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Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Titel: Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht der erste Mann, mit dem sie Sex gehabt hatte. Und doch war es mit keinem so gewesen wie mit ihm. Petra konnte es nicht in Worte fassen, worin der Unterschied genau bestand.
    Sie ging zum Fenster, blickte auf die Ecke Fifth Avenue/Central Park West. Man hatte eine fantastische Aussicht von hier aus. Bis weit in den Central Park hinein.
    Einige Augenblicke lang sah Petra dem bunten Treiben auf dem Heckscher Playground zu, dann drehte sie sich um, ging in Richtung Bad.
    Sie fühlte sich benommen und leicht schwindelig.
    Ihre Gedanken waren bei Jean-Aristide Leroque, jenem geheimnisvollen Mann, der sie wie niemand zuvor in seinen geradezu magischen Bann geschlagen hatte.
    "Die Nacht - sie gehört uns. Auf ewig."
    Die Worte aus dem Brief hallten in ihrem Bewusstsein wieder. War es wirklich rote Tinte , mit der er geschrieben worden war? Ein absurder Gedanke!, schalt sie sie sich selbst eine Närrin. Womit denn sonst?
    Sie erreichte das Bad, blickte in den Spiegel...
    ...und erschrak!
    Zwei kleine Wunden waren deutlich an ihrem Hals erkennbar.
    Sie sahen aus wie...
    ...ein Bissmal!, durchzuckte es Petra mit eisigem Schrecken.
    Sie schaute sich die Wunden genauer an.
    Du spinnst!, dachte sie dann. Jean ist schließlich nicht Bela Lugosi!
    *
    Immer wieder stellte Petra in den folgenden Wochen solche charakteristischen Male an ihrem Körper fest, wenn sie mit Leroque zusammen gewesen war. Sie sprach ihn nicht darauf an, fragte auch nicht, wenn sie sein Saugen spürte. Ein Eindruck, der ohnehin nur sehr flüchtig war, weil er sogleich von Gefühlen einer überwältigenden Ekstase verdrängt wurde.
    Immer, wenn das geschah, war es Petras einzige Sorge, dass dieser Zustand irgendwann wieder aufhören würde.
    Sie trafen sich stets nur nach Einbruch der Dunkelheit.
    Insbesondere im Sommer blieben ihnen dadurch nur wenige Stunden.
    Auch was diesen Umstand betraf, hakte Petra nicht nach.
    Sie genoss einfach, was ihr widerfuhr.
    Einmal erwachte sie mitten in der Nacht an seiner Seite, stellte fest, dass er keineswegs schlief. Sie legte den Kopf an seine Brust und hatte eigentlich erwartet, sein Herz schlagen zu spüren.
    Aber da war nichts.
    Leroque strich Petra über das Haar.
    "Warum schläfst du nicht?", fragte sie.
    "Wer sagt denn, dass die Nacht zum schlafen da ist?", fragte er.
    Dann herrschte eine ganze Weile Schweigen.
    Der Mond stand hell und klar über dem Central Park und leuchtete durch das Schlafzimmerfenster.
    Schließlich fragte Leroque: "Warum bist du Künstlerin geworden, Petra?"
    "Ich weiß es nicht. Es war einfach ein innerer Drang. Ich konnte nichts dagegen tun."
    "Ich denke, es gibt nur eine einzige Motivation, die hinter jeglicher Kunst steht, Petra."
    "So?"
    "Das Streben nach ewiger Existenz. Wenn es schon nicht möglich ist, dass man selbst die Zeitalter überdauert, dann vielleicht doch wenigstens eines der Werke, die man geschaffen hat."
    "Darüber habe ich noch nie nachgedacht", erwiderte sie nach einer kurzen Pause. "Aber vielleicht hast du Recht!"
    "Der Wille zu Leben ist die Wurzel des Künstlertums, mon amour..."
    "Das klingt, als hättest du selbst Erfahrungen in diesem Bereich."
    "Non, non... Aber ich bin ein geduldiger Observateur -
    Beobachter - menschlichen Lebens."
    Er spricht von den Menschen, als ob er nicht dazugehörte!, ging es Petra durch den Kopf. Wie ein Alien vom Mars, das die Erdbewohner interessiert studierte, in ihnen aber letztlich etwas Fremdes, Unverständliches sah.
    Petra setzt sich auf.
    Sie war auf einmal hellwach.
    Der Vollmond wirkte wie das große Auge eines Riesen, der sie fragend anstarrte.
    Leroque umfasste ihre Schultern.
    Seine Hände waren kalt. Kalt wie der Tod. Nie zuvor war ihr dieses Detail aufgefallen, aber jetzt erschauderte sie geradezu. Ahnst du immer noch nicht, worauf du dich bei diesem Mann eingelassen hast?, ging es ihr durch den Kopf. Du kannst es nicht länger verdrängen...
    "Mich interessiert die Frage, ob du Künstlerin bleiben würdest, wenn du die Möglichkeit hättest, ewig zu existieren, mon amour."
    Petra drehte sich herum, sah Leroque an.
    "Was redest du da, Jean?"
    "Das ewige Leben ist kein Wunschtraum, Petra. Man kann es erreichen. Und ich biete es dir an..."
    Petra schluckte.
    "Du spinnst", flüsterte sie.
    Sie schlug die Bettdecke zur Seite, stand auf, ging nackt wie sie war zum Fenster und blickte hinaus. Die Arme verschränkte sie unter den Brüsten.
    "Hast du dich wirklich nie gefragt, was die Bissmale an deinem Körper zu bedeuten

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