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Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Titel: Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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Henry!
    Sie griff mit zitternden Fingern nach Henrys anderen Briefen. Er hatte davon geschrieben, Rache üben und an Emilias Seite kämpfen zu wollen. Gegen Dustin, der Emilia enttäuscht, der ihr Leid zugefügt hatte. May war vollkommen durcheinander. Dustin hatte ihr die Situation immer völlig anders beschrieben. Er hatte behauptet, Emilia hatte ihn verführt und umschmeichelt, sodass er sich willenlos und unschuldig auf die Unendlichkeit eingelassen hatte. Er hatte behauptet, sie hätte ihn verführt. Aber dieser Brief hier sagte genau das Gegenteil. Henry bezeichnete Dustin als Lügner, als Heuchler, als denjenigen, der Emilia verraten und unglücklich gemacht hatte ...
    May starrte auf die Briefe und ärgerte sich, dass sie nicht noch weitere an sich genommen hatte. Jonathan ... Henry ... Natürlich, er war ebenfalls unsterblich, machte gemeinsame Sache mit Emilia. Deshalb hatte er sie, May, auch aus der Sache mit Dustin heraushalten wollen. Er wollte sich an ihm rächen, schon seit Jahrzehnten. Es war seine Mission, für die er so lange gekämpft hatte. Aber nun war irgendetwas vorgefallen, das ihn verunsichert hatte. Jonathan hatte Dustin aufgespürt und verletzt. Dustin war seiner Ansicht nach wieder ... Mensch und ... May fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare. Sie konnte es einfach nicht fassen. Jonathan war innerhalb weniger Stunden plötzlich von einem Freund und Vertrauten zu einem Lügner, einem Mörder geworden. Er hatte exakt die Position eingenommen, die May eigentlich Dustin zugedacht hatte. Schlagartig hatte sich alles gewandelt. Das war alles so unbegreiflich. May hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Aber das durfte sie nicht zulassen. Nicht jetzt. Sie durfte auf keinen Fall ihren Verstand ausschalten und durchdrehen. Sie musste zuallererst zu Sarah und herausfinden, was tatsächlich mit ihr passiert war.
    Sie tastete nach dem Kellerschlüssel in ihrer Tasche. Bloß keine Zeit verlieren! Irgendetwas Schreckliches bahnte sich an und May musste Sarah vor dieser Gefahr warnen - und vor Jonathan. Und sie musste Dustin finden, um ihm zu sagen, dass sie nun endlich die Wahrheit kannte und wusste, dass er unschuldig an Simons Tod war. Hoffentlich war ihm in der Zwischenzeit nichts zugestoßen. Sie betete, dass er bei seiner Flucht nicht doch Jonathan oder Emilia in die Arme gelaufen war.
    May stopfte die Briefe in ihre Hosentasche und stürmte aus dem Zimmer Richtung Westtrakt.
    Dustin sah Jonathan prüfend in die Augen, aber sein Gegenüber verzog keine Miene. Auch Dustin versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber innerlich zitterte er vor Nervosität und Anspannung. Jonathan war nicht zurechnungsfähig. Immerhin hatte er - weshalb auch immer - Dustins Schlüssel gestohlen und konnte von jetzt auf gleich handgreiflich werden. Wer wusste schon, was als Nächstes kam? Bei allem, was Dustin von sich gab, war Vorsicht geboten. Jonathan erinnerte ihn in seiner ganzen Haltung und Mimik an eine Katze, die ihre Krallen bereits ausgefahren hatte und jederzeit zum Sprung bereit war.
    Jetzt, wo Jonathan vor ihm stand, fiel Dustin nicht ein, wie er das Gespräch beginnen sollte. Ursprünglich hatte er vor allem verhindern wollen, dass Jonathan May Dustins und Sarahs Aufenthaltsort verriet. Aber auch wenn es nun anscheinend Ärger zwischen den beiden gab, musste Dustin auf Nummer sichergehen. Falls Emilia noch einmal hier herumschlich, durfte sie nicht den geringsten Hinweis auf ihren Verbleib bekommen.
    »Ich will mich nicht mit dir streiten, Jonathan«, begann Dustin deshalb in ruhigem, sachlichem Ton. »Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, weil wir beide mit Sarah zusammen sein wollen. Aber glaubst du nicht, dass es allein an ihr liegt, sich zwischen uns zu entscheiden? Wir sind schließlich erwachsen. Wir sollten uns nicht wie zwei Idioten um sie schlagen.«
    Jonathan reagierte nicht. Er betrachtete nur wortlos das Chaos in seinem Zimmer, ohne mit der Wimper zu zucken oder nachzuhaken, wer dieses Durcheinander angerichtet hatte. Langsam, wie in Zeitlupe, bückte er sich und hob die Zettel und Stifte vom Boden auf. Dustin beobachtete ihn aufmerksam. Jonathan räumte alles in seine Schublade, schloss sie dieses Mal jedoch mit einem kleinen silbernen Schlüssel ab, den er anschließend wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Dann wandte er sich mit nach wie vor unergründlicher Miene wieder Dustin zu, als erwartete er, dass er weitersprach.
    »Ich habe mir einige Gedanken

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