Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
manchmal mit ihrer Freundin Laura ins Kino gegangen, was momentan nicht möglich war, weil Laura gerade im Urlaub war. Ansonsten hatte sich in ihrem Leben nicht besonders viel ereignet, wenn man mal davon absah, dass sie hin und wieder mit einer Nachbarin sprach, die sie im Treppenhaus traf. Das war es auch schon. Aber seitdem diese Wespe sie gestochen und sie bei Elsa angerufen hatte, war alles anders. Jetzt war sie Mitglied in einem Lesekreis, hatte Alkohol getrunken, von ihrem Sexleben erzählt, hatte einen Job und würde am Samstag auf die Reeperbahn gehen.
Das musste ein junger Mensch erst einmal alles verkraften.
*
Später kam Claudia mit den von Elsa angeforderten Dingen aus der Firma vorbei. Elsa war sehr zufrieden. Sie hatte zwar noch keinen Rückruf von den Paartherapeuten – womöglich brauchte man die auch gar nicht mehr –, dafür hatte sie aber einen Coach für Jasmin ausfindig gemacht, der am morgigen Freitag sogar noch einen Termin um 10 Uhr zu vergeben hatte.
Irgendwann nachher musste Berti nach Hause kommen, dann würde sie mal Klartext mit ihm reden.
Und um Imogen musste sie sich auch noch kümmern. Die hatte ja einfach das kalte Wasser laufen lassen und war aus der Wohnung marschiert, um in einem Café eine Stunde zu warten. Dann wollte sie Ralle und Lena eigentlich befreien, beziehungsweise einen Arzt rufen. Hoffentlich hatte sie das auch getan.
Während sie Kaffee holte, breitete Claudia die Sachen auf dem Tisch aus.
»Das ist total klasse«, sagte Elsa und hielt ein Korsett aus bordeauxfarbenem und schwarzem Lack hoch, das hinten geschnürt war. »Ist das neu?«
Claudia nickte, nicht ohne Stolz. Wenn man sie ansah, wäre man nie im Leben darauf kommen, dass sie Erotik-Designerin war. Claudia hatte schwarze Haare, die sie grundsätzlich zu einem Pferdeschwanz band, war recht blass und trug eigentlich Tag und Nacht eine große rote Brille, Jeans und karierte Blusen. Bei der Arbeit hatte sie stets ein kleines Kissen ums Handgelenk gebunden, in dem Stecknadeln mit bunten Köpfen steckten, und mindestens eine Nadel war eigentlich auch immer in ihrem Mundwinkel zu finden. Wenn Claudia in der richtigen Stimmung war, erzählte sie auch gerne die Geschichte von der Nadel, die sie mal verschluckt hatte, und die angeblich in ihre Lunge gewandert und dort festgewachsen war, wie ein Radiologe bestätigt hatte. Den Radiologen kannte zwar keiner, aber das war ja auch egal. Elsa konnte sich die Firma ohne Claudia jedenfalls nicht mehr vorstellen.
Trotzdem würden sie jetzt über die rückläufigen Zahlen sprechen müssen. »Wie sieht es denn mit den Toys aus?«, fragte sie vorsichtig.
»Bestens«, erwiderte Claudia begeistert. »Hier sind schon mal ein paar Liebeskugeln mit, die nach Kirschen riechen. Und das sind die neuen Vibratoren. Ich habe ein paar mehr mitgebracht, vielleicht sind ja deine Freundinnen interessiert und könnten dann auf der Homepage ein positives Feedback schreiben. Das wäre ganz hilfreich. Ich kann ja nicht immer die Frauen in der Firma bitten, irgendwann haben die auch keine Lust mehr.« Sie hielt einige Vibratoren hoch.
»Der rote sieht scharf aus«, sagte Elsa zögerlich.
»Ja. Mit doppelter Klitoris-Stimulation. Und man kann ihn vorher aufheizen, dazu muss man ihn nur etwas drücken. Ein Freund von mir hat das entwickelt, der macht auch so Essen, das kann man durch Druck warmmachen. Allerdings wird das dann richtig heiß.«
»Der Vibrator hoffentlich nicht«, sorgte sich Elsa.
»Natürlich nicht. Wofür hältst du mich? Habe ich jemals was hergestellt, das für unsere Kundinnen schädlich war?« Claudias Augen hinter der Brille wurden vor Enttäuschung riesengroß.
»Nein, natürlich nicht«, versicherte Elsa ihr schnell. »Und was ist das hier?«
»Der sprechende Vibrator.« Stolz streckte Claudia ihr ein unförmiges grünes Teil entgegen, das auf den ersten Blick nicht besonders erotisch wirkte.
»Ähm«, machte Elsa. »Ist das so neu?«
»Nein, das mit dem Sprechen nicht. Aber man kann das Ding programmieren. Es reagiert auf Reibung und Feuchtigkeit. Soll heißen, dass bei unterschiedlichen Erregungsstufen unterschiedliche Sprüche kommen.«
»Und wie geht das?«
»Der Herr Schnattel hat sich zum Aufsprechen zur Verfügung gestellt«, erklärte Claudia.
»Herr Schnattel?« Elsa war fassungslos. Herr Schnattel machte die Buchhaltung und war ein kleiner, grauhaariger Mann, der immer nur von seinem Schrebergarten und seiner Frau sprach. Letztere machte jeden
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