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Blitz und der Feuerteufel

Blitz und der Feuerteufel

Titel: Blitz und der Feuerteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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alles, was Alec sagte, war: »Du kommst ein bißchen spät, Henry.«
    Henry lächelte und trat in die Box; seine krummen Reiterbeine trugen ihn geschwind über das Stroh. »Aber doch nicht zu spät!« antwortete er und reichte Georg die Hand zum Gruß: »Guten Tag! Ich bin Henry Dailey.« Dann nickte er zu Feuerteufel hinüber und fuhr fort: »Ich habe schon eine Weile draußen gestanden und ihn mir angeschaut, während ihr beide miteinander gesprochen habt. Ein großartiger junger Hengst! Ein wunderschönes Pferd! Genau, wie du gesagt hast, Alec!«
    Henry nahm seinen abgetragenen alten Hut vom Kopf und fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn und das schüttere weiße Haar. »Ein sengend heißer Tag«, stellte er fest, wieder zu Georg gewendet, »das ist die Temperatur, bei der man dankbar sein muß, wenn man keine Haare mehr besitzt, die einen noch mehr schwitzen machen würden!«
    Der alte Groom runzelte die Stirn und schob seinen Priem von der einen in die andere Backe. Er hatte es nicht gern, an seine Glatze erinnert zu werden. Auch war es ihm zuwider, mit welcher Selbstverständlichkeit und Lässigkeit dieser Mann sozusagen den Befehl über den Stall übernahm. Alec war gleichfalls beeindruckt von Henrys Auftreten; er gab sich, als wenn nichts Ungewöhnliches geschehen wäre, als ob er auf der Roosevelt-Rennbahn jeden Tag zu tun hätte.
    Henry setzte seinen alten Hut wieder auf. »Laß uns eine Tasse Kaffee trinken gehen, Alec, und dabei die Sache besprechen«, sagte er. Vor der Box blieb er stehen und sah zurück zu Georg: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, schlage ich vor, daß Sie mit Jimmy erst telefonieren, wenn wir zurückkommen; ich möchte ihm nämlich auch gern ein paar Worte sagen.« Dann traf sein Blick Alec, als er hinzusetzte: »Ich habe so ein Gefühl, daß wir vorerst noch nicht nach Hause fahren werden.«
    Auf dem Weg zur Kantine sprach Henry nur über nebensächliche Dinge. Nachdem der Kaffee gebracht worden war, berichtete er zunächst von daheim.
    »Auf der Farm ist alles in Ordnung«, sagte er. »Die War Admiral-Tochter hat ihre Erkältung überwunden, ich habe den Tierarzt kommen und ihr Terramycin-Spritzen geben lassen. Der einzige Nachteil an diesen Medikamenten ist ihr hoher Preis. Unsere Tierarztrechnung für den letzten Monat macht so viel aus wie der Kaufpreis einer neuen Zuchtstute.«
    »Hauptsache, daß uns kein Pferd eingegangen ist«, warf Alec ein.
    »Ja, natürlich. Ich stimme dir hundertprozentig zu, das weißt du, Alec. Ich wollte nur sagen, daß wir reichlich viel Krankheit dieses Jahr im Stall hatten.« Henry machte eine Pause und setzte hinzu: »Blitz ist prächtig auf dem Posten, nur vermißt er dich, Alec!«
    Er trank seinen Kaffee aus und holte sich eine neue Tasse. Als er zurückkam, sprach er zum erstenmal über die Roosevelt-Bahn. Seine Art zu reden änderte sich nicht; sie war ebenso lässig wie zuvor. »Während ich dich vorhin suchte, habe ich mir die Pferde hier genau angesehen, und ich muß gestehen, daß sie sich sehr von den früheren Trabern unterscheiden. Wenn sich der Trabrennsport verändert hat, so haben das die Pferde ganz besonders getan!« Er kicherte. »Ich kann mich noch gut an meinen Vater erinnern, wenn er seine Stute vom Pflug abspannte und sie für ein am Nachmittag stattfindendes Trabrennen in die Stadt brachte. Das war damals nichts Ungewöhnliches. Man erwartete diese Leistungen von Trabern, und sie besaßen eine so robuste Konstitution.«
    Henry blickte zum Fenster hinaus in Richtung der Ställe. »Eigentlich sollte ich mich gar nicht so sehr über diese Veränderung wundern, denn ich habe mich nie um diesen Sport gekümmert. Es sind jetzt rassige Pferde, denen niemand mehr zumuten könnte, einen Pflug zu ziehen. Sie sind auf Schnelligkeit gezüchtet und nicht mehr zur Arbeit.« Er kicherte wieder. »Warum ich angenommen habe, der Trabrennsport würde auf der Stelle stehengeblieben sein, obwohl der Galopprennsport so enorm vorangekommen ist, weiß ich wahrhaftig nicht. Aber diese Traber sind das Ergebnis sorgfältiger, wohlüberlegter Linienzucht. Einige von ihnen haben einen ebenso feinen Knochenbau, wie ich ihn auf unseren Bahnen zu sehen gewöhnt bin.«
    Alec sagte: »Ich habe mir’s gedacht, daß du Feuerteufel gern haben würdest.«
    »Ja, ich habe ihn einbezogen; er ist noch rassiger als die anderen. Er hat viel von Blitz mitbekommen, da besteht kein Zweifel.« Henry verstummte, und als er fortfuhr, hatte seine Stimme die Lässigkeit

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