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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Wood
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keinen Lärm machten, dann kamen Schwierigkeiten und Probleme aller Art angekrochen und machten sich in der Leere breit. Sie saß in der Ecke ihres unterirdischen Gefängnisses. Peter lag in ihrem Schoß und schlief. Er hatte genauso schreckliche Angst wie sie, aber er bemühte sich, dies nicht zu zeigen. Er wollte nicht, dass sie sich um ihn sorgte. Sie liebte ihn so sehr. Er war so tapfer.
    Sie versuchte, die Ereignisse der letzten Tage irgendwie zu begreifen, aber sie ergaben einfach keinen Sinn. Das Ganze war ein furchtbarer Fehler. Ein grotesker Fehler. Sie war doch nur eine Köchin. Ihr Exmann arbeitete für eine wohltätige Stiftung. Der Kerl, der angeblich ihr Mann sein sollte, war ihr vollkommen fremd. Sie hatte ihn noch nie im Leben gesehen. Noch nie! Zugegeben, es gab eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und Felix. Sie waren ungefähr gleich groß und hatten die gleiche Haarfarbe, auch das Alter und der Körperbau waren vergleichbar, aber trotzdem waren sie doch ganz eindeutig zwei verschiedene Menschen. Auch wenn sie Felix seit Jahren nicht mehr gesehen hatte – niemand veränderte sich so grundlegend in so relativ kurzer Zeit.
    Hatte Felix in den letzten Jahren etwas getan, was diese Situation erklären konnte? Sie konnte es nicht glauben. Er war immer schon ein kalter, emotional verkrüppelter Mann gewesen, der seine Familie zwar liebte, der das aber niemals zeigen konnte, auch wenn er sich alle erdenkliche Mühe gab. Zum Schluss war ihm das auch selbst klar geworden. Aber er war ein guter Mensch. Sein Leben bestand darin, zum Wohl anderer um die Welt zu reisen. Wie hätte er irgendetwas tun können, was dazu führte, dass seine Familie entführt wurde? Die Kidnapper würden ihren Fehler bestimmt bald erkennen. Der Mann, den sie für ihren Ehemann hielten, würde es ihnen bestimmt sagen.
    Oder war das alles seine Schuld? Gab er womöglich vor, Felix zu sein? Hatte er die Identität ihres Exmanns angenommen und unter diesem Deckmantel irgendwelche Verbrechen begangen, die schließlich dazu geführt hatten, dass diese Männer auf Lucilles Schwelle aufgetaucht waren? Das kam ihr schon wahrscheinlicher vor.
    Schritte hallten durch den Keller. Einer ihrer Entführer kam näher. Die Schritte wurden lauter, kamen die Treppe herunter und verstummten vor der Tür. Das Schloss quietschte, die Türangeln knarrten, und ein Mann tauchte auf. Es war nicht Hart oder einer der fünf Ausländer, die sie hier festgehalten hatten, sondern ein Mann, den sie bisher nur ein einziges Mal gesehen hatte, vorhin, als sie sie mit ihrem angeblichen Ehemann zusammengebracht hatten. Sie konnte sich auch an seinen Namen erinnern. Er hieß Dietrich.
    In seinem Hosenbund steckte eine Pistole, und in der linken Hand hielt er einen Teller mit gekochten Spaghetti, die er sich mit der rechten Hand in den Mund steckte. Er schmatzte.
    Lucille wusste gar nicht mehr, wann sie zuletzt etwas Vernünftiges gegessen hatte. Zwar würde sie vor Nervosität bestimmt keinen Bissen hinunterbringen, aber trotzdem fing ihr Magen beim Anblick und beim Duft der Spaghetti sofort an, laut zu knurren. Peter liebte Spaghetti. Dietrich sah ihre gierigen Blicke und schien hocherfreut. Er stand nur da und starrte sie an.
    »Was wollen Sie?«, sagte sie, als sie die Stille nicht mehr länger ertragen konnte.
    Er hörte nicht einmal auf zu kauen. »Ich will deinen Mann umbringen. Aber die Chance werde ich nicht kriegen.«
    »Er ist nicht mein Mann.«
    »Na klar.« Er schaufelte sich die nächste Ladung Spaghetti in den Mund, saugte die Enden ein. Dann blickte er auf seine Armbanduhr. »Warten ist einfach ätzend, findest du nicht auch?«
    »Sie heißen Dietrich, nicht wahr?« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Bitte, Dietrich, Sie müssen mich anhören. Ich bin nicht mit diesem Mann verheiratet. Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen.«
    Ihr Entführer lächelte ein bisschen, und sie sah seine gelben Zähne. »Wenn du das sagst.«
    »Das ist die Wahrheit. Er wird sich niemals für uns umbringen. Er kennt uns ja nicht einmal.« Sie rutschte vorwärts und flüsterte, sodass Peter es nicht hören konnte. »Und dann müssen Sie mich und meinen Sohn umbringen. Das wollen Sie doch bestimmt nicht, Dietrich, oder?«
    Noch einmal lächelte er sein gelbes Lächeln.
    Zweihundert Meter vor der Mühle, bei dem Gebrauchtwagenhändler, hielt er an und stellte den Motor ab. Die Fahrt hatte fast elf Minuten gedauert. In achtzehn Minuten wurde er auf der Terrasse der Botschaft
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