Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
gibt es einen Grund, weshalb du noch immer hier bist, Dustin. Möglicherweise bist du der Einzige, der diesen ganzen Wahnsinn stoppen kann. Aber du solltest aufpassen, dass nicht noch mehr unschuldige Menschen dabei ihr Leben lassen.« Sie sah ihm in die Augen. »Wo ist Sarah? Wie geht es ihr?«
»Ich weiß nicht, wo sie im Moment steckt. Wir haben bewusst den Kontakt abgebrochen, zu ihrer eigenen Sicherheit. Aber heute früh habe ich sie zu ihrer Mutter gebracht. Sie macht gerade Urlaub am Lake Michigan, etwa 370 Meilen von hier.« Dustin hielt es für besser, May den genauen Aufenthaltsort zu verschweigen. Es spielte auch keine Rolle.
»Und wie fühlt sie sich? Ich meine ... Dustin, als ich sie zuletzt gesehen habe, war sie kaum noch bei Sinnen. Sie war vollkommen geschwächt, als hätte sie all ihre Kraft und Energie verloren. Ich dachte eigentlich, sie hätte gar nichts von dem verstanden, was ich ihr erzählt hatte. Und außerdem ...« May brach ab und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Dustin ließ ihr Zeit, sich zu sammeln. »Und außerdem hat Jonathan etwas Merkwürdiges erzählt. Er meinte, er hätte dich verletzt und du hättest geblutet. Stimmt das, Dustin? Ist es wahr, was er sagt? Schlägt dein Herz wieder? Wolltest du dich deshalb kürzlich mit mir treffen, als du mich in deinem Brief um Hilfe gebeten hast? Bist du wieder zu einem Menschen geworden? Durch sie? Durch Sarahs Blut?«
Dustin sah May lange Zeit in die Augen. Er erkannte, dass sie schrecklich aufgewühlt war, und das war nicht verwunderlich, nach dem, was sie erfahren und gesehen hatte.
Es war so weit, er musste sich entscheiden. Entweder machte er einen Rückzieher und ließ sie weiterhin im Ungewissen, oder aber er gab sich einen Ruck und schenkte ihr reinen Wein ein. Dann konnte er nur hoffen, dass sie sich auf seine Seite stellen würde - wenn sie das nicht längst getan hatte. Er schloss die Augen. Hatte er nicht aus ebenjenem Grund versucht, May zu finden? Um einen Partner an seiner Seite zu haben, der ihm in dieser verzwickten Geschichte half und ihm Ratschläge gab, wenn er nicht weiterwusste? Und war die Voraussetzung für so eine Partnerschaft nicht blindes Vertrauen?
»Ja, genau deshalb wollte ich mich kürzlich mit dir treffen, May«, kamen die Worte plötzlich wie von selbst aus seinem Mund. Ihm war, als spornte ihn irgendetwas an - eine innere Stimme, die ihn dazu ermutigte, May zu vertrauen. »Du warst die Einzige, die ich um Rat fragen konnte. Ich habe Sarahs Blut getrunken. Ich wollte es nicht, aber ... Ich war eingesperrt, mehrere Tage lang. Emilia oder Jonathan müssen mir diese Falle gestellt haben. Jedenfalls ... war ich schrecklich geschwächt und mein Hunger kaum mehr zu ertragen. Als Sarah mich fand, sah sie keine andere Möglichkeit, als mir ihr Blut zu geben. Nur ... habe ich nicht aufgehört zu trinken, ich war besinnungslos, beinahe wie im Rausch. Ich dachte erst, ich hätte sie getötet, als ich schließlich wieder zu mir kam. Und dann war ich mir sicher, dass sie als Unsterbliche neben mir erwachen würde, was mindestens genauso schlimm gewesen wäre. Aber schließlich ... hat ihr Herz wieder begonnen zu schlagen und ich war überglücklich. Erst nach und nach wurde mir bewusst, dass irgendetwas mit uns beiden nicht stimmte ...«
Dustin erzählte bis tief in die Nacht hinein und May hörte ihm wie gebannt zu, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.
»Du bist also freiwillig zurückgekehrt in die Ewigkeit?«, durchbrach sie das Schweigen nach einer ganzen Weile.
Dustin nickte.
Mays Blick schweifte in die Ferne. »Du hast für Sarah deine wiedererlangte Menschlichkeit aufgegeben«, murmelte sie. Dustin schielte zu ihr und ihm war, als spräche May mehr zu sich selbst als zu ihm. »Du hast auf ein schlagendes Herz verzichtet, nachdem du dich so lange Zeit danach gesehnt hast. Das ist das Größte, was du geben konntest. Das ist ... wahre Liebe.«
»Setz dich doch und bedien dich. Ich hoffe, es ist etwas dabei, das dir schmeckt. Ich ... habe mittlerweile zwar die Geschmacksnerven für derlei Dinge verloren, aber ich erinnere mich daran, dass ich Schokokekse immer besonders gernhatte.« Emilia wies einladend auf die beige Couch, vor der ein reichlich gedeckter Glastisch stand. Es gab diverse Getränke, Platten mit Sandwiches und Schüsseln voller Süßigkeiten. Sarah setzte sich und sah sich fröstelnd in dem gigantischen Loft um, in welchem sie sich jetzt befanden. Die wenigen, teuer
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