Bloody Mary.
Liebend gern hätte er dafür gesorgt, daß dieser junge Mann den Tag verfluchte, an dem er Porterhouse betreten hatte. Nachdem er seine Wut am Boot Nummer eins ausgelassen hatte, überlegte er auf dem Rückweg immer noch, wie er diesem verdammten Dr. Osbert eins auswischen konnte.
Als er am Pförtnerhaus vorbeikam, trat Walter mit einem Briefumschlag ins Freie.
»Verzeihen Sie die Störung, Sir«, sagte er. »Dringende Nachricht für Dr. Osbert, und da Sie am selben Aufgang wohnen, dachte ich mir ...« Der Obertutor nahm den Umschlag und radelte davon. Er konnte es kaum erwarten herauszufinden, was das für eine dringende Nachricht sein mochte. Vielleicht erwies sie sich als nützlich.
In seinem Zimmer angekommen, stellte er den elektrischen Wasserkocher an, öffnete den Umschlag unter Wasserdampf und las den Brief. Er fand ihn eher uninteressant. Es handelte sich lediglich um eine Einladung der Vorsitzenden der amerikanischen Gesellschaft zur Abschaffung grausamer und unmenschlicher Bestrafung zu einem Treffen mit dem Verfasser von Fallstricke, ein Werk, das sie mit großem Interesse und Gewinn gelesen habe etc. pp. Leider sei sie sehr beschäftigt, und der einzige verfügbare freie Termin sei der Freitag abend. Sie übernachte bei Freunden, es wäre ihr aber eine Ehre, sich um 20 Uhr vor dem Hotel Royal mit Dr. Osbert zu treffen. Der Obertutor faltete den Brief und steckte ihn zurück in den Umschlag, dann änderte er seine Meinung und zerriß ihn. Diesen Termin würde Dr. Osbert nicht wahrnehmen. In London telefonierte Schnabel mit Transworld Television. »Ich sage Ihnen doch, man bietet Ihnen offensichtlich einen Ausweg«, sagte er zu Hartang. »Dieser Typ ist echt, und er ist richtig einflußreich.«
»Und zwar wie richtig?« wollte Hartang wissen. »Und zwar Downing Street«, antwortete Schnabel. Es gab eine lange Pause, in der Hartang über diese ungewöhnliche Aussage nachdachte.
»Wenn er wirklich so einflußreich ist, was will er dann von mir?« fragte er endlich.
»Keine Ahnung. Er will Ihnen irgendeinen Vorschlag unterbreiten. Er hat ganz ausdrücklich betont, seiner Ansicht nach könne man diese Angelegenheit auf einer gütlichen und für beide Seiten vorteilhaften Basis klären. Feuchtwangler war dabei. Er kann’s Ihnen bestätigen.« Feuchtwangler bestätigte es und gab den Hörer an Schnabel zurück. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Hartang sich einverstanden erklärte, den Praelector zu treffen, aber selbst dann blieb er äußerst mißtrauisch. Erst eine beiläufig erwähnte Auslieferung an Singapur als mögliche Alternative überzeugte ihn. »Wenn Sie das vermasseln, Schnabel, werd ich mir nicht bloß neue Rechtsanwälte suchen, dann brauch ich die Unterstützung von ein paar Spezialisten aus Chicago. Hab ich mich klar ausgedrückt?«
Schnabel bestätigte das und legte auf. »Number Eleven Downing Street, und da redet dieser dämliche Drecksack so daher«, sagte er.
Der Praelector stand spät auf und frühstückte in aller Ruhe. Dann besuchte er, für den Fall, daß man ihn beschattete, einen Neffen, der im Innenministerium beschäftigt war. Anschließend speiste er mit einem Bischof im Ruhestand zu Mittag. Sein ganzer Tag war so organisiert, daß jeder Beobachter den Eindruck gewinnen mußte, er habe es mit einem außerordentlich einflußreichen Mann zu tun. Als er ins Hotel Goring zurückkam, wartete eine Einladung auf ihn, sich im Transworld Television Centre mit Mr. Edgar Hartang zu treffen. Der Praelector ruhte sich aus und nahm dann ein Taxi in die Docklands, wo er einer Leibesvisitation unterzogen und von einem Metalldetektor überprüft wurde, ehe er in dem Fahrstuhl nach oben und nach unten bis zu dem nicht numerierten Stockwerk schoß, wo er Hartangs trostloses Büro betrat. Hartang begrüßte ihn mit schleimigem Interesse und einer ekelhaften Unterwürfigkeit, die des Schatzmeisters Bericht über sein Treffen mit diesem Mann vollauf bestätigte. Hartang machte einen auf mitteleuropäischer Charmebolzen. Den Praelector täuschte er damit keine Sekunde. Andererseits registrierte er zufrieden, daß Hartang sich des Blazers, des Rollkragenpullis und sogar der weißen Socken entledigt hatte und ein wenig konservativer gekleidet war, nämlich in einem hellen Anzug mit schlichter Krawatte. »Ich wurde«, sagte der Praelector nach Austausch einiger Höflichkeitsfloskeln, »vom Collegerat des Porterhouse Colleges ermächtigt, Ihnen die Stellung eines Rektors an unserem College
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