Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Richtung der nahen Büsche. Eine dunkle Gestalt hob sich dort für einige Sekundenbruchteile ab.
Eisiger Schrecken erfasste Petra.
Sie war beobachtet worden.
"Bleib stehen!!"
Ihre Stimme klang dünn und für sie selbst erschreckend schwach in dieser kalten New Yorker Nacht.
Aber ihr heiserer Ruf verfehlte trotz allem nicht seine Wirkung.
Die Gestalt blieb stehen.
Petra näherte sich ihr.
Ihre Gesichtszüge entkrampften sich deutlich, als sie im fahlen Mondlicht das Gesicht des Unbekannten sah.
"Roger!", stieß sie mit leisem Spott in der Stimme hervor.
"Der Laufbursche des Fürsten! Sieh an..."
Roger stand vollkommen starr da.
Petra erlaubte es ihm nicht, auch nur mit der Wimper zu zucken. Der Schnüffler des Fürsten starrte direkt in Petras dunkle Augen und war ihren hypnotischen Kräften rettungslos ausgeliefert.
"Was soll ich jetzt mit dir machen?", fragte sie laut, wobei sie noch etwas näher an ihn herantrat. "Du scheinst doch etwas geschickter bei der Beschattung zu sein, als ich es dir zugetraut hätte!" Petra schüttelte den Kopf. "Leider hast du mich damit in eine ziemlich üble Zwickmühle gebracht."
Angst leuchtete aus Rogers Augen heraus.
Er schwitzte.
Rote Blutstropfen perlten ihm von der Stirn.
Roger wusste offenbar ganz genau, was ihm jetzt bevorstand.
"Wenn ich dich laufen lasse, wirst du dem Fürst brühwarm erzählen, was du hier gesehen hast!", sagte Petra. "Diese Möglichkeit scheidet also aus. Ich könnte dich natürlich alles vergessen lassen. Aber ich bin mir sicher, dass es für den Fürst Mittel und Wege gibt, meinen posthypnotischen Bann aufzuheben und deine Erinnerungen zu reaktivieren. Das Risiko kann ich ebenfalls nicht eingehen." Petra strich sich das lange Haar etwas zurück. "Natürlich wird Radvanyi auch misstrauisch werden, wenn ich dich jetzt einfach vernichte...
aber das Risiko muss ich wohl auf mich nehmen."
Roger stieß einen unterdrückten Laut hervor, der sofort abbrach, als Petra die Hand hob.
"Still!!", befahl sie. Ihre Augen funkelten bösartig. "Sag mir, welche Waffe du bei dir trägst!!"
"Ein Sprungmesser!", war die Antwort.
"Nimm es hervor!!"
Roger gehorchte. Widerwillig zwar, aber nach einigen ruckartigen und eigenartig unharmonisch wirkenden Bewegungen hatte er das Springmesser in der Hand.
"Heraus mit der Klinge!!", forderte Petra.
Roger ließ die Klinge hervorspringen.
"Und jetzt öffne dir die Schlagadern an Hals und Handgelenken!! Aber wage es ja nicht, deine Willenskraft zur Heilung anzuwenden!!"
Petra blickte zur Seite, als Roger mit zitternder Hand die Klinge führte und wenige Augenblicke später das Blut in hohen Fontänen aufspritzte. Mit den unappetitlichen Details wollte Petra sich nicht belasten.
Während Roger blutüberströmt und mit schreckgeweiteten Augen auf die Knie sank, wandte Petra sich ab.
"Armer Roger! Sobald du vollkommen ausgeblutet bist, wirst du vor dich hin faulen wie ein toter Fisch." Sie drehte sich noch einmal zu ihm herum. "Sei so gut und spring doch bitte vorher ins Wasser!!" Sie lächelte kalt. "Schließlich sind hier tagsüber auch Kinder. Und für die wäre das nun wirklich kein Anblick... Bei euch jungen Vampiren weiß man ja nie so genau, wie lange euer Zerfall dauert!"
Roger stand zitternd auf.
Das Blut spritzte aus dem Schnitt an seinem Hals heraus, den er sich selbst gesetzt hatte.
Er wankte mit unsicheren Schritten in Richtung der Uferböschung.
Als es platschte hatte Petra bereits ihr Handy am Ohr, um sich ein Taxi zu rufen.
*
"Das Treffen findet auf gewissermaßen neutralen Boden statt", erläuterte Fürst von Radvanyi. "Takoma House, eine jener Villen im Kolonialstil, wie sie seit langem typisch für die Gegend nördlich von Yonkers sind..."
"Haben Sie den Ort vorgeschlagen?", fragte Chase.
Fürst von Radvanyi schüttelte den Kopf. "Nein, das war die andere Seite. Takoma House gehört wohl irgendeinem Angehörigen von Magnus von Björndals Vampir-Sippe. Kann uns aber auch gleichgültig sein. Der Ort ist wie geschaffen für unseren Plan. Die Villa legt abgelegen, es wird kein Aufsehen geben..."
"Sie sagten, ich solle ein paar schwere Geschütze organisieren", meinte Chase.
Der Fürst hob die Augenbrauen.
"Und?"
"Was halten Sie von einem gerade ausgemusterten Navy-Kampfhubschrauber mit Raketenwerfern. Inklusive kampferprobter Besatzung natürlich."
Die ebenfalls anwesende Petra Brunstein verzog verächtlich das Gesicht.
"Wahrscheinlich nur mal wieder einige Hirnamputierte, die gerne
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