon ausgegangen, dass Nathan dahintersteckt. Sie waren auf ein Duell aus. Sie wollten nicht, dass er verhaftet wird. Sie wollten nicht, dass er angeklagt wird. Sie wollten, dass er in einen Schusswechsel mit jemand anders gerät, oh, vielleicht mit einem Ex-Bullen, der bei den Special Forces war, ein bisschen Kampfkunst kann und von dem öffentlich bekannt ist, dass er ganz ordentlich schießt. Jemand, gegen den Ihr Mann keine Chance hat. Jemand wie, sagen wir … mich? « Gooch lächelte. »Ganz schlicht, Sie wollten ihn umlegen
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