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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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Wahrheit ist, Natalie war zu sehr abhängig von ihren Eltern und fürchtete sich vor dem gesellschaftlichen und finanziellen Abstieg im Falle einer Enterbung.
    Hannah wurde plötzlich still. Sie fasste sich an die Stirn und seufzte. Ob sie wirklich Kopfschmerzen bekam oder nur so tat, war mich nicht ganz klar, ich wusste jedoch, dies war eine klare Aufforderung zu gehen. Da ich das Wichtigste aus ihr herausgeholt hatte, bedankte ich mich für ihre Zeit, versprach, dem Kommissar alles weiter zu geben, und verabschiedete mich, nicht ohne ihr gute Besserung zu wünschen.
     
    Auf dem Weg zurück ins Büro machte ich einen kleinen Abstecher und hielt an meinem Lieblingsimbiss an. Direkt vor dem Dönerladen war gerade ein Parkplatz frei geworden und ich konnte mein Auto einparken. Als ich heute früh den Wagen beim Mechaniker abholte, überraschte mich sein makelloses Aussehen. Da er innerhalb kürzester Zeit zwei Mal repariert werden musste, hatte wohl mein Mechaniker Mitleid mit mir gehabt und ohne zusätzliche Kosten eine Vollwäsche angeordnet, sodass mein ganzer Stolz vor Sauberkeit nur so strotzte.
    »Glänzt ja wie ein Affenarsch!«, pfiff ein Halbwüchsiger mit Bartansatz abfällig, als ich aus dem Auto stieg.
    Er lehnte an der Imbisswand, neben ihm noch so ein Witzbold, mit schief aufgesetztem Baseball-Cap und Pickeln bis hinter die Ohren, denn dieser fügte hinzu: »Und hat auch die gleiche Farbe wie so ein Arsch. Wahrscheinlich stinkt es auch wie einer.«
    Vollpf osten, Euch zeige ich es gleich!
    »Besser ein Auto mit so einer Hinternfarbe«, erwiderte ich, »als ein Mondgesicht mit lachhaften Ziegenstoppeln oder ein Krater gesicht mit eiternden Pusteln.«
    Beleidigt wie zwei Gockel , richteten sich die beiden auf. »Pass auf, was du sagst, Tussi! ...«, begann der durch die Pubertätshormone entstellte Junge.
    »Sonst was ?«, unterbrach ich ihn und baute mich vor ihm auf.
    »Jetzt reicht's!«, schrie der Imbissb esitzer hinter der Theke und bewegte seine Hände in Richtung Jungs. »Macht das ihr nach Hause kommt, sonst erzähl ich euren Eltern, was ihr oft während der Schulstunden so treibt!«
    Die Jungs murmelten etwas Unverständliches, warfen mir noch einen bösen Blick zu und zischten dann ab.
    »Bitte entschuldigen Sie die Beiden«, sagte er zu mir. »Sie sind gute Jungs, aber in letzter Zeit, ich weiß nicht ... das Erwachsenwerden, falsche Freunde, das alles macht die Zwei etwas unsicher und sie probieren ihre Grenzen aus. Aber glauben Sie mir, sie sind wirklich gute Jungs.«
    »Ist schon gut, wir alle haben in dem Alter schwierige Zeiten erlebt.«
    Erleichtert darüber, dass ich nicht verärgert war und somit die Gefahr, dass ich den Imbiss nie wieder betreten würde, deutlich gesenkt wurde, begann er fröhlich an seinem Kebabspieß zu schnippeln. »Wie immer?«
    »Ja, bitte, und diesmal zwei Peperoni extra, sozusagen als Wiedergutmachung für den Zwischenfall«, zwinkerte ich ihm zu. 
     
    »Hallo Oliver, ich bin's, Therese. Kann ich dich kurz sprechen? Ist die Luft rein?« Damit meinte ich, ob Schulze in der Nähe war, denn ich wollte ihn auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen.
    Ich hauchte in meine Hand und war zum ersten Mal froh, meinen hübschen Informanten nicht vor mir zu haben. Der Imbissbetreiber hatte es sicher gut mit mir gemeint, aber er hatte es mit der Knoblauchsoße definitiv übertrieben.
    Am anderen Ende der Leitung hörte ich im Hintergrund mehrere Stimmen und in der Ferne die Sirene eines Polizeiwagens.
    »Therese, e s ist jetzt gerade ganz schlecht. Ich rufe dich später an.«
    » Im Einsatz?«
    »Ja.«
    »Schlimm?«
    » Eine Tote. Ich geh gleich rein.«
    »Wo?«
    »Du weißt, darüber darf ich mit dir nicht reden.«
    »Komm schon, Oliver! Es geht mich ja nichts an, aber ...«
    » Eben, es geht dich nichts an. Ermittlungen gehen dich schon seit Jahren nichts mehr an, also lass gut sein. Ich rufe dich später an.«
    » Halt, nicht aufhängen! Sag mir bitte nur wo. Erfährt ja niemand. Pure Neugier.«
    Es war wirklich Neugier. Seit ich mich in Natalies Fall eingemischt hatte, spürte ich wieder ein Verlangen, das seit Jahren nur noch im abgelegensten Tunnel meines Unterbewusstseins agierte: ein Verlangen nach Todesaufklärungen. Immer wieder versuchte es aus dem Untergrund auszubüxen, aber meine Unterdrückungsmechanismen hielten es schon lange in Schach. Seit Natalies Tod hatte sich aber alles geändert. Ich merkte, wie ich mich nahezu wie eine Durstige auf alles stürzte,

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