Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
und fraß in aller Ruhe die Seele seines Wirts, bis er dessen Körper vollständig übernehmen konnte. Wenn das geschehen war, würde er expandieren und dann wäre er (und das war das eigentliche Problem) überhaupt nicht mehr zu kontrollieren. Tekeli-Li, so buchstabiert man »Ganz üble Sache«. Es half nichts, er würde losgehen und nach dem Wirt suchen müssen. Hoffen, ihm nah genug zu kommen, um ihn identifizieren zu können, bevor der Blaue ernstlich Unheil anrichtete.
Glück im Unglück, dachte der Hexer, dass diese Sache in einem kleinen Nest wie Port passiert war. In einer Großstadt wäre die Suche völlig aussichtslos, dann hätte er sie getrost aufgeben und sich auf das unvermeidliche Ende vorbereiten können. Aber soweit war er noch nicht, noch lange nicht.
Der Hexer setzte seine Brille ab, legte sie neben das Knochenorakel und massierte seine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann griff er zum Hörer des Telefons. Er wusste jetzt, wonach er suchte. Und bald würde er auch wissen, wo er es finden konnte.
Die Schlüssel zum Königreich
»Ä hm, Dad? Es ist Mike , Dad.« Tiffany Marshner schaute ihren Vater aus großen, blauen Augen herausfordernd an.
»Oh. Klar. Sorry, Liebes. Bin schon weg.« sagte Marshner zerstreut. Er hörte auf, die Hand seiner Tochter zu halten, die mit eingegipstem Bein auf dem Sofa lag und die Sprechmuschel des Telefons an ihre Brust drückte. Er ging in die Küche und schloss leise die Tür. Kurz darauf hörte er das vertraute Geplapper seiner Tochter undeutlich durch die Tür. Mike, richtig. Mit dem würde er auch noch reden müssen. Tiffany war gefallen, hatte sich das Knie verletzt, ziemlich ernst sogar. Und Mike hatte daneben gestanden und zugesehen. Und anschließend einen Streit mit diesem Kerl vom Zaun gebrochen, der überhaupt nichts mit der Sache zu tun gehabt hatte. Nicht gerade optimales Material für einen zukünftigen Schwiegersohn, fand Mr. Marshner und rümpfte die Nase. Dann nahm er vorsichtig den Hörer in der Küche ab, um das Gespräch seiner Tochter mit ihrem Freund zu belauschen.
In diesem Moment klingelte das Handy auf dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmers. Verdammt, ausgerechnet jetzt!
Die Nummer seines Handys hatten ausgesprochen wenige Leute und das bedeutete, dass die Sache wirklich wichtig sein musste – und ausgesprochen dringend. Er hängte den Hörer des Haustelefons vorsichtig wieder ein und ging in sein Arbeitszimmer.
Madrugada
W ie ich aufwache, fällt mir als Erstes auf, dass das Rauschen der Wellen nicht da ist, und der salzige Geruch des Meeres fehlt, naja eigentlich ist's eher ein Geruch wie von totem Fisch, der zu lange in zu viel Salz gelegen hat. Aber dann merke ich, dass ich ja gar nicht am Strand in meiner alten Jolle liege, sondern in 'nem richtigen Bett. Noch dazu in 'nem Schlafanzug statt in meinen Klamotten. Fehlt nur, dass mir das Dienstmädchen die Zeitung und den Morgenkaffee bringt und ich in meine hochherrschaftlichen Pantoffeln schlüpfe, wo vorn drauf die Anfangsbuchstaben meines Namens eingestickt sind, in so'ner verschnörkelten Schreibschrift. Ich streck' die Füße lang und trete dabei versehentlich Luci, die dort geschlafen hat. Sie gähnt und kommt dann selber auf die Beine. Tappst über die Bettdecke her zu mir und guckt mich aus ihren großen Augen an, das alte Schlappohr.
»Guten Morgen, Mrs. Luci, Ma'm.« sage ich, dann muss ich wegen dem Namen kichern und für 'nen Moment sieht es so aus, als wolle mir dieser kleine Teufel schon wieder das Gesicht abschlabbern. Dann macht sie kehrt und springt vom Bett auf den Boden, wo sie schnurstracks zur Tür marschiert und davor stehen bleibt. Kein Jaulen oder Kratzen. Braver Hund. Mir ist auch so klar, dass sie mal vor die Tür muss. Ich übrigens auch.
»Gib
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