Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
Vom Netzwerk:
überließ. Damit die sie an die entsprechenden Geräte anschlossen und ihren Atem stabilisierten. Er war für so was einfach nicht ausgerüstet.
    Kowalski konnte sie später abholen. Vom Krankenhaus oder von der Leichenhalle, falls es dazu kam. Aus beiden konnte man leichter verschwinden als aus dem Hotel in den nächsten zehn Minuten .
    Die Zeit, die die städtischen Rettungssanitäter zum Einsatzort benötigten, variierte; er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Philadelphia die schlechtesten Zeiten im ganzen Land hatte. Er hoffte, dass man ihn heute Nacht eines Besseren belehrte.

Null
    S ie wollte weinen. Er hatte sich ganz schön anstrengen müssen, um seine Luft in Lungen zu pressen, die sie nicht spürte. Seine Lippen drückten gegen ihre, aber das konnte sie ebenso wenig spüren. Vielleicht weinte sie bereits. Sie war nicht imstande, die Tränen auf ihren Wangen zu fühlen.
    Sie spürte also gar nichts, aber sie konnte sehen und hören und denken.
    Und sie wusste genau, was passiert war.
    Damals im Labor hatte sie zufällig belauscht, wie die anderen ihre Vermutungen angestellt hatten.
    Partielle Bindung.
    Wenn die sich selbst vervielfältigenden, supramolekularen Bausteine – oh, wie der Boss von Anfang an den Spitznamen Mary Kates gehasst hatte -, wenn diese Bausteine also vor einer Entscheidung standen, setzten sie sich auf null zurück. Genau das musste bei ihr passiert sein. Die Aufzugtüren mochten sich eine Sekunde oder den Bruchteil einer Millisekunde geöffnet haben, das spielte für die Mary Kates keine Rolle. Sie setzten sich auf null zurück.
    Und ließen sie auf überaus kreative Weise mit einem Hirnschaden zurück.
    Es war nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie hatte geglaubt, es würde schnell und effizient ablaufen.
    Jetzt hoffte sie, sie würde lang genug leben, um sich zu rächen. Und um noch einmal in die Augen des letzten
Mannes zu blicken, den sie zum Tode verurteilt hatte.
    Ihr Retter mit der Vorliebe für Diät-Cola.
    Während er seine Lippen auf die ihren presste, lag echte Besorgnis in seinen blauen Augen.
    Und dann tauchte der andere Typ auf. Der, den der Boss geschickt hatte.
    »Wie heißen Sie?«
    »Brian.«
    »Brian, haben Sie ihr eine Mund-zu-Mund-Beatmung gegeben?«
    Ja, der Typ wusste Bescheid. Aber er war kein komplettes Arschloch. Er forderte Brian auf, sich zu waschen und den Mund auszuspülen; als würde das helfen. Immerhin war es eine Geste der Menschlichkeit.
    Und dann sah ihr der Mann, den der Boss geschickt hatte, in die Augen, und irgendwie spürte er, dass sie noch da drin war, denn er berührte ihr Kinn mit seinem Zeigefinger und sprach zu ihr.
    »Tja, das war nicht sehr schlau.«

3:05 Uhr
    Empfang des Sheraton, Achtzehnte Straße
    D er Sicherheitstyp, Charles Lee Vincent, hatte die Eingangstüren verriegelt; zum großen Ärger eines
kraushaarigen Typen im Smoking. Er hatte den Kummerbund salopp über die Schulter geworfen, und seine Fliege war verschwunden. Doch Vincent schien sich einen Scheißdreck darum zu scheren. Er drückte dem Mitarbeiter am Empfang den Generalschlüssel in die Hand und sagte: »Nur die Cops und die Rettungsjungs reinlassen. Kapiert?« Oh ja, er hatte kapiert. Und für die nächsten neun Minuten – Jack sah sie auf einer Uhr, die über einem glitzernden Becken mit Koi-Karpfen in der Mitte der Empfangshalle hing, langsam verstreichen – blieben die Türen verschlossen. Der Typ mit den krausen Haaren drohte mit Prügeln und rechtlichen Schritten. Doch auch der Empfangstyp schien sich einen Scheißdreck um ihn zu scheren.
    Dann waren die Cops endlich da. Showtime. Rote und blaue Lichter tanzten über die Wände der Empfangshalle. Hätte man die Beleuchtung in der Lobby gedämpft, hätte es ausgesehen, als fände im Sheraton eine Disco-Nacht statt.
    Jack hielt sich bereit. Alles was er brauchte, war ein Taxi, das draußen vor der Tür stoppte. Das hier war ein Hotel. Sicher, es war drei Uhr morgens, aber Taxis wurden von Hotels angezogen wie Metallplomben von einem Magneten, oder? Saß er erst mal in einem Taxi, schaffte er es auch zum Flughafen. Im Flughafen waren jede Menge Leute, egal zu welcher Tageszeit. Er konnte eine Krankheit simulieren, sich vom Sicherheitsdienst begleiten lassen und die ganze Zeit in der Nähe der betreffenden Person bleiben.
Dann ein Flugticket nach Washington kaufen. Er konnte die Kreditkarte seiner Hypothekenbank benutzen. Sie war für Notfälle gedacht – Theresa hatte das Konto noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher