Bloß keine halben Sachen: Deutschland - ein Rollstuhlmärchen (German Edition)
los geht’s. Das Skifahren ist ein tolles Beispiel für Inklusion, denn man ist mit all seinen Freunden und den anderen Ski-begeisterten Menschen im weißen Powder unterwegs und hat einen riesengroßen Spaß. Da wird natürlich auch geschaut und auf einen gezeigt. Das hat aber wohl eher den Grund, dass sich die Begeisterung der Menschen über die Pistensau auf drei Kufen, die da kommt, kaum in Grenzen hält. Beim Skifahren mit Handicap sitzt man in einer auf seine Körpermaße angepassten Schale, darunter befindet sich ein Federbein und dann kommt die Skibindung mit Ski. In beiden Händen hält man jeweils einen so genannten Krückski, der einem dabei hilft, die Kurven einzuleiten und im Stand nicht umzukippen.
Gegen Abend kehrt man dann mit allen anderen in einer Hütte ein und verleiht dem Abschluss des Tages einen besonderen Glanz.
Ein von mir getestetes Hilfsmittel, das den Winter und überhaupt den Alltag einfacher macht, trägt den charmanten Namen Genny und ist die Weiterentwicklung eines Segways, aber eben für Rollstuhlfahrer und alle anderen gehbehinderten Menschen.
Meine »Liebe« zu Genny begann am Fuße meiner Tiefgaragenausfahrt, die ich zwar bei trockenem Wetter auch mit dem Rollstuhl hochkomme, aber nicht, ohne dabei eine Schweißträne zu vergießen. Die Genny ist so kraftvoll, dass sie derartige Steigungen mühelos schaffen kann. Schnell oben auf der Straße angekommen, wechselte ich vom »Schildkröten-Modus« in den von mir selbst so getauften »Formel-1-Modus« und brauste in Richtung Park Rosenhöhe auf dem holperigen Gehweg entlang. Dort angekommen, waren weder Sandwege noch Schotterpisten oder Wiesen eine Schwierigkeit für Genny . Eine wirkliche Erleichterung, auch um beispielsweise mal
mit dem Hund Gassi zu gehen, wenn es regnet oder Schneematsch auf den Wegen liegt. Besonders schön ist: Mit Genny bekommt man keine eingefrorenen Finger an den Greifringen, denn Genny ist batteriebetrieben und auch super mit Handschuhen zu fahren. Aus meiner Sicht ein wahres Meisterwerk!
Der Sommer macht es Menschen mit Behinderung um einiges leichter, sich draußen und auch uneingeschränkter zu bewegen. Im Winter träume ich mich dem nächsten Sommer entgegen, wenn es wieder schön warm ist und die Straßen wunderbar zu passieren sind. Wie gerne und oft fahre ich mit meinem Rad aus und habe in der Regel immer einen Tross Freunde an meiner Seite, die mich begleiten. Es geht aus der Stadt raus in Richtung des nächsten Biergartens. Nun stehen wir vor besagtem – doch leider muss ich draußen bleiben, denn upps, da hat jemand vergessen, dass es sich nicht so gut rollt durch den tiefen Kies. Nun ja, auch der Sommer muss nicht perfekt sein. Dafür ist ein kleiner Besuch am Badesee immer drin bei diesen heißen Temperaturen. Da freut sich auch unser Hund über die Abkühlung. Es scheint sogar, als seien die »Gaffer« eher zu Hause oder im städtischen Freibad geblieben. Hier am See fühle ich mich schon richtig inkludiert in unsere Gesellschaft. Es geht eher familiär zu, wenn man das so sagen kann. Kaum vorzustellen, wenn hier am See neben der Wurstbude jetzt auch noch eine Toilette ...
Aber nein, das wäre wirklich zuviel verlangt. Auch ich muss da mit meinem Bedürfnis in den Wald gehen – mit allen Hindernissen.
Der Sommer ist auch deshalb eine tolle Jahreszeit, weil man nicht so viel Kleidung am Körper tragen muss und sich daher viel besser und schneller in seinem Rollstuhl bewegen kann. Also: beste Voraussetzungen für schöne Ausflüge.
Falls Sie jemanden im Freundes-, Bekannten- oder Familienkreis haben, der ein Handicap hat und mit dem sie gerne mal einen Wander-Ausflug machen möchten, habe ich hier ein paar Ideen für Sie:
Das Darmstädter Vivarium (Kleintierpark) ist barrierefrei und mit einem geteerten Weg problemlos zu begehen oder zu berollen.
Der neugestaltete Kinderspielplatz am Steinbrückerteich (Darmstadt Dieburg) ist eine Grüne Oase in der Nähe der Stadt und ein barrierefreier Kinderspielplatz für den rollstuhlfahrenden Papa, der seinen Nachwuchs mal selbst
anschaukeln möchte. Öffentliche Verkehrsmittel fahren »bis vor die Tür«.
Im Weltkulturerbe Grube Messel werden barrierefreie Führungen durch die Ausgrabungsstätte angeboten. Auch das Besucherzentrum ist barrierefrei. Parkplatz vor der Haustür!
Der Eckweg am Kaiserstuhl zwischen Bahlingen und Eichstetten – ein Wanderweg, der im Teilstück asphaltiert und etwa 3 Kilometer lang ist.
Der Wild und Freizeitpark
Weitere Kostenlose Bücher