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Blumen für den Führer

Titel: Blumen für den Führer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Seidel
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liebe ihn so furchtbar … Ich habe Angst, dass ich eines Tages an dieser Liebe sterben muss.«
    »Friedel!«, rief Reni, stieg aus ihrem Bett und kletterte zu ihr nach oben. Die Spiralfedern zirpten und quietschten. »Friedel, was sagst du denn da!«
    »Das könnt ihr ruhig wissen, dass es mir seit Langem schlecht geht.«
    »Aber das hat man dir nicht angemerkt«, sagte Karin. Die anderen bestätigten es.
    »Liebt ihr ihn denn gar nicht?«
    »Doch, Friedel, von Herzen«, flüsterte Hilde. »Aber nicht mit so viel Schmerzen.« Man hörte, dass sie sich ängstigte. »Wird es uns allen so gehen?«
    »I wo«, sagte Reni. Sie schloss die Freundin in die Arme.
    Friederike schniefte leise. »Ganz oft habe ich schon nachgedacht, ob es sich überhaupt lohnt, weiterzuleben. Ich werde doch nie so viel Glück haben wie du, Reni, dass ich ihn treffen kann und ihm sagen darf, was ich fühle.«
    »Ich glaube nicht, dass ich so etwas sagen darf.«

    »Nein?«
    »Vielleicht habe ich gar keine Zeit dazu. Es werden furchtbar viele Menschen um uns sein.«
    Friederike weinte.
    Alle hörten es. Bedrücktheit und Verlegenheit griffen um sich. Reni hatte nicht geahnt, dass Friedel von solchen Gefühlen gepeinigt wurde. Ihr wurde klar, dass sie beide ein Geheimnis zurückgehalten hatten: sie selbst die Fotografiensammlung, weil die ihr seit einiger Zeit ein bisschen peinlich war, aber da hatte sie es Hilde schon seit einem Jahr verraten. Und Friederike nun diese quälerische Liebe, die sie für sich behalten hatte.
    Ganz leise fragte Reni: »Ist diese Liebe so gefährlich wie das Liebesfieber? «
    »Tausendmal gefährlicher«, hauchte Friedel ihr ins Ohr.
    »Was tuschelt ihr denn da?«, schimpfte Hilde. »Wir wollen alle Friedel trösten, wir haben alle Angst um sie, Reni. Alles andere ist gemein.«
    Janka stimmte zu. »Aber außerdem habe ich Angst um Monika. Wo ist sie denn bloß? Fräulein Kaul wollte mir keine Auskunft geben.«
    »Monika ist krank«, flüsterte Karin.
    »Woher weißt du das?«, fragte Reni.
    »Was soll denn sonst passiert sein?«, entgegnete Hilde. »Sie liegt bestimmt alleine im Krankenzimmer. Hier wird ja niemand vom Erdboden verschluckt.«
    »Leider«, sagte Karin amüsiert. »Manchmal sehnt man sich danach. Aber wenn Monika im Krankenzimmer liegen würde, wüssten wir doch längst Bescheid.«
    »Ich frage morgen Fräulein Knesebeck«, schlug Reni vor.
    Friederike hatte aufgehört zu weinen. Es wurde mäuschenstill.
Reni hielt die Freundin weiter fest und tröstete. Es war ein gutes, wohliges Gefühl. Selbstverständlich war es streng verboten, zu zweit in einem Bett zu liegen, aber das war Reni im Moment egal. Die meisten Mädchen schliefen und vom Flur her war es ruhig.
    Sie dachte an das, was ihr Frau Misera in ihrem Büro gesagt hatte, nachdem der Herr Graf weggefahren war. Sie wusste nicht, wovor sie sich mehr fürchtete, vor der Begegnung in Berlin oder vor dem morgigen Besuch auf Gut Haardt beim Herrn Grafen, dessen Tochter sie sein sollte. Im Büro der Leiterin war es ihr vorgekommen, als wäre sie von einer zur anderen Sekunde in einen tiefen Spalt gestürzt, hohe Felswände umgaben sie und Monumente, die sich langsam auf sie zubewegten.
    »Friedel, ich habe ein neues Geheimnis«, flüsterte Reni ihr ins Ohr. »Die Misera sagt, ich sei die Tochter des Grafen. Meine Mutter war eine Hausangestellte auf Gut Haardt. Sie ist gestorben und ich bin bei der Schwester meines Vaters aufgewachsen. Das war meine Tante Magda.«
    Friederike lachte leise. »Was du dir alles ausdenkst!«
    »Tante Magda hat ihn gehasst, weil er meine Mutter sitzen gelassen hat. Sie ist in Berlin lungenkrank geworden, da war ich zwei.«
    Friedel schüttelte den Kopf. Reni sah ihr die Skepsis an.
    »Und morgen soll ich hin«, ergänzte sie, »zum Grafen Haardt, meinen Vater kennenlernen, der plötzlich seine Tochter kennenlernen will. Ich glaub ihm nicht.«
    »Was glaubst du nicht? Dass er dein Vater ist oder dass er dich kennenlernen möchte?«
    »Ich soll eine Grafentochter sein, Friedel«, sagte Reni.
    Friedel lachte müde. »Das erfindest du doch nur.«

    Reni küsste ihre Stirn. »Dann wäre ich ein Bastard .«
    »Du bist verrückt«, flüsterte Friedel. »Und jetzt schlafen wir. Geh runter!«
    »Nein, bitte.«
    »Dann lüg nicht immer!«
    »Ich lüge nicht. Gibt es einen Titel, wenn man die Tochter eines Grafen ist? Komtesse, oder?«
    »Weiß nicht«, sagte Friederike.
    »Komtesse Renate …«
    »Was flüstert ihr denn noch?«, fragte

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