Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
behielt er noch die Coolness, sich zu wehren. Er schleuderte seinen Dolch in Chases Richtung.
Die Waffe fuhr Chase in den Hals, drang tief in seine Kehle ein. Die Spitze durchdrang Speise- und Luftröhre.
Ein röchelnder Laut kam über Chases Lippen. Blut quoll aus der Wunde heraus. Der Schmerz hielt sich in Grenzen. Es gab sensiblere Körperstellen als das Gewebe am Hals.
Chase taumelte zurück, fühlte dann hinter sich die Wand.
Das Klatschen eines einzelnen Zuschauers ließ Chase erstarren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zur Tür.
Dort lehnte ein elegant gekleideter Mann mit langem, zu einem Pferdeschwanz zusammen gefassten Haar. In seinem Smoking wirkte er ziemlich overdressed.
Leroque!, durchzuckte es Chase.
Die Lässigkeit, mit der der Graf in der Tür stand, wirkte geradezu provozierend. "Bravo, mes amis! C'etait très bien!
Das war eine wunderbare Vorstellung!"
Chase wollte etwas erwidern.
Er brauchte seine Kehle zwar nicht mehr zum Atmen. Aber um sprechen zu können kam er nicht ohne sie aus. Kein Ton kam über seine Lippen.
Leroque näherte sich, verschränkte die Arme und fuhr fort:
"Hast du so etwas mal dem Fürst vorgeführt? Der wüsste es sicher zu schätzen. Mir gegenüber hat er mal behauptet, Racine und Molière persönlich kennengelernt zu haben. Ein Connaisseur ist er, was le theatre angeht aber auf jeden Fall!"
Chase umfasste den Griff des Dolchs, zog ihn aus dem Hals heraus. Er schleuderte die Waffe Leroque entgegen. Dieser lachte nur.
Mit einem unglaublich schnellen Reflex pflückte der Graf die Waffe aus der Luft. Er ritzte sich dabei noch nicht einmal die Hand.
"Du solltest doch inzwischen wissen, dass meine Kräfte die deinen bei weitem übersteigen, Chase." Leroque blickte auf die Klinge. Er verzog das Gesicht. "Eine unvollkommene Waffe!", maulte er. "Jedenfalls für den Kampf gegen Vampire..." Sein Gesicht bekam einen angespannten Zug. Er umfasste den Griff des Dolches. Die Klinge wurde rot, begann zu glühen. Geschmolzener Stahl tropfte zischend auf den Boden, brannte sich in das Parkett ein. Der Graf ließ den Griff los. "Ah, ich unterschätze immer wieder, wie heiß das wird... Mon dieu!"
Chase versuchte, sich auf die Heilung seiner Halswunde zu konzentrieren.
Gleichzeitig rasten die Gedanken in seinem Kopf.
Leroques Macht musste noch um einiges angewachsen sein, seit er das letzte Mal mit ihm zusammengetroffen war.
Vor drei Jahren...
...als Chase Leroque beinahe getötet hatte!
"Ja, ich habe auch an diesen Augenblick gedacht!", murmelte Leroque.
Scheiße, kann der jetzt Gedanken lesen?, durchzuckte es Chase.
Leroque kicherte. "Die Antwort ist: Ja, er kann! Manchmal zumindest. Im Übrigen ist es keine Kunst einen so schwachen Geist wie dich zu öffnen oder zu manipulieren..."
In seinen Augen blitzte es. Er starrte Chase an.
Chase wollte den Blick wenden, sich gegen die hypnotische Kraft wehren, die jetzt auf ihn einwirkte. Aber es gelang ihm nicht. Die Macht, die sein Bewusstsein gefangen hielt, war einfach zur stark. Wie durch Watte hörte er die Stimme des Grafen. "Diesmal wirst du mich nicht so einfach davonjagen können, Chase... Diesmal nicht! Die Karten sind völlig neu gemischt. Du wirst für das bezahlen, was vor drei Jahren geschehen ist!"
Leroques Stimme begann leicht zu vibrieren.
Er hat alles arrangiert!, dachte Chase. Er wusste, dass mich der Fürst hier hinschicken würde, um Danilov zur Räson zu bringen. Der Ukrainer war nichts weiter als ein Köder...
"So ist es, Chase!", nickte Leroque.
Butcher, der inzwischen ein paar Meter von Chase weg gekrochen war, hatte die Szene gebannt verfolgt.
Die Blutung seines Stumpfes war beinahe gestillt.
Aber bis ihm ein neuer Fuß wuchs, konnten Stunden, möglicherweise sogar Tage vergehen. Je nach Willenskraft, die einem Vampir zur Verfügung stand.
"Nimm dein Gurka-Messer, Chase!!", forderte der Graf.
Chase gehorchte.
Er konnte sich nicht gegen diesen Befehl wehren, so sehr er es auch versuchte.
Die Nummer zwei der New Yorker Vampire umfasste die Klinge mit beiden Händen.
Die Wunde an seinem Hals blutete inzwischen weniger. Chase fragte sich, was der Graf jetzt für eine Teufelei im Sinn hatte. Sollte er sich selbst mit der Klinge zerstückeln?
Stelle ich mir schwierig vor!, dachte Chase. Selbst wenn man unter mentalem Zwang steht...
"Oh nein, um dieses Vergnügen möchte ich mich ungern dadurch bringen, dass ich einen Stümper wie dich das machen lasse!", lächelte Leroque kalt. "Für
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