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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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unübersehbar, wie sehr ihn die letzte halbe Stunde geschwächt hatte. »Ich brauche einen Arzt, verdammt noch mal.«
    Du brauchst keinen Arzt mehr , dachte Donovan. Er betrachtete seinen verhassten Erzfeind. »Vieles von dem, was ich in den letzten Minuten gehört habe, erscheint in sich logisch, und doch glaube ich, dass du mir noch irgendetwas verheimlichst, und das gefällt mir nicht. Außerdem hast du hinter meinem Rücken agiert, mich bewusst getäuscht, und das kann ich nicht zulassen.«
    »Wieso …«
    Weiter kam Franklin nicht.
    Mit einem Hieb des ultrascharfen Rasiermessers durchtrennte Donovan den Kabelbinder, der Franklins Hände gefesselt hinter der Stuhllehne fixiert hatte. Noch bevor der stark geschwächte Mann in irgendeiner Form reagieren konnte, packte Donovan seine linke Hand und drückte sie mit der Handfläche nach unten auf den Tisch.
    »Wie ich bereits sagte«, flüsterte er in Franklins Ohr, »sind unsere Leben seit über vierzig Jahren in gewisser Weise miteinander verbunden. Für dich, alter Freund , ist es an der Zeit, zu erfahren, was Schmerz tatsächlich bedeutet, wenn man ihn nur intensiv genug erlebt.«
    Franklins Augen weiteten sich in schierem Entsetzen, als er verstand. Donovans fester Griff drückte Franklins Hand unnachgiebig auf den Tisch. Mit seiner freien Hand setzte Donovan die Klinge des Rasiermessers direkt an der Wurzel von Franklins kleinem Finger an.
    Beinahe mühelos drang die Klinge in Franklins Fleisch. Der Schmerzensschrei des alten Mannes hallte von den Wänden wider.
    Die Klinge durchtrennte Muskelgewebe und Blutgefäße, zerfetzte Ringbänder und Sehnen. Blut spritzte und besudelte Donovans Hand. Als die Klinge auf den Knochen stieß, gab es einen kleinen Widerstand. Ein kurzes Knacken, und der Knochen war durch. Franklin schrie wie am Spieß. Ein letzter entschlossener Schnitt, dann lag der kleine Finger des Botschafters abgetrennt vor ihnen auf dem Tisch.
    Franklin fiel in Ohnmacht. Seine Schreie verstummten. Enttäuscht ließ Donovan den Arm los. Sofort kippte der alte Mann zur Seite und prallte mit der Stirn gegen Donovans Bauch. Er setzte ihn wieder aufrecht auf den Stuhl, trat einen Schritt zurück und besah sich sein Werk.
    Leland Franklin, der Mann, den Donovan nach seinem Vater am meisten hasste, war fertig. Bewusstlos hing er im Stuhl, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Aus dem Fingerstumpf tropfte Blut im Sekundentakt auf den Boden und bildete eine Lache. Donovan empfand tiefe Genugtuung.
    Ein lautes Piepen riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Communicator meldete einen Anruf aus Crypto City. Das wurde verdammt noch mal Zeit. Die nächsten Minuten lauschte er mit größtem Interesse, was man ihm mitzuteilen hatte. Seine Kiefer knirschten, während er die Neuigkeiten verarbeitete. Er beendete die Verbindung und tätigte einen längst überfälligen Anruf.
    Abermals klopfte es an der Tür.
    »Ja?«
    Laymon steckte seinen Kopf herein. Sofort erkannte Donovan, dass etwas nicht stimmte. »Wir bekommen Besuch, Sir.«
    »Wimmeln Sie ihn ab.«
    Laymon zögerte. »Ich fürchte, das dürfte nicht so einfach werden.«
    78
    Die Atmosphäre war angespannt. Zu viert saßen sie in dem bieder eingerichteten Wohnzimmer, von dem Emma niemals vermutet hätte, es wiederzusehen.
    »Ich freue mich, dass Sie Ihre Meinung geändert haben, Dr. Leuthard«, versuchte Emma das Eis zu brechen. »Zum Glück hat Ihre Tochter uns in dieser Kneipe gefunden.«
    »Ich habe Ihnen vom Fenster aus nachgesehen, als Sie das Haus verließen«, erklärte Corinne Leuthard. Völlig verkrampft saß sie neben ihrem Vater.
    Leuthard hielt offenbar nichts von Small Talk: »Sie behaupten, im Besitz eines Geheimdienstdossiers zu sein, mit dessen Hilfe Sie die Verbrecher von Mettrack mitsamt deren Verbündeten hochgehen lassen können. Sie behaupten ferner, hieb- und stichfeste Beweise für die Vorgänge auf der Independence vorlegen zu können. Entspricht das den Tatsachen?« Sein stechender Blick schoss zwischen ihr und Nick hin und her.
    »Das ist korrekt«, antwortete Nick.
    »Ist das Dossier hier drin?« Er blickte auf den Rucksack zu Nicks Füßen. »Ich möchte es sehen.«
    »Tut mir leid, wir mussten die Akte an einem sicheren Ort zurücklassen.«
    »An einem sicheren Ort?« Leuthard sah nicht besonders überzeugt aus. »Mit anderen Worten, Sie haben keinen Zugriff mehr darauf.«
    »Doch, nur eben nicht im Augenblick«, entgegnete Nick.
    »Ich verstehe Ihre Bedenken«, sagte Emma. »Man hat

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