Bloody Mary.
nur ein wenig länger. Okay.« Er verstummte, und die Echsenaugen musterten Ross Skundler. »Wollen Sie einen Drink, Ross?« fragte er dann. »Denn ich will verdammt noch mal sofort einen kippen. Und ich rühre sonst keinen Alkohol an.« »Ja, Sir, ich könnte einen vertragen.«
»Sie kriegen aber keinen. Und jetzt holen Sie mir den Chivas Regal. Wo Sie und Kudzuvine hinkommen, kriegt ihr Unmengen zu trinken. Und zwar Salzwasser.« Skundler ging zu der Hauptbar hinüber und holte den Scotch und ein Glas. Als er die Sachen auf die Tischplatte stellte, schepperten sie.
Edgar Hartang las den Brief noch einmal durch. Er wollte die Meinung seiner Anwälte hören, und zwar sehr schnell. In seinen Augen sah das wirklich schlimm aus. Als wär er echt geliefert.
20
Als der Dekan endlich das Arbeitszimmer des Praelectors verließ, um den Rektor aufzusuchen und bei der Gelegenheit selbst nachzusehen, wie dieser monströse Gangster leibhaftig aussah, war es spätnachmittags. Die Stunden davor hatte er damit verbracht, sich von dem Praelector erklären zu lassen, wie dieser die Herren Retter und Wyve bezüglich Schadensbehebung und Entschädigung konsultiert hatte, und war von der Argumentation des Praelectors beeindruckt gewesen. Dennoch hatte er so seine Vorbehalte. »Ich verstehe ja, was Sie mit Reparaturkosten und Entschädigung meinen«, sagte er, »kann mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß dieser schauderhafte Hartang kampflos zahlt. Wenn halbwegs stimmt, was man auf dem Band hört, mischt der Mann schließlich kräftig im Drogenhandel mit.« »Und genau deshalb wird er zahlen«, behauptete der Praelector. »Ich glaube, ihm bleibt gar keine andere Wahl.« »Aber Geld von einem Drogendealer? Das Schwein müßte eigentlich im Gefängnis schmoren! Wie können wir rechtfertigen, daß wir so schmutziges Geld annehmen?« »Über die Frage habe ich gründlich nachgedacht«, sagte der Praelector. »Und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß wir uns nach Präzedenzfällen in diesem College richten müssen.« Einen Augenblick lang mochte der Dekan seinen Ohren nicht trauen. »Präzedenzfälle? Präzedenzfälle? Sie wollen damit doch wohl nicht andeuten, irgendein Angehöriger dieses Colleges sei im Drogenhandel tätig gewesen?«
»Meines Wissens nicht, obwohl ich mir denken könnte, daß es statistisch gesehen sehr wahrscheinlich ist. Nein, ich dachte dabei an einen unserer Rektoren. Ist schon lange tot, wenn auch nicht so lange, wenn man es recht bedenkt. 1749. Jonathan Riderscombe hat sein Geld mit Sklavenhandel verdient. Nun weiß ich nicht, was schlimmer ist, Drogen oder Sklaven. Ich muß zugeben, daß ich den Sklavenhandel für verabscheuungswürdig halte. Doch wir haben davon profitiert. Und für Sentimentalitäten bin ich zu alt.« Der Dekan behielt seine Ansichten zu diesem Thema für sich. Er ließ sich nicht gern an die dunkle Herkunft großer Vermögen erinnern. Auch war er sehr überrascht und alles andere als begeistert, daß während seiner Abwesenheit ein neuer Fellow ernannt worden war. »Das Sir-Godber-Evans-Gedächtnis-Fellowship?« sagte er. »Das hört sich gar nicht gut an. Diesen verdammten Evans müßte man aus dem Gedächtnis tilgen. Er war einer der schlechtesten Rektoren, die wir je hatten. Von Fitzherbert natürlich abgesehen, doch das ist eine andere Geschichte. Vor einer Entscheidung hätte man mich konsultieren müssen.« »Leider waren Sie unerreichbar«, entgegnete der Praelector. »Cathcart wußte, wo ich hinwollte. Den hätten Sie fragen können.«
»Das hätten wir, wenn wir gewußt hätten, daß Sie keinen sterbenden Verwandten besuchten«, bemerkte der Praelector mit gewisser Schärfe. »Sie können wohl kaum von uns erwarten, daß wir sämtliche Krankenhäuser und Altenpflegeheime in Wales anrufen, außerdem gab es stichhaltige Gründe, eine sehr rasche Entscheidung zu fällen.«
»Ach ja? Und welche Gründe mögen das sein?« fragte der Dekan, der sich übergangen fühlte.
»Sechs Millionen Pfund«, antwortete der Praelector, was dem Dekan die Sprache verschlug. »Ich schätze, diese Summe könnte man einen ausreichend stichhaltigen Grund nennen. Man hatte uns eine Art Ultimatum gestellt. Doch der Obertutor weiß über diese Angelegenheit mehr als ich. An ihn haben sich die Anwälte des Spenders gewandt. Fragen Sie mich nicht, warum.«
»Nicht an den Schatzmeister?«
»Nicht an den Schatzmeister.«
»Und wer genau ist dieser erstaunlich großzügige Spender? Wissen wir
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