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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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er ihm ins Schlafzimmer folgen sollte. Dort zog er sein Trikot aus und rieb sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Körper. Die Zimmer waren kaum geheizt, Max’ Dad hatte es lieber so.
    »Die haben gesagt, ich könnte dich nicht besuchen«, sagte Max, während sein Dad ein frisches T-Shirt anzog. »M r Jackson hat hier angerufen, aber die wollten nich t … na ja, du weißt schon.«
    Sein Vater nickte und legte ihm einen Arm um die Schultern. »An manchen Tagen ist es schlimm. Da erinnere ich mich nicht mehr, wer wer ist und was was. Das ist furchtbar. Entschuldige, das tut dir sicher sehr weh.«
    Max stiegen Tränen in die Augen. Es war, als wäre sein Dad nach langer Abwesenheit wieder nach Hause gekommen. Die verständnisvollen Worte vertrieben all seinen Kummer. Einen Moment lang war Max so sorglos wie an den Abenden, an denen seine Mutter ihm übers Haar gestrichen hatte, während sie zu dritt auf dem Sofa gesessen, Popcorn gefuttert und sich einen lustigen Film angesehen hatten. Als Feuer im Kamin brannte und die Welt warm und sicher war. Als seine Mum noch lebte.
    Max schluckte, holte tief Luft und flüsterte seinem Dad zu: »Ich möchte wissen, wi e … Mu m … gestorben ist.«
    Schmerzliche Erinnerungen zerfurchten das Gesicht seines Vaters. »Das weißt du doch, mein Junge. Ich habe dir alles erzählt.«
    »Nein, hast du nicht. Du hast gesagt, sie sei im Dschungel gestorben. Dass sie krank gewesen sei.«
    »Ja, richtig.«
    »Du hast mir nie ihr Grab gezeigt. Du hast gesagt, wir könnten eines Tages dorthin. Ich weiß nicht einmal, wo es is t …«
    Max’ Dad rang mit seinen Erinnerungen. »Der Ort ist sehr abgelegen, schwer zu erreichen.«
    Max schüttelte den Kopf, um so die schrecklichen Bilder loszuwerden, die die Worte des Mannes hervorriefen, der einmal der beste Freund seines Vaters gewesen war.
    »Dad, als ich in den französischen Alpen war und Angelo Farentino um sein Leben gebettelt hat, hat er gesag t … da hat er gesag t …«
    Er brachte es nicht über sich, das zu wiederholen, was ihm der Italiener in seiner Verzweiflung zugerufen hatt e – dass er Max’ Mutter geliebt habe, dass ihr Mann sie im Stich gelassen und einsam habe sterben lassen.
    Es klopfte an der Tür. Marty trat ein und sah die beiden besorgt an. »Der Tee ist fertig. Steht auf dem Tisch. Ich bin draußen, falls ich gebraucht werde.«
    Der Junge durfte eigentlich gar nicht da sein, er war nicht angemeldet, und Tom Gordons qualvoll verzerrtes Gesicht wies darauf hin, dass irgendetwas Bedenkliches zwischen den beiden vor sich ging. Und Marty Kiernan konnte nicht zulassen, dass seinem Patienten Schmerzen zugefügt wurden, auch nicht von seinem nächsten Verwandten.
    Max nickte. Er verstand, was der ehemalige Marinesoldat damit meinte.
    Tom Gordon ging an seinem Sohn vorbei ins Wohnzimmer, wo die letzten Sonnenstrahlen die Flecken auf der Glasscheibe der Terrassentür deutlich hervortreten ließen. Max’ Dad nippte an seiner Tasse Tee und beobachtete, wie die Zweige draußen im Wind erzitterten.
    »Was hat Farentino gesagt?«, fragte er schließlich.
    Max fiel es leichter, mit ihm zu reden, wenn er ihn dabei nicht ansah. Er erzählte seinem Dad alles, die giftigen Worte sprudelten nur so aus ihm hervor. Wie Farentinos Liebe zu Max’ Mutter schließlich in Hass auf Max’ Vater umgeschlagen war. Wie sie Farentinos Annäherungsversuche abgewiesen und wie die Verbitterung über diese Zurückweisung sich zu einem eiternden Geschwür in seinem Herzen entwickelt hatte.
    »Du denkst also, ich habe deine Mutter im Stich gelassen?«, fragte sein Vater, und es klang, als würde er seinem eigenen Gedächtnis nicht mehr trauen.
    »Er hat gesagt, du hast sie alleingelassen, während sie im Sterben lag. Du warst mit ihr im Dschungel, irgendwo in Mittelamerika. Ich weiß noch genau, wie du nach Hause gekommen bist und mir gesagt hast, dass sie gestorben ist. Wenig später hast du mich in die Dartmoor High gesteckt und bist wieder fortgegangen.«
    Tom Gordon wirkte mit einem Mal sehr verzweifelt, wie ein Mann, der nicht mehr aus einem dichten Wald herausfindet, wenn das Tageslicht schwindet. Panik machte sich in ihm breit und erstickte jeden klaren Gedanken.
    »Nei n …«, flüsterte er und griff nach einer Stuhllehne. Es sah so aus, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen. Max trat hastig vor, um ihn zu stützen.
    »Nein!«, befahl sein Vater plötzlich und setzte sich so vorsichtig hin, als könnten seine Knochen bei dieser

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