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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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darunter in größerer
Schrift Judson H. Hillbrand. Seine Sekretärin klopfte sachte und erstarrte
dann, das Ohr fest gegen die Tür gepreßt. Ein paar Sekunden später richtete sie
sich auf, einen Ausdruck der Erleichterung auf dem Gesicht.
    »Mr. Hillbrand sagt, Sie
könnten nun eintreten, Lieutenant.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte
ich neugierig.
    »Es ist schwierig«, gab sie zu.
»Sehen Sie, Mr. Hillbrand hält nichts davon, jemals seine Stimme zu erheben,
und er besteht darauf, daß die ganze Zeit über die Bürotür geschlossen bleibt.«
    Sie preßte sich plötzlich gegen
die Wand, streckte dann eine Hand aus und drehte schnell am Türknauf. Als die
Tür ein paar Zentimeter aufgeschwungen war, preßte sie sich rasch erneut an die
Wand.
    »Kann er auch Ihren Anblick
nicht ertragen?« fragte ich. »Sekretärinnen soll man weder sehen noch hören,
jedenfalls nicht unnötig«, zischte sie. »Bitte gehen Sie jetzt hinein,
Lieutenant. Wenn es etwas gibt, was Mr. Hillbrand verabscheut, so sind es
Pausen.«
    Ich betrat benommen das
geräumige Zimmer und schloß sorgfältig die Tür hinter mir. Die Stille wurde
absolut, abgesehen von dem sonoren Ticken der Großvateruhr. Massive
Mahagoniregale standen an einer Wand entlang, und meine Füße versanken beinahe
knöcheltief in einem dunkelbraunen Teppich. Ein großer Rosenholzschreibtisch,
der liebevoll bis zu weichem, seidigem Glanz poliert war, stand auf der
gegenüberliegenden Seite des Raums. Der zierlich aussehende kleine Mann, der
dahinter saß, stand auf, als ich mich näherte, und verbeugt sich höflich. Sein
dunkler Anzug schien für ihn um mehrere Nummern zu groß zu sein, und der hohe
Kragen seines weißen Hemds hing lose um den mageren Hals. Die dünne marineblaue
Krawatte hatte einen winzigen Knoten. Aber was mich von allem am meisten
faszinierte, waren die beiden dünnen langen Haarsträhnen, die über den sonst
kahlen und knochigen Schädel zurückgestrichen waren. Hinter der goldgefaßten altmodischen Brille beobachteten mich zwei blaßblaue Augen, ohne zu blinzeln.
    »Mr. Hillbrand?« Ich blieb
einen guten Meter vor dem Schreibtisch stehen.
    »Natürlich.« Seine Stimme war
unmelodisch wie ein gesprungener Gong, aber die Tonhöhe veränderte sich nicht
im geringsten. »Und Sie sind Lieutenant Wheeler vom Büro des County-Sheriffs?
Setzen Sie sich, Lieutenant.« Er winkte mit einer dünnen, durchsichtig
aussehenden Hand auf einen massiven Sessel mit einer bösartig geschnitzten
Rücklehne.
    Ich setzte mich, aber das
Sitzpolster gab nicht um den Bruchteil eines Millimeters nach. »Ich möchte
nicht Ihre Zeit vergeuden, Mr. Hillbrand«, sagte ich höflich, »aber...«
    »Meine Zeit vergeuden?« Er
kicherte plötzlich. »Unsinn! Das ist der erste Besuch, den wir von der hiesigen
Polizeibehörde erhalten, und ich bin entzückt, daß Sie uns persönlich
aufsuchen, mein Junge.«
    »Danke«, sagte ich verlegen.
»Da ist noch etwas, was ich vielleicht erwähnen sollte — «
    »Was halten Sie von meiner
neuen Fabrik, he?« Er lachte vergnügt. »Die beste ihrer Größe im ganzen County.
Hat hübsch viel gekostet, aber sie ist jeden Penny wert. Wir haben fast
zweitausend Beschäftigte hier. Wissen Sie?« Er kicherte erneut. »Aber keiner
von ihnen wird Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten machen, Lieutenant, dafür
garantiere ich Ihnen persönlich. Ich habe die Zügel fest in der Hand, und die
Leute wissen das. Dies hier ist seit über hundert Jahren ein
Familienunternehmen gewesen, und auf der Brücke ist nur Platz für einen
Kapitän. Jeder Mann, der hier arbeitet, bekommt mehr bezahlt, als die
Gewerkschaft fordert, und er weiß seinen Job zu schätzen. Und er weiß auch, daß
ich keinerlei Unsinn hier dulde. Ein Schritt vom Wege, und er fliegt hinaus,
ungeachtet irgendwelcher Fähigkeiten.«
    »Davon bin ich überzeugt, Mr.
Hillbrand.« Ich machte eine flüchtige Pause, um Luft zu schöpfen, und schon
redete er wieder weiter.
    »Präzisionsarbeit, Lieutenant.
Hillbrand ist die beste Firma im ganzen Land. Für uns gibt es keine Plus- und
Minustoleranz — wir leisten Präzisionsarbeit !«
    »Ich möchte Sie nicht unnötig
erschrecken, Mr. Hillbrand«, plapperte ich, »aber ich gehe einer Meldung nach,
daß einer Ihrer leitenden Angestellten vermißt wird.«
    »Wie bitte, mein Junge?« Er
erstarrte einen Augenblick lang und warf einen schnellen Blick auf das große
gerahmte Bild auf seinem Schreibtisch, direkt neben seinem linken Ellbogen.
»Nein, das ist

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