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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ist.«
    Â»â€ºMeine Trinkerei‹? Das klingt, als wäre ich ein Gewohnheitstrinker.«
    Â»Du wirst allmählich einer. Was ist mit dir los?«
    Â»Nichts.«
    Â»Ach, tatsächlich? Würdest du die letzten achtundvierzig Stunden als typisch bezeichnen? Als du gestern morgen heimgekommen bist, hast du wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm ausgesehen. Weiß der Teufel, wie lange du nicht mehr geschlafen hattest. Du hast mir deine lange Abwesenheit oder dein Aussehen mit keinem Wort zu erklären versucht. Du hast dich nicht dafür interessiert, wie es mir oder den Kindern geht. Du bist sofort in dein Zimmer hinaufgegangen, hast dich hier verkrochen und bist seitdem nicht herausgekommen.«
    Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, knallte sie die Flasche wieder auf den Schreibtisch. »Du bist stinkbesoffen, und ich habe dich weinen gehört. Ersteres macht mich wütend, letzteres bricht mir das Herz. George«, sagte Amanda bittend, »wie soll ich dir helfen können, wenn du mir nicht sagst, was dich bedrückt?«
    Â»Mich bedrückt nichts.«
    Â»Verdammt, George, seit wann hat sich deine Auffassung von einer guten Ehe verändert?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Wenn du dich mir nicht anvertraust, führen wir doch keine Ehe mehr, jedenfalls nicht die, die wir einander versprochen haben. Aber zumindest auf dem Papier bin ich nach wie vor deine Ehefrau, deshalb will ich wissen, was zum Teufel hier vorgeht.«

    Â»Herrgott, bist du taub?« brüllte er. »Ich habe nichts!«
    Sie wich vor seinem aufbrausenden Zorn nicht zurück. »Lüg mich nicht an«, sagte sie eisig. »Denkst du, ich merke nicht, wie du zusehends verfällst?«
    Â»Laß mich in Ruhe.«
    Â»Nein, das tue ich nicht«, gab sie zurück und schüttelte den Kopf, daß ihre glatte Pagenfrisur flog. »Du bist mein Mann. Ich liebe dich. Ich würde mein Leben für dich opfern. Aber erst muß ich wissen, was dich von einem mustergültigen Arzt, Ehemann und Vater in einen brabbelnden Trinker verwandelt hat.«
    George funkelte sie an, aber sie hielt seinem Blick stand. Amanda konnte unbarmherzig stur sein. »Dein Problem hängt mit David zusammen, nicht wahr? Gib dir keine Mühe, das zu leugnen. Ich weiß genau, daß er hinter deiner persönlichen Krise steckt. Was hat sie ausgelöst?«
    Â»Laß es gut sein, Amanda.«
    Â»Was hat er von dir verlangt?«
    Â»Du sollst aufhören, hab’ ich gesagt.«
    Â»Womit hat er dich in der Hand?«
    Â»Hat er nicht!«
    Â»Hat er doch!« widersprach sie ebenso laut. »Und wenn du dich nicht davon freimachst, vernichtet er dich.«
    George sprang auf und hämmerte mit beiden Fäusten auf die Schreibtischplatte. »Die Frau ist gestorben, okay?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Also, jetzt habe ich’s gesagt. Ich habe dir mein Problem anvertraut. Bist du jetzt glücklich? Zufrieden?«
    Â»Du sprichst von der Krankenschwester.«
    Â»Ja, von der Krankenschwester, die vor drei Tagen in unserem Ferienhaus gestorben ist. An plötzlichem Herzstillstand.« Er senkte den Kopf und umfaßte ihn mit beiden Händen. »Ich habe mich bemüht, sie wiederzubeleben, aber das ist mir nicht
gelungen. Ich habe versagt, und sie ist gestorben.« Seine Schultern zuckten, als ihm ein Schluchzen entfuhr.
    Â»Warst du betrunken?«
    Â»Ich hatte ein Valium genommen, sonst nichts.«
    Â»Du hast alles getan, was du konntest?«
    Er nickte. »Ich habe eine halbe Stunde lang versucht, sie wiederzubeleben. Dann haben die Secret-Service-Agenten mich von ihr weggezogen und gesagt, das habe keinen Zweck und sei reine Zeitverschwendung.«
    Amanda holte stockend Luft, dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. »Das tut mir leid, George«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Er sehnte sich danach, ihr Mitgefühl anzunehmen. Er wußte, daß sie trotz der zornigen Worte, die sie gewechselt hatten, die Arme für ihn ausbreiten würde. Ihr Busen wäre weich, ihre Stimme tröstend, ihre Umarmung ein Zufluchtsort, wo er sich verkriechen und vielleicht für gewisse Zeit vor seinen Dämonen verstecken konnte.
    Aber er hatte ihren Trost und ihre Verzeihung nicht verdient. Seine krasse Unwürdigkeit weckte in ihm Ressentiments gegen ihre Bereitschaft, solche bedingungslose Liebe zu geben. Deshalb wies er sie zurück und zuckte mit der Schulter, so daß ihre Hand abglitt.

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