Blütenrausch (German Edition)
etwas von der Art. Auf diese Weise konnte ich die Frau von meinen privaten Ermittlungen gänzlich ausschließen. Doch jetzt standen die Karten anders und das Spiel war noch offen.
» Ich kenne Natalie seit vielen Jahren, wir sind durch dick und dünn gegangen. Sie war fast wie eine Schwester zu mir, wir hatten nie Geheimnisse voreinander...« Sie unterbrach sich. Rund um ihre Augen bildeten sich Lachfältchen. »Entschuldigung. Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Vermutlich interessiert Sie das gar nicht.«
» Nein, bitte, fahren Sie fort. Reden tut immer gut und ich bin eine gute Zuhörerin. Außerdem hatte ich viel mit Ihrer Freundin zu tun, und ich würde nur zu gerne verstehen, warum sie Sie ausgeladen hat. So weit ich es beurteilen kann, war das nicht ihre Art.«
Sie überlegte kurz. Dann legte sie den Flakon auf den Couchtisch und hüllte sich wieder ganz in ihre Decke ein. »Leider kann ich nichts riechen.«
» Warten Sie, bis Sie es können, Frau Kraft. Der Duft ist traumhaft. Eine Mischung aus Jasmin und Maiglöckchen.«
» Ich freue mich schon darauf. Danke, dass Sie es mir vorbei gebracht haben. Und bitte nennen Sie mich Hannah.«
» Gut, Hannah. Sie wollten mir noch etwas erzählen?«
Hoffentlich klinge ich nicht zu interessiert, sonst könnte es sein, dass sie nichts mehr erzählt.
» Ich fasse es einfach nicht. Ich wäre so gerne bei Natalies Hochzeit dabei gewesen. Wir waren einmal sehr gute Freundinnen. Dann begann unsere Studienzeit. Sie ging nach Heidelberg, ich blieb in Berlin. Wir haben nie den Kontakt verloren, nur sahen wir uns nicht mehr sehr oft. Das änderte sich wieder, als sie zurück nach Berlin kam. Sie war so glücklich, als sie mir erzählte, dass sie heiraten würde. Ihr David. Es war so ein Traumpaar. Wir haben uns oft getroffen und über die Hochzeit gesprochen. Sie haben ja den größten Teil der Organisation übernommen, aber ich half ihr auch so gut ich konnte. Und dann das.« Sie starrte kurz in die Leere. »Drei Tage vor der Hochzeit lud sie mich, zusammen mit drei anderen Freundinnen, bei sich zu Hause auf ein Mittagessen ein, als eine Art Junggesellinnenabschied. Sie war so beschäftigt, dass sie keine Zeit hatte, etwas Größeres zu organisieren. Es war ein netter Nachmittag. Und dann, am nächsten Tag, klingelte sie Sturm. Sie kam in die Wohnung und fing an, mich anzuschreien. Sie redete so schnell und so wirres Zeug, dass ich sie erst nicht verstand. Dann beruhigte sie sich etwas, aber die Anschuldigungen blieben. Sie wiederholte sie immer wieder.«
» Welche Anschuldigungen?«
» Sie behauptete, ich hätte eine Affaire mit ihrem Mann. Was natürlich völliger Unsinn ist.«
» Wie kam sie denn darauf?«
» Sie sagte, ihr Mann führe Buch über seine Affairen und ich wäre seine Letzte gewesen. Sie zeigte mir sogar zwei Fotos, auf denen ich angeblich mit ihrem Mann im Bett lag. Aber ich schwöre Ihnen, das war ich nicht. Oh mein Gott! So was sollte ich Ihnen gar nicht erzählen. Es geht hier um meine verstorbene Freundin! Und um mich! Was für ein Licht wirft das alles auf uns!«
» Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Erstens gehört es zu meinem Berufsethos, niemanden zu verurteilen und zweitens nennt man mich den schweigenden Felsen, weil ich für gewöhnlich niemals etwas ausplaudere.« Mit dieser Behauptung konnte ich ihr ein kleines Lächeln entlocken und so ihr Gewissen beruhigen.
» Sie sind wirklich so nett, wie Natalie immer erzählte. Schade, dass ich nie dabei sein konnte, als Sie sie beraten haben.«
» Ja, finde ich auch. Die Treffen waren immer sehr amüsant. Haben Sie eigentlich vor der Hochzeit noch einmal Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden? Ich meine, die Sache zu klären? Oder konnten Sie die Anschuldigungen schon am selben Tag widerlegen?«
» Als sie zu mir kam und mir die Fotos zeigte, habe ich ihr versucht zu erklären, dass die Frau, die abgebildet war, nicht ich war. Sie hatte nur Ähnlichkeit mit mir, aber ich war es mit Sicherheit nicht.«
» Und sie hat das nicht geglaubt?«
» Nein. Sie schrie mich an, ich würde sie belügen und versuchen, eine Närrin aus ihr zu machen. Dann sagte sie, sie wolle nichts mehr von mir wissen und ich solle ja nicht zu ihrer Hochzeit erscheinen.«
» Ich möchte nicht indiskret wirken, aber was zeigten die Fotos genau? Ich meine, wenn Sie erkannt haben, dass Sie die Frau nicht waren, dann muss Natalie es doch auch bemerkt haben.«
» Die Aufnahmen zeigten David im Bett.
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