Blitz schickt seinen Sohn
ist das Ziel!«
Als Alec Vulkan wendete, hörte er Mike sagen: »Also, auf den letzten 400 Metern soll er zeigen, was er kann, Lan! Sowie er anfängt zu bummeln, zeigst du ihm die Peitsche. Das wird ihm Beine machen!« Inzwischen war es heiß geworden, und alle andren Pferde hatten die Bahn verlassen. Alec sah aber, daß viele Trainer, Pfleger und Jockeys vor den Tribünen bei den Presseleuten verweilten: sie wollten den riesigen zweijährigen Rappen rennen sehen!
Lanny ritt neben Alec, als sie die erste Wendemarke umrundeten. »Jetzt werden wir mal sehen, was die beiden hergeben!« rief er. »Chef ist zwar schnell, aber manchmal vergißt er sich mittendrin und fängt an zu bummeln, wenn ich ihn gerade im Schwung habe; dann muß ich ihm das hier zeigen!« Er deutete auf die Reitpeitsche, die er im Stiefelschaft stecken hatte.
Beim 1200-Meter-Pfosten ließen sie die Zügel locker, und ihre Pferde fielen in einen leichten Galopp. Vulkan kämpfte wie gewohnt im Galoppieren um seinen Kopf; sein langer schwarzer Schweif wehte hinter ihm her wie eine Flagge im Wind. Chef hatte die Führung, und Lanny hielt ihn weisungsgemäß dicht am Zaun. Alec machte keinen Versuch, ihn einzuholen; er stand immer noch halb in den Steigbügeln, in ständigem Bemühen, Vulkan zurückzuhalten, denn er war bestrebt, Henrys Weisung — 800 Meter nur leichten Galopp — genau einzuhalten und Vulkan den Kopf erst freizugeben, wenn sie den letzten 400-Meter-Pfosten erreicht hatten. Vulkan war aufgebracht, daß er zurückgehalten wurde, während Chef seinen Vorsprung vergrößerte. »Ruhig, Vulkan, ruhig!« beschwichtigte ihn Alec, »das ist ja erst der Anfang!« Das Pferd hörte auf seines Reiters Mahnung und legte die Ohren zurück. Doch sein Drang war zu groß, er spitzte sie gleich wieder und verlangte Freiheit.
Das weiße Band des Innenzauns flog vorbei, als sie die Gerade hinunterdonnerten und sich den letzten 400 Metern näherten. Chef galoppierte jetzt vier Längen vor ihnen. »Ruhig, Vulkan, ruhig! Nur ein kleines Stück noch!« rief Alec seinem Pferd zu. Vulkan aber wünschte zu zeigen, was er konnte. Daß der Braune so weit vor ihm dahinflog, ließ ihn vor Ungeduld schäumen. Alecs Arme schmerzten von dem gewaltsamen Zurückhalten. Endlich sah er den Markierungspfahl vorüberhuschen. Chef schoß vorwärts, da ihm Lanny die Zügel freigegeben hatte. Mit einem Schrei der Erlösung lockerte nun auch Alec seinen krampfhaften Griff und beugte sich tief auf Vulkans Hals. Die sogleich rasant werdende Geschwindigkeit raubte ihm den Atem, und einige Sekunden hing er wie verloren in Vulkans Mähne. Dann peitschte der Wind sein Gesicht hochrot, und fast hysterisch hörte er sich selbst schreien: »Jetzt lauf, Vulkan, lauf!«
Aber der riesige Hengst bedurfte keines Ansporns. Einmal freigegeben, flog er dahin wie Feuer vor dem Wind. Mit donnernden Hufen jagte er die Gerade entlang. Die Entfernung zwischen ihm und dem schnell galoppierenden Braunen verringerte sich zusehends. Noch etwa die Hälfte der Strecke lag vor ihnen. Alec erkannte, daß Vulkan wie ein Geschoß an Chef vorbeisausen würde. Der Hengst entwickelte eine erstaunliche Schnelligkeit, wie er da hinter dem rasch galoppierenden Braunen herjagte. Alec zog am rechten Zügel, um ihn außen an Chef vorbeizulenken... Jetzt hatten sie ihn eingeholt... Noch zwei, drei Sätze, und sie waren an ihm vorbei. Da riß Lanny die Reitpeitsche aus dem Stiefelschaft, um sein Pferd zu veranlassen, das Äußerste herzugeben. Alec sah es aus seinem Augenwinkel... aber Vulkan sah es ebenfalls... Er warf den Kopf zur Seite, brach aus und prallte mit voller Wucht gegen den Zaun.
SECHZEHNTES KAPITEL
Das Sanford-Rennen
Sie standen in der Mitte des Stallgeländes. Alec hielt mit einer Hand die Longe, die an Vulkans Halfter befestigt war. Henry stand neben ihm. »Bist du ganz sicher, daß sein Bein wieder in Ordnung ist, so daß wir ihn bald auf der Bahn arbeiten können?« fragte Alec ängstlich, ohne ein Auge von seinem Pferd zu lassen.
»Ganz sicher! Ich hab’s dir ja schon gesagt«, antwortete Henry. »Die Wunde war schon ein paar Tage nach dem Unfall gut verheilt. Wir mußten ihn nur von zu wildem Herumspielen abhalten, und das haben wir getan. Jetzt müssen wir nur noch kurze Zeit Geduld haben, damit sich seine Muskeln langsam kräftigen... Es ist, als ob wir feines Glas formten.«
Vulkan hörte auf zu grasen, schüttelte den Kopf und zerrte an der Longe. »Er ist begierig zu rennen,
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