Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
als wäre da mächtig was los.«
»Ach, ähm, ich glaube, das ist schon in Ordnung.«
»Soll ich mal eben nachsehen gehen, Liebes? Es könnte ja jemand etwas zu lange Finger haben, falls du verstehst, was ich meine. Das ist uns in Miriams Modegeschäft mal passiert. Eine Dame hat ein Kleid über das andere angezogen und wollte mit beiden zusammen hinausgehen. Schockierend war das!«
»Ja … ja«, sagte Frankie zerstreut mit Blick auf die flatternden Vorhänge der hinteren Kabine, »kann ich mir vorstellen. Nein, Cherish, lass nur bitte, ich kümmere mich darum. Du kannst diese Kundinnen hier für mich bedienen und – ach, verflixt!«
Eifrig war Cherish bereits quer durch den Laden gewieselt.
Frankie hielt den Atem an.
Cherish zog den Vorhang der hinteren Kabine auf und kreischte.
»Verzeihung, Herzchen«, sagte Jared affektiert und kam einfältig lächelnd hervor, noch immer in seinem violetten Kostüm, nun jedoch mit farblich passenden Schuhen dazu, und tänzelte in Richtung Theke. »Ich hatte Sie nicht erschrecken wollen.«
Wie angewurzelt stand Cherish da und starrte ihn mit vor den Mund geschlagenen Händen einfach nur an.
Ach, zum Teufel noch mal … Frankie warf rasch einen Blick zu ihren anderen Kundinnen. Die waren emsig damit beschäftigt, verschiedene Kleider zu bewundern, und summten zu Greg Lakes recht traurigem Gesang über enttäuschende Weihnachtsfeste – ihnen schien nichts Ungewöhnliches aufgefallen zu sein.
»Jared!«, zischte Frankie. »Bitte! Du hast es versprochen!«
»Ich weiß, Süße, aber ich habe mich mitreißen lassen. Tut mir schrecklich leid. Die Schuhe sind einfach bezaubernd. Ich danke dir vielmals.«
»Gern geschehen. Aber bitte, verschwinde jetzt einfach.«
»Unbarmherzige Frau!«, schmollte Jared, dann drehte er eine anmutige Pirouette und vollführte in den violetten Schuhen formvollendete Spitzenschritte. »Keine Sorge, holde Maid. Ich geh schon.«
Die Hand in die Hüfte gestemmt tänzelte er geziert quer durch den Ladenraum und verschwand zwischen den Kleiderständern.
»Du liebe Güte!« Cherish tappte zur Theke zurück und wedelte noch immer mit der Hand vor dem Gesicht. »Die hat mir ja den Schreck meines Lebens eingejagt. Ich hatte nicht erwartet, dass sie so plötzlich hinter dem Vorhang herausplatzt. Aber die arme Frau, was für ein schlimmer Haarausfall! Alopezie, oder was meinst du, Liebes?« Sie kicherte. »Allerdings macht sie das ja an den Beinen wieder wett. Die waren sehr stark behaart, hast du es gesehen? Ich rasiere meine immer, wenn ich mein wöchentliches Bad nehme, du nicht auch? Aber sie sah sehr hübsch aus in dem Violett, findest du nicht? Also, Liebes, nachdem ich mich jetzt von dem Schrecken erholt habe, lasse ich unsere Becher hier auf der Theke und bringe den Jungs ihren Kaffee hinaus, bevor er zu kalt wird.«
Mit offenem Mund beobachtete Frankie, wie Cherish – die sonst kaum mehr als zwei Sätze in einer Stunde gesprochen hatte – seelenruhig das Tablett zur Tür hinaustrug.
»Das wäre ja um Haaresbreite ins Auge gegangen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.« Bev hockte am Ende des Tresens und lachte leise. »Lustig, dass sie dachte, Jared wäre eine Frau.«
»Oh, Bev, zeig dich doch nicht jetzt! Ihr habt es alle versprochen!«
»Ich weiß.« Bev zuckte die Achseln und blickte auf ihre eleganten dunkelblauen, weichen Patrick-Cox-Lederschuhe hinab. »Und ich hab mir auch Mühe gegeben, ehrlich, aber ich glaube, genau wie bei Jared kam es von der Aufregung, wieder Schuhe zu tragen. Vielleicht ist es Aufregung, die uns erscheinen lässt? Oder jegliche Art von Gefühlen? Tut mir leid, Liebes, ich versuche, mich zu beruhigen und zu verschwinden. Ach, aber doch besser nicht gerade jetzt. Das könnte ein bisschen merkwürdig wirken.«
Die Dame mit schwarzer Spitze auf rotem Satin war mit dem Kleid in Händen wieder aus der Umkleidekabine aufgetaucht.
»Nicht merkwürdiger, als dass du mit deinem Haarnetz auf der Theke sitzt – auch wenn es gut zum Stil des Kleides passt«, sagte Frankie mürrisch, bevor sie ihre Kundin anlächelte und fest die Daumen drückte in der Hoffnung, dass die Abendkleid-Dame es nicht sonderbar fand, dass eine Frau, die aussah wie die Statistin eines Films über den Zweiten Weltkrieg, auf dem Verkaufstresen hockte. »Hat es gepasst?«
»Perfekt, vielen Dank. Ich nehme es.« Sie zückte eine Kreditkarte. »Das ist eine wundervolle Boutique. Ich komme dann noch mal wieder wegen einem Kleid für meine
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