Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
ich nicht genau, wie lange es war, aber wir haben miteinander geplaudert und uns näher kennengelernt. Ich muss sagen, wenn ich schon noch eine Weile hier unten ohne meine Achsah festhänge, ist es doch nett, ein bisschen Gesellschaft zu haben.«
Frankie sah sich um. »Und wo sind sie jetzt?«
»Oh, sie sind alle hier, Spätzchen. Aber wir haben versprochen, uns so weit wie möglich im Hintergrund zu halten, und das machen wir. Keiner der anderen gibt dir die Schuld an dem Kuddelmuddel, das diese Maisie verursacht hat, und sie wollen die Lage für dich jetzt nicht noch schwieriger machen.«
»Danke schön.« Frankie seufzte erleichtert auf. »Ach, und ich habe die Schuhe für sie. Ich stelle sie in die hintere Umkleidekabine, sag das doch bitte den anderen. Ich würde sie ja auch dir geben, aber ich nehme mal an, du kannst keine Gegenstände festhalten.«
»Leider nein, Spätzchen. Aber sie werden sich über die Schuhe freuen, da bin ich mir sicher.«
»Hoffen wir es. Ach, und da wäre noch etwas, was ich dich fragen wollte – weißt du, ob jeder dich sehen kann, wenn du dich materialisiert hast? Oder sehen dich nur Leute, die irgendwie ein bisschen auf Überirdisches eingestimmt sind?«
Ernie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, Spätzchen, tut mir leid. Keiner von uns kennt sich mit den Feinheiten des Daseins als Spukgeist aus, und wir wissen auch nicht, wer zum Spukgeist wird oder warum. All das ist mir ein Rätsel. Wieso, Spätzchen? Machst du dir Sorgen wegen der Kunden?«
»Nun ja, hauptsächlich wegen Cherish, die hier in Teilzeit arbeitet und so gegen zehn Uhr kommt. Außerdem glaube ich, sie kennt dich – sie ist eine Freundin von Biddy, und Biddy kennt dich ganz sicher, denn sie war auf deiner Beerdigung.«
»Und eine boshafte Giftspritze ist sie noch dazu, aber wirklich.« Ernie runzelte die Stirn. »Ich meine Biddy, nicht Cherish. Cherish war nie bei der Seniorengruppe. Schüchtern, durch und durch. Kein geselliger Mensch. Aber ja, Cherish würde mich erkennen, wenn sie mich sieht, eindeutig, und Biddy garantiert auch. Danke für die Warnung, Spätzchen. Ich werde mich im Hintergrund halten, nur für den Fall, dass Cherish mich erspäht. Ich kann mir gut vorstellen, was Biddy daraus machen würde, wenn sie wüsste, dass ich untot bin.«
Frankie nickte ihm auf dem Weg zu den Kabinen über die Schulter hinweg zu. »Vor allem nachdem sie so eine große Sache daraus gemacht hat, dich würdig zu verabschieden.«
»Von wegen!«, spottete Ernie. »Biddy macht sich doch nicht die Bohne aus einem der lieben Verstorbenen. Die ist doch nur zu meiner Beerdigung, wie alle anderen, weil es danach umsonst zu essen und zu trinken gab. Sie ist kein besonders freundlicher Mensch.«
»Das kann gut sein«, räumte Frankie ein, stellte die vier Paar Schuhe ordentlich auf den Fußboden der hintersten Umkleidekabine und zog den Vorhang zu.
Ernie stand in der Abteilung Fünfzigerjahre, sein kleines verschmitztes Koboldgesicht sah nun wieder traurig aus. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten, Spätzchen?«
»Natürlich.«
»Achsahs Kleid. Könntest du mir versprechen, es nicht zu verkaufen? Nicht ehe ich endgültig weg bin. Ich fühle mich ihr nahe, solange ich in der Nähe ihres Kleides sein kann.«
»Natürlich verkaufe ich es nicht. Soll ich es von der Stange nehmen und nach oben in den Lagerraum bringen, damit es auch bestimmt keiner kaufen will? Ich weiß, dass verschiedene Leute es sich schon angesehen haben.«
Ernie schüttelte den Kopf. »Könntest du es nicht bitte einfach hierlassen, Spätzchen? Ich scheine hier unten im Laden festzuhängen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich im Obergeschoss materialisieren könnte, und falls nicht, könnte ich es ja gar nicht sehen.«
»Ach Ernie. Ich lasse es, wo immer du es haben willst, und ich verspreche dir, es nicht zu verkaufen.«
Ein beglücktes Lächeln breitete sich auf Ernies Gesicht aus. »Ich danke dir, Spätzchen. Du bist ein liebes Mädchen.«
»Und du bist auch sehr liebenswürdig, Ernie. Achsah war eine wirklich glückliche Frau. Jedenfalls – ach, du bist schon weg …«
»Wer ist weg, meine Liebe?« Cherish kam vergnügt hereingetrippelt. »Habe ich eine Kundin verpasst?«
»Nein … nein, überhaupt nicht. Ich habe nur mit mir selbst gesprochen.«
»Das mache ich auch dauernd.« Cherish knöpfte ihren beigefarbenen Wollmantel auf. »Wenn ich zu Hause bin, unterhalte ich mich mit den Moderatoren vom Radio und auch vom Fernsehen, weißt
Weitere Kostenlose Bücher