Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Besessenheit und seiner Forderung, ihn zu lieben. Von jetzt an war Sarah auf sich gestellt. Sie musste Dustin finden - er lebte noch, andernfalls wäre auch sie wahrscheinlich nicht mehr erwacht. Aber vielleicht war er in Gefahr und brauchte ihre Hilfe. Einer von Mays Sätzen klang noch vage in ihrem Gedächtnis nach. Der einzige Satz, an den sie sich im Moment erinnern konnte und an den sie sich wie eine Ertrinkende klammerte: Ich dachte, er sei in Richtung Wohnheim gerannt ...
Dustin rieb sich müde die Augen und stand dann auf, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Er wollte endlich weg von hier und nach Sarah sehen. Er hatte seit ein paar Minuten das ungute Gefühl, dass sie erwacht war und sich schrecklich über irgendetwas aufgeregt hatte. Sein Herzschlag hatte sich von einer Sekunde auf die andere verlangsamt und er fühlte sich geschwächt und ausgelaugt wie beim ersten Mal, als Jonathan Sarah besucht hatte. Vielleicht hatte Sarah sich dieses Mal auch nur erschrocken, weil Dustin noch immer nicht zurück war, vielleicht aber auch, weil sie jemand bedrohte. Jonathan ... Was, wenn er Sarah wieder von sich und seinen Gefühlen für sie überzeugen wollte? Wenn er sie wieder dermaßen aus der Fassung brachte? Was, wenn er sie sogar ... zwang , ihn zu lieben? Allein die Vorstellung, Jonathan könnte Sarah in diesem Moment bedrängen, ließ Dustins Puls wieder höher schlagen. Er konnte nicht einfach untätig abwarten. bis etwas geschah. Er lief auf die verschlossene Tür zu und stemmte sich mit aller Macht dagegen. Vielleicht lag er falsch und machte sich unnötig Sorgen, aber er wollte es nicht länger darauf ankommen lassen.
Dustin drehte sich um und ließ seinen Blick suchend durch das Zimmer schweifen. Dann packte er sich einen von Jonathans Stühlen und schlug ihn gegen die Tür, so fest er nur konnte. Es krachte und das Holz bebte. Dustin wiederholte das Spiel noch ein paar Mal und merkte, wie seine Kraft mit jedem Schlag nachließ. Nicht aufgeben, nur nicht aufgeben, spornte sich Dustin selbst an. Unter normalen Umständen hätte er die Tür längst aus den Angeln geschlagen, aber jetzt ... Er fühlte, dass Sarah ihm die nötige Energie entzog.
Bitte, Sarah, beruhige dich nur für einen kurzen Moment. flehte Dustin stumm. Dann schaffe ich es und bin bald bei dir. Er schloss für einige Sekunden die Augen, um sich zu sammeln, dann holte er erneut aus.
May wehrte sich nicht mehr. Jonathan war zu stark, als dass sie sich aus seinem Griff hätte befreien können. Es machte keinen Sinn, weiter Kraft zu verschwenden, sie hatte keine Chance gegen ihn. Jonathan presste sie auf einen Stuhl, der in einem winzigen Kellerabteil ohne Licht und Fenster stand. May hatte komplett die Orientierung verloren. Sie konnte nicht sagen, ob sie sich noch im Keller des Westtraktes oder bereits im Hauptgebäude befanden. Es war zu dunkel gewesen und sie zu aufgewühlt, als Jonathan sie durch die Gänge gezerrt und schließlich in dieses Zimmer gestoßen hatte.
Jonathan knipste eine Taschenlampe an und stellte sie auf den Boden, sodass der karge Raum erhellt wurde. Er riss ihre Arme hinter die Stuhllehne und fesselte ihre Hände mit einem Strick.
»Wieso schleppst du dieses verdammte Seil mit dir herum?«, fauchte May. »Hattest du das hier etwa schon seit Längerem geplant?«
Jonathan baute sich vor ihr auf und blickte ihr scharf in die Augen. »Ich bin eben immer und auf alles vorbereitet«, erwiderte er mit einem herablassenden Lächeln. »Allerdings ... hätte ich nicht gedacht, dass ausgerechnet du die Erste sein würdest, bei der ich es einsetzen müsste. Immerhin hatte ich dich erst kürzlich davor gewarnt, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Schade, dass du dich nicht daran gehalten hast. Keine Ahnung, was du glaubst von mir zu wissen, aber du schienst mir eben in Sarahs Gegenwart ziemlich ... wie soll ich es ausdrücken? ... aggressiv. Ich gehe in diesem Fall lieber auf Nummer sicher. Im Moment kann ich einfach keinen zusätzlichen Ärger vertragen. Ich hoffe, du verstehst das.«
May lachte bitter auf. »Ach, Jonathan, hattest du wirklich geglaubt, eine solche Lüge wie die, mit der du lebst, würde niemals ans Licht geraten? Hast du mich für so dumm gehalten, nicht weiter nachzuforschen, nachdem du dich in letzter Zeit so eigenartig verhalten hattest? Hast du geglaubt, ich würde still in meinem Kämmerlein sitzen bleiben und abwarten, was geschieht?«
»Was genau weißt du über mich,
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