Blood Target: Thriller (German Edition)
langsam an die Dunkelheit gewöhnt.
Der schwarze Lack des Rolls-Royce war auf Hochglanz poliert, die Seitenfenster waren dunkel getönt. Die Insassen des Wagens konnten ihn sehen, zumindest in Umrissen. Wenn Koois Makler wusste, wie Kooi aussah, dann brauchte Victor nur noch ein kleines Stück näher zu kommen, bevor die Täuschung aufflog.
Er blickte nach rechts, dorthin, wo das Tor und der Stacheldrahtzaun sein mussten. Er konnte beides nicht erkennen, aber sie waren da, ungefähr zweihundert Meter entfernt. Das war nicht viel, aber trotzdem eine lange Strecke, wenn man von Autos und bewaffneten Männern verfolgt wurde.
Wegzulaufen war keine Option. Schießen auch nicht. Die Limousine lag ungefähr zweieinhalb Zentimeter tiefer als normal. Der Grund dafür waren sechshundert zusätzliche Kilogramm Stahl und Polykarbonat. Die Makarov, die in Victors Hosenbund steckte, würde da nicht einmal eine Beule hinterlassen. Wenn er die Wahl gehabt hätte, hätte er es lieber mit einem Panzer aufgenommen, weil die Besatzung nur ein eingeschränktes Sichtfeld hatte und selbst die schnellsten Gefechtspanzer der Welt nur halb so schnell waren wie der Rolls-Royce mitsamt seinem zusätzlichen Gewicht.
Also war der Saab, der hinter Victor stand, die einzige Option für den Fall, dass etwas schieflaufen sollte. Francesca vom Fahrersitz zu zerren, ob tot oder lebendig, würde Zeit kosten. Den Zündschlüssel ins Schloss stecken, den Motor anlassen, die Handbremse lösen, wenden und zum Ausgang fahren, das alles würde Zeit kosten. Zeit, die er nicht haben würde.
Weil er jetzt nach links blickte, in die undurchdringliche Schwärze, die bis in die Unendlichkeit zu reichen schien, und sich vorstellte, dass da draußen jemand lag, rund hundert Meter entfernt, durch ein Zielfernrohr blickte und ihn genau im Visier hatte.
Dieser Robert Leeson hatte ihn von einer als harmlose Taxifahrerin verkleideten, bewaffneten Untergebenen direkt am Flughafen abholen lassen, um sicherzustellen, dass er keine Waffe bei sich hatte. Er war also ein vorsichtiger Mann. Eine achtschüssige Makarov bildete mit Sicherheit nicht den Gipfel seiner Vorsichtsmaßnahmen. Er saß auf der Rückbank einer gepanzerten Limousine. Er hatte Francesca nicht grundlos befohlen, so viel Platz zwischen den beiden Wagen zu lassen. Und ohne konkrete Anweisung hätte sie den Saab nicht so weit von dem Rolls-Royce entfernt abgestellt. Leeson legte aus einem ganz bestimmten Grund Wert auf diesen Abstand. Es war derselbe Grund, der ihn dazu veranlasst hatte, dieses Treffen auf einer menschenleeren Brachfläche abzuhalten. Dahinter steckte mehr als nur der Wunsch, ungestört zu sein.
Der Scharfschütze musste irgendwo links von Victor auf der Lauer liegen. Rechts befand sich die Einfahrt. Dort hätten ihn womöglich Francescas Scheinwerfer erfasst, als sie auf das Gelände gefahren war. Victor wandte den Blick ab, damit der Scharfschütze keinen Verdacht schöpfte.
Die einzige offene Frage lautete: War der Scharfschütze eine Vorsichtsmaßnahme, oder wollte Leeson das Bindeglied zwischen ihm selbst und dem Tod des inoffiziellen CIA -Agenten aus dem Weg schaffen? Vielleicht hatte er ja vom Verschwinden seines Klienten gehört und die richtigen Schlüsse gezogen.
Victor würde eine Antwort auf diese Frage bekommen, und zwar genau in der Mitte zwischen den beiden Autos, in der Todeszone, wo es keine Deckung und keine Sicherheit gab. Selbst wenn das Ganze keine Falle sein sollte, war es möglich, dass Francesca Leeson beichtete, dass Victor ihre Pistole an sich genommen hatte. Und Leeson, immer auf der Hut, würde Anweisung geben, Victor zu erschießen, anstatt zu riskieren, einem bewaffneten Killer gegenüberzusitzen.
Victor wartete neben dem Saab. Hier war er geschützt. Der Scharfschütze musste nicht riskieren, vielleicht das Auto oder Francesca zu treffen oder aber Victors Hirnmasse über die Karosserie des Saab zu verteilen. Es war schließlich viel einfacher abzuwarten, bis Victor auf dem freien Feld war. Weniger Risiko. Weniger aufzuwischen.
Er warf der Limousine einen erwartungsvollen Blick zu, als sei er sich nicht mehr sicher, wie das Treffen ablaufen sollte, als würde er jetzt darauf warten, dass Leeson ebenfalls ausstieg. Wenn Leeson nachgab, würde das eine Menge über die Situation und ihn selbst aussagen, aber Victor glaubte nicht, dass er den Schutz seines gepanzerten Wagens freiwillig aufgeben würde. Wenn überhaupt jemand ausstieg, dann der Fahrer.
Und so
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