Blood Target: Thriller (German Edition)
Victor.
Sie gab sie ihm. Der Ausweis war echt. Als Arbeitgeber war das Justizministerium angegeben. Das war gängige Praxis. Spione trugen keine laminierten Kärtchen mit sich herum, die sie als Spione auswiesen.
»Ich brauche Ihre Hilfe«, wiederholte Muir.
Er gab ihr den Ausweis zurück. »Procter hat Sie geschickt, haben Sie gesagt?«
Sie verzog das Gesicht. »Das ist richtig. Er ist mein Chef bei der CIA .«
»Wenn das wirklich stimmt, dann müssten Sie eigentlich wissen, dass ich nicht gerade für meine Großzügigkeit bekannt bin.«
»Na gut, vielleicht hätte ich mich ein bisschen anders ausdrücken sollen. Mit ›Ich brauche Ihre Hilfe‹ habe ich gemeint, dass Sie einen Auftrag für mich erledigen sollen. Ich möchte Sie engagieren.«
Victor ließ das Magazin aus der Glock schnappen und zog den Schlitten zurück, sodass auch die Patrone, die noch im Lauf steckte, ausgeworfen wurde. Er fing sie auf und gab ihr die Pistole, das Magazin und die Patrone zurück.
»Danke.« Muir ließ die Sachen in ihrer Tasche verschwinden.
»Meine Antwort lautet nein.«
»Sie wissen doch noch nicht einmal, worum ich Sie bitten möchte.«
»Die Einzelheiten sind nicht von Belang. Procter hätte Ihnen sagen müssen, dass ich niemals persönlich mit Klienten verhandle. Nicht einmal mit denen, die ein ganzes Beschatter-Team auf mich ansetzen.«
Muir wechselte von einem Fuß auf den anderen. »Hören Sie, es tut mir leid. Ehrlich. Aber Sie müssen auch meine Situation verstehen. Ich weiß, wie die Dinge zwischen Ihnen und Procter laufen. Ich musste persönlich mit Ihnen reden. Sie hätten mich ja gar nicht ernst genommen, wenn ich Ihnen einfach eine E-Mail geschickt hätte, oder?«
»Ich muss gar nichts verstehen. Aber Sie müssen verstehen, dass Procter mein Makler ist. Außer ihm spreche ich mit niemandem. Ganz egal, was das für ein Auftrag ist. Wenn Sie gewollt hätten, dass ich zumindest darüber nachdenke, hätte der Kontakt über Procter laufen müssen. Er ist der Einzige, mit dem ich über geschäftliche Dinge verhandle. Ohne Ausnahme. Und jetzt gehe ich. Ich habe Ihnen den Gefallen getan, Sie und Ihre Männer am Leben zu lassen, aber nur, weil Sie Verbindung zu Procter haben. Diesen Gefallen tue ich Ihnen kein zweites Mal.«
»Procter liegt im Krankenhaus«, sagte Muir. »Er ist angefahren worden, von einem betrunkenen Vollidioten in einem Hummer. Hüfte gebrochen, Wirbelsäule geprellt, und selbst wenn er nicht neun von zehn Stunden am Tag mit Opiaten vollgepumpt würde … sein gebrochener Kiefer ist angeschwollen wie ein Luftballon. Er kann also unter gar keinen Umständen mit irgendjemandem Kontakt aufnehmen, schon gar nicht mit Ihnen. Und er wird mindestens noch für mehrere Wochen außer Gefecht sein. Bis er wieder an seinen Schreibtisch bei der CIA zurückkehren kann, wird es etliche Monate dauern. So lange kann ich nicht warten.«
Victor blieb für einen kurzen Augenblick stumm, dann sagte er: »Verraten Sie mir, was Sie alles über mich wissen.«
Muir rieb sich den Bauch. »Ich weiß, dass Sie ein professioneller Auftragskiller sind. Früher waren Sie freiberuflich tätig. Heute sind Sie inoffizieller Mitarbeiter der CIA . Was ich angesichts der Tatsache, dass die CIA einen Eliminierungsbefehl erlassen hat, der kurz und knackig Ihren Namen trägt, ausgesprochen amüsant finde. Also, Ihren Decknamen natürlich. Außerdem werden Sie vom russischen Inlands- und Auslandsgeheimdienst, vom französischen Geheimdienst, dem israelischen Mossad und der Hälfte aller Polizeibehörden in Europa gesucht.«
»Wenn Sie wirklich nur so spärliche Informationen über mich haben, woher wollen Sie dann wissen, dass ich Ihren Auftrag überhaupt erfüllen kann?«
»Weil es sonst niemand kann.« Sie verzog das Gesicht und rieb sich erneut die Magengegend.
»Die Schmerzen werden jetzt noch etwa eine Stunde lang abwechselnd stärker und schwächer werden. Danach dürften Sie keine Probleme mehr haben. Aber vielleicht sollten Sie ein paar Tage lang auf Bauchmuskelübungen verzichten.«
Sie seufzte. »Vielen Dank für den Tipp.«
»Was ist mit dem restlichen Team?«, erkundigte sich Victor dann. »Was wissen die über mich?«
»Noch weniger als ich. Der Ältere heißt Francis Beatty. Er ist schon seit Ewigkeiten bei der CIA . Er ist mein Assistent. Die anderen sind ein Beschatter-Team, das ich nur hinzugezogen habe, um sicherzugehen, dass Sie wirklich derjenige sind, den ich suche. Sie wissen nicht, was ich von Ihnen
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