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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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und bitte melden Sie sich, wenn ich weiter helfen kann. Goodbye!«
    » Hallo? ...«
    Sophia legte auf bevor ich überhaupt reagieren konnte. Ich hatte mich nicht einmal für das Gespräch bedanken können. Besorgniserregend war die Tatsache, dass sie vergaß, mir mitzuteilen, wo in der Kleingartenkolonie sich die Laube befand und wie ich dort hineinkam. War das Schloss der Tür auch immer offen, oder lag der Schlüssel womöglich hinter einem Blumentopf? Auf die Gefahr hin, zu aufdringlich zu erscheinen ‒ Sophia hatte es offensichtlich eilig und sie hatte mir schon genug von ihrer Arbeitszeit geopfert ‒, versuchte ich sie trotzdem noch mal zu erreichen.
    Ich drückte auf die Wiederholtaste und wartete auf eine Verbindung mit Boston & Trevix Consultings. Besetzt. Na toll . Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, ehe ich es wieder versuchte. Noch mal besetzt. Nach dem vierten Versuch meldete sich endlich jemand von der Zentrale. Es war nicht die nette Dame, die mich das erste Mal weitergeleitet hatte. Nachdem ich mein Anliegen preisgab, verband mich eine männliche Stimme mit der Warteschleife, in der Bing Crosby einen Dauerauftritt hatte, um mir anschließend zu sagen, dass Miss Lehmann nicht erreichbar sei. Ich könnte aber eine Nachricht hinterlassen, er würde sie gleich an das Sekretariat der Abteilung weiterleiten.
    Well , dachte ich mir, das würde mir wahrscheinlich nicht viel bringen, denn bis Sophia sich wieder mit mir in Verbindung setzte, könnte es eine Weile dauern, und ich hatte nicht vor, so lange zu warten.

Dienstag
    Der September meldete sich mit einem exaltierten Wind, der die welken Blätter der Bäume wie Tänzer bei einem Opernball umherwirbelte. Ich zog den Kragen meiner wattierten Jacke hoch, um mich vor der morgendlichen Kälte zu schützen, und lief direkt auf den Eingang der Kleingartenkolonie Gelbe Aue zu. Da ich nicht wusste, wo genau sich die Laube von Sophia befand, war es eigentlich egal, welchen Eingang ich benutzte. Auf dem Plan der Kolonie, den ich im Internet fand und jetzt in den Händen hielt, waren nicht nur die Parzellen sondern auch die verschiedenen Eingänge markiert, und so entschied ich mich für den, der sich in der Nähe des S-Bahnhofs Priesterweg befand.
    Während meiner Tätigkeit als Polizistin hatte ic h nicht wenige Einsätze in Schrebergärtenkolonien, waren sie doch oft ein beliebter Ort für Kleinkriminelle, die sich unerlaubt Zutritt verschafften, um entweder ihren Rausch auszuschlafen, Zuflucht zu suchen oder einzubrechen. Die Gelbe Aue war jedoch Neuland für mich. Es war noch sehr früh, gerade mal kurz nach sechs Uhr. Nicht unbedingt meine Uhrzeit, aber ich war ja nicht nur Hobbydetektivin, sondern bestritt meinen Lebensunterhalt mit Organisation von Hochzeiten. Und um neun Uhr erwartete mich eine sehr anstrengende Braut in einem Blumenladen ihres Vertrauens, um die Blumendekoration für ihr großes Fest zu besprechen.
    Exakt 200 Parzellen. Das verspricht ja heiter zu werden.
    Mithilfe des Plans begab ich mich also auf die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Es dämmerte noch. Ohne Taschenlampe wäre ich ganz schön aufgeschmissen gewesen. Abgesehen vom Rascheln der Bäume, deren Äste im Wind hin und her wiegten, hörte man nichts. Kein menschliches Wesen führte in der Anlage seine Hunde spazieren oder reckte und streckte die Knochen vor seiner Laube, um wach zu werden. Lebte überhaupt jemand in den Häuschen? Ich spürte keine Angst, aber wohl fühlte ich mich auch nicht.
    So unauffällig und leise wie möglich marschierte ich die Wege entlang und inspizierte jeden Garteneingang. Als ich dachte, ich würde Sophias Laube nicht mehr in diesem Jahr finden, fiel der Schein meiner Taschenlampe auf ein Messingschild mit der ersehnten Aufschrift Gretchen . Es hing neben einer hölzernen Gartentür, an deren oberen Teil eine reihe hochgezogener Buchstaben dazu dienten, Gäste zu begrüßen: Willkommen. Sowohl die Tür als auch der Zaun waren weiß angestrichen. Ich strahlte mit der Taschenlampe die Laube an und sah, dass man auch ihr einen Anstrich in sehr hellen Tönen verpasst hatte.
    Das Tor war ta tsächlich offen. Die Pflanzen im Garten unterschieden sich nicht sonderlich von denen der anderen Gärten. Rosen und weitere Blumengewächse teilten sich die Erde mit einem Nussbaum und zwei Kirschbäumen. Lediglich die Art und Weise, wie sie angeordnet waren, war anders. Es lag auf der Hand: Hier hatte ein echter Landschaftsgärtner mitgewirkt.

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