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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Blick auf den Rock Creek Park gebeten, und ich muss gestehen, dass sich ein durchaus spektakulärer Anblick bot. Dasselbe ließ sich auch von Kayla sagen, die ein weißes Seidenjackett mit beigefarbenem Top trug, dazu eine lange, schwarze Hose und um die Hüften eine hübsche, goldene Schärpe, die locker seitlich herabfiel.
    Wir bestellten eine Flasche Pinot Noir und genossen anschließend ein vorzügliches Mahl, dessen Höhepunkte in einer Schwarzbohnen-und-Ziegenkäse-Pastete, die wir uns teilten, ihrem Arktis-Saibling, meinem Rib-Eye-Steak au poivre sowie einem Zartbitterschokoladen-Pralinen-Becher für zwei bestanden. Alles, was das New Heights Restaurant zu bieten hatte, schien wie für uns gemacht: Die Kirschbäume vor dem Eingang, die im Herbst noch blühten, ein paar wirklich interessante Werke einheimischer Künstler an den Wänden, köstliche Düfte nach Fenchel und geröstetem Knoblauch, die durch den Speisesaal schwebten, Kerzen, wo immer unsere Blicke sich auch hin wandten. Mein Blick war jedoch überwiegend auf Kayla gerichtet, in der Regel auf ihre Augen, die tiefbraun, wunderschön und intelligent waren.
    Nach dem Essen schlenderten wir über die Duke-Ellington-Brücke, in Richtung der vielen Bars und Kneipen im Latino-Viertel Adams Morgan und an der Columbia Road. Wir blieben vor einem meiner Lieblingsgeschäfte in Washington stehen, Crookes Beat Records, und ich schenkte Kayla ein paar Aufnahmen von Alex Chilton und John Coltrane. Bedient wurden wir von Neil Becton, einem der Besitzer des Ladens
und gleichzeitig einem alten Freund, der früher einmal für die Washington Post geschrieben hat. Dann gelangten wir in das Kabani Village, nur wenige Schritte von der Straße entfernt. Im Verlauf der folgenden Stunde tranken wir Mojitos und schauten einer Theatergruppe beim Proben zu.
    Auf dem Rückweg zu meinem Auto hielten wir Händchen und redeten ununterbrochen. Dann gab Kayla mir einen Kuss − auf die Wange.
    Was sollte das denn bedeuten? »Vielen Dank für diesen Abend«, sagte sie. »Er war einfach perfekt, Alex. Genau wie du.«
    »Ja, nett war’s, nicht wahr?«, erwiderte ich. Der schwesterliche Kuss machte mir zu schaffen.
    Sie lächelte. »Ich habe dich noch nie so locker erlebt.«
    Ich glaube, das war das Beste, was sie in diesem Moment sagen konnte, und war sogar so etwas wie eine kleine Wiedergutmachung für den Wangenkuss. Eine sehr kleine.
    Dann gab Kayla mir einen Kuss auf den Mund, und ich küsste sie zurück. Das war viel besser, genau wie der Rest der Nacht in ihrer Wohnung in Capitol Hill. Wenigstens ein paar Stunden lang hatte ich das Gefühl, als würde mein Leben vielleicht langsam wieder einen Sinn ergeben.

43
    Der Schlachter war eigentlich schon immer der Meinung gewesen, dass Venedig überschätzt wurde.
    Aber heutzutage, mit diesem niemals endenden Ansturm von Touristen, vor allem dieser arroganten, hoffnungslos naiven Amerikaner, da musste ihm jeder Recht geben, der auch nur einen Funken Verstand beisammen hatte. Obwohl, vielleicht auch nicht. Die meisten Menschen, die er kannte, waren schließlich Vollidioten, wenn man mal ehrlich war. Das hatte er schon mit fünfzehn Jahren gelernt, auf den Straßen von Brooklyn, nachdem er zum dritten oder vierten Mal von zu Hause abgehauen war, als Heranwachsender, als verhaltensauffälliger Jugendlicher, als Opfer der Umstände oder vielleicht einfach als geborener Psychopath.
    Als er bei der Piazzale Roma zu einem Wassertaxi hastete, das ihn an sein Ziel bringen sollte, da strahlte aus beinahe jedem Gesicht, das ihm begegnete, eine gewisse Begeisterung, vielleicht sogar Verehrung für Venedig. Volltrottel und Schafsköpfe . Nicht einer von denen hatte jemals selbständig eine originelle Idee entwickelt oder war ohne Zuhilfenahme eines dämlichen Ratgebers zu irgendeinem Entschluss gekommen. Trotzdem, er musste zugeben, dass der Anblick dieser vielen antiken Villen, die langsam im Sumpf versanken, bei gutem Licht durchaus atemberaubend sein konnte, vor allem aus der Entfernung.
    Aber sobald er an Bord des Wassertaxis war, dachte er an nichts anderes mehr als an seinen Auftrag − Martin und Marcia Harris.
    Das dachten jedenfalls ihre ahnungslosen Nachbarn und
Bekannten in Madison, Wisconsin. Es spielte keine Rolle, wer die beiden wirklich waren, wenn auch Sullivan ihre wahre Identität kannte. Wichtiger waren die einhunderttausend Dollar zuzüglich Spesen, die bereits auf seinem Schweizer Konto lagen, und das für ein paar Tage Arbeit.

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