Blow Out (German Edition)
geholt hast? Stattdessen hast du diese Aufgabe einer Person überlassen, deren Sicherheitseinstufung dafür nicht ausreicht.«
»Verdammt, wie oft denn noch? Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einen Schub und konnte mich kaum bewegen. Ich hatte vollstes Vertrauen in Emma.«
»Und was hat dir dieses Vertrauen eingebracht?« Donovan schnaubte verächtlich. »Du sitzt halbnackt, gefesselt und ohne Brustwarzen vor mir. Das letzte Mal, dass ich in meinem Leben einer Frau vertraut habe, hat es mich meinen kleinen Finger gekostet. Sie hieß Reika, was auf Japanisch Liebliche Blume bedeutet. Ich dachte, sie wäre nur scharf auf meinen Schwanz, stattdessen hat sie mir das hier eingebrockt.« Er hielt Franklin seinen Fingerstumpf vors Gesicht. »Die kleine Japse war ein Lockvogel der Japanese Defense Agency und zu meinem Bedauern ausschließlich scharf auf Informationen über Projekt Morgenröte.«
Jemand klopfte an die Tür. Donovan öffnete sie einen Spaltbreit. Laymon grinste ihn an. »Ihr Drink, Sir.«
Donovan nahm ihm das Glas aus der Hand. »Alles ruhig bei Ihnen?«
»Jawohl, Sir.«
»Die Torwachen?«
»Verhalten sich unauffällig.«
»In Ordnung. Ich brauche noch ein paar Minuten.«
»Selbstverständlich.« Laymon grinste wissend.
Donovan schloss die Tür, nippte an seinem Bourbon und genoss den rauchigen Geschmack nach Leder und Eiche, während er zufrieden Franklins geschändeten, blutverschmierten Körper betrachtete. Er stellte das Glas auf den Tisch und brachte sein Messer dicht vor Franklins rechten Augapfel. »Es wird Zeit für die wichtigen Informationen, Leland.«
76
Mit der wuchernden Metropole Antarctic City verband man viele Attribute: dynamisch, hip, pulsierend, hektisch, laut waren nur einige davon. Auf viele Menschen wirkte die Kombination von kosmopolitischem Flair und hypermoderner Großstadtästhetik geradezu magnetisch. Aus allen Teilen der Welt strömten sie herbei, beseelt von einer Aufbruchsstimmung, die im ganzen Land spürbar war. Alle hatten sie dasselbe Ziel vor Augen. Das ärmliche Leben hinter sich zu lassen und auf dem neuen Kontinent von vorne zu beginnen. Begründet lag die Aussicht auf ein besseres Leben, vielleicht sogar auf ein klein wenig Wohlstand, in den nahezu unendlichen Rohstoffvorkommen Antarktikas. Mettrack International alleine zog rund um die Westantarktische Halbinsel jährlich eine weitere Bohrinsel in die Höhe, um die gigantischen Methanhydratvorkommen entlang der Kontinentalhänge auszubeuten.
Nick betrachtete die international bunt zusammengewürfelten Menschen unterschiedlichster Hautfarben, die mit hoffnungslosen Gesichtern vor ihren Getränken am Tresen hockten. Wer auch immer Lobeshymnen über den neuen Kontinent verbreitete, der war mit Sicherheit noch nie in Hopetown gewesen.
Gemeinsam mit Emma stand er an einem der Stehtische in der Nische eines heruntergekommenen Pubs mit dem bezeichnenden Namen »The Melting Pot«, keine fünfzig Meter von Leuthards Wohnblock entfernt.
Ein mürrischer Schwarzer knallte zwei Bierflaschen auf den Tisch. Nick leerte seine fast auf ex. Das Bier schmeckte wie warme Hundepisse. Sofort stieg ihm der Alkohol zu Kopf, was seinen Ärger jedoch kein bisschen dämpfte. Ein Ärger, der nicht ausschließlich Leuthard galt. Er ärgerte sich ebenso über sein eigenes Unvermögen, dem alten Mann die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich mit seiner Hilfe ergeben hätten. Er streckte zwei Finger in die Luft und signalisierte dem Kellner dadurch, für Nachschub zu sorgen.
Emma hatte ihr Bier noch nicht einmal zur Hälfte ausgetrunken. »Okay. Was ging da vorhin zwischen dir und Leuthard vor?«
»Was meinst du?«
»Als wir Donovans Namen erwähnt haben, hat der alte Mann fast einen Herzinfarkt bekommen. Woher kennen sich die beiden?«
»Ist das nicht offensichtlich?«
»Mach’s nicht so spannend.«
»Donovan bedroht Leuthard.«
Der Kellner brachte ihnen zwei neue Bier.
»Meinst du?«, fragte Emma.
Er nickte. »Wie wir wissen, ist Donovan in dieser Sache so etwas wie der Große Bruder . Er wacht darüber, dass nichts über Projekt Morgenröte an die Öffentlichkeit gelangt. Ich wette, es war Donovan, der Leuthard damals im Sanatorium einen Besuch abgestattet und damit gedroht hat, Leuthards Familie etwas anzutun.«
»Gut möglich. Leider werden wir die Wahrheit wohl nie erfahren.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Woher nimmst du diese Zuversicht?«
»Sieh selbst.« Er deutete mit dem Kopf auf eine Person, die sich durch
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