Blow Out (German Edition)
Kubaners, der mit seinem Boot eigentlich ein paar Meilen südlich von der Independence auf Carlos und Fuentes warten sollte.
»Der Plan hat mir nicht gefallen«, erklärte Roberto.
»Carlos wird toben.«
»Carlos kann mich mal.«
Sie fiel ihrem Retter um den Hals und drückte ihm einen Schmatz auf die Wange. »Danke.«
»Ich haue niemanden übers Ohr, mit dem ich im Jardín de Neptuno ein Bier getrunken habe.«
Sie löste sich von ihm. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Roberto von oben bis unten klatschnass war. »Was ist passiert?«
»Ich habe mein Boot auf eine Warteposition fernab der Independence programmiert.« Er zog einen kleinen silbernen Sender aus der Hosentasche und grinste. »Fernbedienung.«
Emma konnte ihm nicht folgen. Anscheinend arbeitete ihr Hirn noch auf Sparflamme.
»Ich bin abgesprungen, noch bevor ich unter der Bohrinsel durch war«, erklärte Roberto. »Dann bin ich zum nächstbesten Pfeiler geschwommen und über die Notleiter hochgeklettert.«
»Bei diesem Seegang? Bist du verrückt?«
Er winkte ab. » Bagatela .«
Sie umarmte ihn erneut. »Gott, bin ich froh, dich zu sehen.«
»Diese Mistkerle haben dir übel was verpasst.«
»Ein wenig Kopfschmerzen, aber es ist okay.« Sie dachte nach, doch die Erinnerung an die Zeitspanne unter Drogeneinfluss fiel ihr schwer. »Roberto, ich glaube, sie wissen von dem U-Boot. Sie sind losgezogen, um Nick abzupassen. Außerdem haben sie María und …« Plötzlich traf sie die Erinnerung wie ein Hammerschlag. Carlos! Er war tot. Sie musste es Roberto sagen, aber nicht jetzt. Dafür hatten sie keine Zeit.
»Wir müssen die anderen finden und zusehen, dass wir von hier verschwinden«, sagte Roberto.
Sie nickte. »Hast du eine Ahnung, wohin man María und Jorge gebracht hat?«
»Nein.«
»Das habe ich befürchtet. Dabei fällt mir ein, woher wusstest du, wo du mich findest?«
»Auf der Suche nach euch bin ich durch die Korridore geschlichen und habe gesehen, wie dieser grauhaarige Muskelberg hier herausspazierte.«
»Wie lange war ich bewusstlos?«
»Etwa eine Viertelstunde. Ich habe dieses Teufelszeug da«, er zeigte auf Donovans Utensilien, »sofort aus deiner Vene gezogen und gewartet. Ich dachte erst, du kommst nie wieder zu Bewusstsein.«
»War ein echter Horrortrip. Aber jetzt los.«
Vorsichtig öffnete sie die Tür und linste hinaus in den Korridor. Die Luft war rein. Da Roberto das Hauptgebäude durch den südlichen Eingang betreten und auf seinem Weg in die Krankenstation keine Spur seiner Freunde entdeckt hatte, entschieden sie sich für die entgegengesetzte Richtung. Darum bemüht, nicht das geringste Geräusch zu verursachen, schlichen sie durch viel zu helle Gänge, horchten an Türen und öffneten diese, falls möglich. Ausnahmslos fanden sie dahinter lediglich dunkle, verlassene Räume vor.
Sie erreichten die Front des Gebäudes, durch deren quadratische Fenster sie einen Blick nach draußen auf die Hauptplattform werfen konnten. Sämtliche Scheinwerfer waren in Betrieb und erhellten die Plattform wie Flutlicht ein Fußballstadion. Eine kräftig flatternde Flagge mit dem Sternenbanner der Vereinigten Staaten verriet, dass der Wind im Laufe der letzten Stunde weiter zugelegt hatte. Hilflos sah Emma sich um. Der enzige Weg in den anderen Teil der Plattform führte über eine grell beleuchtete Außentreppe. Das Risiko, dort entdeckt zu werden, war viel zu groß.
Plötzlich erregte ein Schild im Korridor ihre Aufmerksamkeit: Schaltzentrale Elektrotechnik.
Daneben befand sich eine Tür, inklusive einem Türöffner mit einem altmodischen Zutrittskontrollsystem und integrierten Zahlentasten. Die Tür war lediglich angelehnt. Emma runzelte die Stirn. Etwas, das Leuthard im Laufe ihres Gespräches nebenbei erwähnt hatte, fiel ihr ein. Eine Idee nahm Gestalt an.
Sie horchte an der Tür, und da sie kein Geräusch vernahm, öffnete Emma sie vorsichtig. Drinnen brannte Licht. Eine riesige Wand voller Schalttafeln, Monitore und Displays, von denen etwa die Hälfte in Betrieb waren, fesselte Emmas Aufmerksamkeit. Hier also liefen alle für den Betrieb der Bohrinsel relevanten Informationen zusammen. Sie trat vor das Bedienpaneel. Trotz der vielen blinkenden Leuchtdioden waren bei näherer Betrachtung nur wenige Stromsysteme aktiv. Hauptsächlich die Bereiche, die von der Sicherheitscrew benötigt wurden. Emma studierte die auf der Übersichtstafel eingravierten Schaltpläne. Wenn sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollten, von
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