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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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aufgebrochen waren. Charlie wischte sich den Schweiß vom Nacken, trank den letzten Schluck eines kalten Getränks und zerkaute Eiswürfel, während sich die Frauen vor ihr aufstellten, um mit ihr zu sprechen. Sie waren sichtlich nervös. Doch keine von ihnen machte den Mund au f – anscheinend waren sie zu schüchtern. Oder sie hatten Angst. Charlie lächelte. Jetzt war Nettsein angesagt.
    »Hola!« , begrüßte sie die Frauen.
    »Sind Sie Engländerin?«, fragte eine Frau, die etwas mutiger als die anderen wirkte.
    »Ja.«
    »Hier hat sich noch nie eine Frau mit den Männern angelegt.«
    »Für alles gibt es ein erstes Mal. Ab und zu muss man das Haus putzen und den Schmutz rausfegen.«
    Die Frauen wirkten unsicher, bis ihre Sprecherin Charlies Worte in ihre Sprache übersetzt hatte. Dann grinsten sie breit und nickten fröhlich. Normalerweise kam Charlie mit anderen Frauen nicht so gut zurecht, aber dieses Gespräch ließ sich nicht schlecht an.
    »Ich bin auf der Suche nach einem Jungen«, erklärte sie. »Einem jungen Engländer.«
    »Ja. Er hat gesagt, es würde ihn jemand suchen kommen.«
    »Max Gordon war hier?«
    »Seinen Namen kennen wir leider nicht«, erwiderte die Übersetzerin.
    Charlie zog Max’ Foto heraus. »Ist er das?«
    Das Bild wurde herumgereicht. Das darauf folgende Kopfschütteln beantwortete Charlies Frage.
    Die Sprecherin gab ihr das Foto zurück. »Der Junge hatte lange Haare. Er war groß. Er hat nach einer Frau gesucht, die vor vier oder fünf Jahren in den Regenwald gegangen ist.«
    Charlie wusste jetzt, wen sie meinten. »Sein Name war Danny Maguire und er hat nach einer Frau namens Helen Gordon gesucht. Sie war Wissenschaftlerin.«
    Die Übersetzerin zuckte mit den Achseln. Dieser Teil der Geschichte war ihr unbekannt. »Und was ist mit dem Jungen, den Sie suchen?«
    »Er ist der Sohn der Wissenschaftlerin.« Charlie sah den Frauen an, dass sie sich gerade vorstellten, wie schlimm es für einen Jungen sein musste, wenn seine Mutter irgendwo im Regenwald verschwand. »Ist der junge Mann mit den langen Haaren in den Dschungel gegangen?«
    »Das ist doch verboten!«, sagte die Übersetzerin.
    Charlie musste die Antworten aus den Frauen herauslocken. »Sich gegen brutale Männer zu wehren, ist hier auch nicht erlaubt. Trotzdem habe ich es getan.«
    Sie lächelten wieder.
    »Ja, er ist dorthin gegangen, aber er ist sehr krank geworden. Es gibt eine Stelle, wo sie das Versorgungsmaterial durchfahren. Der Bauer, der diesen Truck fährt, hat ihm geholfen. Der Mann ist nicht wie die anderen. Er ist ein Maya. Er kennt die alten Bräuche. Dass sich die Leute aus dem Westen die Kreolen gekauft haben, gefällt ihm nicht.«
    »Leute aus dem Westen?«
    » Sí . Die kommen mit ihrem Hubschrauber in den Wald. Sie lassen Drogenschmuggler für sich arbeiten, die uns töten, wenn wir auch nur in die Nähe des Dschungels kommen. Wir sind hier, um Sie zu warnen. Die Männer fühlen sich von Ihnen bedroht, es ist nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand Sie umbringt.«
    »Wo sind die Männer denn hin?«
    »Das wissen wir nicht. Uns sagen sie so was nicht.«
    »Aber es muss doch irgendetwas passiert sein, sonst wären sie nicht so plötzlich aufgebrochen. Sind die hinter jemandem her, was glauben Sie? Haben sie auch Danny Maguire gejagt, als er hier war?«
    »Wir sind ein großes Risiko eingegangen, als wir ihm zur Flucht verholfen haben. Einige von uns wurden brutal zusammengeschlagen, aber wir haben denen trotzdem nicht gesagt, wie wir ihn aus der Stadt gebracht haben.«
    »Also waren sie tatsächlich hinter ihm her.«
    » Sí . Sie werden fürs Töten bezahlt.«
    »Und die Fra u – Helen Gordon?«
    »Vor einigen Jahren haben wir von einer Frau gehört, die durch eins der Dörfer gekommen ist. Sie sagte, sie suche nach alten Ruinen, doch alle wussten, dass sie eine Umweltschützerin war. Die führen ein gefährliches Leben. Wir wissen nicht, was aus ihr geworden ist.«
    Charlie überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte. Sie war der Lösung des Falles ziemlich nah und ihr Gefühl sagte ihr, dass Max Gordon irgendwo da draußen sein musste. Ihr Gefühl sagte ihr allerdings auch, dass sie ebenfalls verschwinden konnte, wenn sie sich aus dieser Stadt hinauswagte.
    Aber mal angenommen, sie hätte Glück. Es wäre doch verdammt cool, Max zu finden und das ganze Geheimnis ans Licht zu bringen. Vielleicht wären dann auch der Mord an Danny Maguire und der mysteriöse Tod von Max’ Mutter aufgeklärt. Aber

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