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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Frauen drängten sich mit Alec durch das Eisentor und gingen neben ihm her die Auffahrt entlang. „Wir wohnen im nächsten Block“, erklärte ihm die eine. „Somit sind wir Nachbarn, Alec.“
    „Es ist aufregend, ein so berühmtes Pferd so nahe zu haben, sozusagen in unserem eigenen Hinterhof“, erklärte die andere. „Du mußt doch mächtig stolz sein, daß sich so viele Leute hier eingefunden haben, um dein Pferd zu sehen.“
    „Gewiß“, antwortete Alec höflich. Als er die Stalltür öffnete, fügte er hinzu: „Tut mir leid, aber ich muß Sie bitten, hier an der Tür stehenzubleiben. Blitz ist Besucher nicht gewöhnt.“
    „Alles, was wir uns wünschen, ist ein kurzer Blick“, sagte die eine.
    „Bloß, um sagen zu können, daß wir ihn gesehen haben“, fügte die andere hinzu.
    Blitz streckte seinen Kopf über die Tür der Box und wieherte, als er Alec sah, der zu ihm hinging, ihn zwischen den Augen kraute und ihm eine Mohrrübe reichte.
    Wenige Minuten später führte Alec die beiden Frauen zum Eingangstor zurück, wo sein Vater schon mit den nächsten beiden Besuchern wartete. Er wußte, daß das nun ununterbrochen so lange fortgehen würde, wie Blitz in Flushing blieb.
    Es waren einige Stunden vergangen, als Alec Henry erblickte, wie er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Sein Vater war ins Haus hinübergegangen, um sich ein wenig zu erholen, und das Tor war verschlossen.
    „Alec!“ rief Henry. „Laß mich hinein!“
    Alec ging mit den beiden Besuchern, denen er eben einen Blick auf Blitz gegönnt hatte, rasch den Kiesweg entlang, öffnete das Tor und ließ sie hinaus. Henry schlüpfte schnell herein, schlug das Tor zu und schloß es ab. „Heute werden keine weiteren Besucher mehr eingelassen!“ rief er den Leuten zu. „Der Hengst muß Ruhe haben.“ Seine Stimme klang so befehlerisch, daß sich die noch Wartenden fügten. Er nahm Alec am Arm und ging rasch mit ihm die Auffahrt entlang. „Geht dieses Theater etwa schon den ganzen Tag hier vor sich?“ erkundigte er sich.
    Alec nickte. „Seit acht Uhr früh.“
    „Wie geht es Blitz?“
    „Sehr gut! Ich habe niemanden nahe an ihn herangelassen.“
    Als sie beim Stall waren, fragte Henry: „Was bedeutet Jim Nevilles Bericht über den Start von Blitz im Rennen um den Internationalen Pokal?“
    Alec sah Henry an und las die große Sorge in seinem Gesicht: „Scheich Abu hat ihn für das Rennen gemeldet und die Gebühr entrichtet.“
    „Das weiß ich“, erwiderte Henry, „ich habe den Artikel gelesen. Aber hast du tatsächlich Neville gesagt, daß du das auf dich nehmen willst?“
    „Ja, das habe ich getan, Henry. Ich habe das Gefühl, daß ich es dem Andenken Scheich Abus schuldig bin. Er hat es sich gewünscht.“
    „Was sich jemand wünscht und was ausführbar ist — das sind oft zwei ganz verschiedene Sachen“, gab Henry zurück. „Ich kehre mich nicht daran, wie sehr Scheich Abu gewünscht hat, Blitz in diesem Rennen zu sehen. Er wäre doch selber nicht imstande gewesen, dieses unbändige Pferd auf der Rennbahn zu reiten. Wie oft soll ich dir denn noch sagen, Alec, daß es Wahnsinn ist, Blitz auf eine Rennbahn zu lassen, wo er auf so viele andere Hengste trifft. Glaubst du mir das denn nicht?“
    Alec antwortete nicht, und Henry fuhr fort: „Du redest dir ein, du könntest mit Blitz fertig werden, allem zum Trotz: den anderen Hengsten, der Menschenmenge, dem Lärm — kurz, allem, was zu einem großen Rennen gehört. Hab ich recht oder nicht?“
    „Ja, das glaube ich, Henry!“
    „Vielleicht gelänge es dir auch tatsächlich“, Henrys Stimme klang jetzt milder. „Vielleicht ginge aber auch alles schief — und dabei möchte ich nicht Zeuge sein.“
    „Aber es gelang mir doch in Chicago“, warf Alec ruhig ein.
    „Es gelang dir ganz und gar nicht, mein Sohn“, verbesserte ihn Henry. „Du hast die Gewalt über ihn verloren, sobald er die Bahn entlangraste. Er widersetzte sich dir, das weißt du so gut wie ich. Allein Gottes Güte war es zu danken, daß du heil geblieben bist und die anderen Teilnehmer ebenfalls. Blitz hat sich seit damals um kein Jota geändert, im Gegenteil; vielleicht ist er viel schlimmer, als wir wissen. Er ist einfach zu unbändig und zu eigenwillig, um auf eine Rennbahn gelassen zu werden. Das weißt du ganz genau.“
    „Demnach willst du nicht, daß ich ihn im Rennen um den Internationalen Pokal laufen lasse?“
    „Blitz gehört dir, Alec. Ich kann dir nur den guten Rat geben, dies Wagnis zu

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