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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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Berghang stützt, ist kaum zwei Meter von den Fenstern entfernt. Hier scheint nie die Sonne herein, und die Kälte, die ich spüre, kommt nicht nur von innen.
    Die Wohnung ist sauber und aufgeräumt. Ein Einzelbett, ein zweitüriger Schrank und eine kleine Kommode nehmen fast den ganzen Raum ein.
    Kein Fernseher.
    Aber auf dem Möbelstück, das einmal ein Fernsehwagen war, eine Vase mit angewelkten Blumen, ein Grablicht und ein silberner Fotorahmen. Ein schöner und gut gearbeiteter Rahmen, kein versilberter Ramsch. Leer.
    Bei meiner Großmutter stand ein solches Grablicht vor dem Foto eines ihrer Söhne, der in Russland gefallen war.
    Wir durchkämmen die Wohnung, aber was kann sie uns schon offenbaren? Tristesse und Hoffnungslosigkeit? Das würde sogar ein Blinder merken.
    Ich klingle bei der Nachbarin. Zeige den Ausweis. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Das Kind ist aber krank.«
    »Es dauert nicht lange.«
    Sie lässt mich herein. »Es hat Bauchweh. Es hat bestimmt irgendwelchen Mist gegessen.« Die Wohnung unterscheidet sich nicht von der Doras, sie ist nur unordentlicher. »Entschuldigen Sie, aber mit einem kranken Kind …« Sie bietet mir keinen Platz an.
    »Kennen Sie Ihre Nachbarin gut?«
    »Gut? Vor drei Jahren bin ich mit meinem Mann hierher gezogen. Ich war schwanger. Sie wohnt direkt neben uns. Wenn ich Hilfe brauche, dann ist sie da. Schon beim letzten Mal ist es schlimm gewesen, aber dieses Mal …« Sie streicht sich über den Bauch, der von einem abgetragenen und fleckigen Morgenmantel überspannt wird. »Ich hab ihm gesagt, dass er aufpassen soll, aber nein! Die Pille kann ich nicht nehmen, die vertrag ich nicht. Dann treibst du halt ab. Aber das tu ich nicht. Die Kinder sind doch unser Fleisch und Blut. Auch sie …«, sie zeigt zur Nachbarwohnung, »… denkt so wie ich. Deshalb hilft sie mir, wo sie kann. Die Wohnung aufräumen. Sie ist ganz verrückt nach Mauro, sie singt ihm immer dieses Liedchen vor. Sie waren dreihundert, sie waren jung und stark … Das kenn ich gar nicht, hab ich zu ihr gesagt. Ein Gedicht aus meiner Kinderzeit. Auch meiner Tochter …, und dann hat sie nicht mehr weiterreden können, auch ihr habe ich es vorgesungen.«
    »Wissen Sie, wo sie arbeitet?«
    »Sie geht putzen.« Die junge Frau zählt an den Fingern ab: »Bei einem Maler, nicht so einer, der Wände streicht, nein, einer, der Bilder malt. Sie bringt mir ab und zu Farben für Mauro mit.« Noch ein Finger. »Ein Ingenieur mit komischen Arbeitszeiten, doch er zahlt gut, und es läuft dort alles prima.« Ein dritter Finger. »Doch ihr Liebling ist die Blumensignora.«
    Ich warte.
    »Sie ist sehr nett und behandelt sie gut. Eine schöne Wohnung. Ein Traum, sagt Dora immer, eine Terrasse, dass dein Mauro … Den Kindern tut Licht und Grün doch so gut.
    Wunderschöne Pflanzen. Die mag sie. Auch Blumen haben eine Seele, sag ich immer.«
    Und wenn sie tötet, dann schickt sie Blumen.
    »Und außerdem weiß sie, wie man es macht, dass sie sich halten. Wissen Sie, wegen Staglieno.«
    »Staglieno, wieso Staglieno?«
    »Ihre Familie hatte ein Grab auf dem Friedhof von Staglieno. Vor vielen Jahren. Das hat sie mir einmal erzählt. Vor vielen, vielen Jahren. Früher. So sagt sie immer: früher. Ich hab sie gefragt, doch sie sagt immer: früher.« Die junge Frau verhaspelt sich, und ich versuche, sie wieder auf unser Thema zu lenken. »Bei der Signora geht es ihr also gut …«
    »Ja, gut, wirklich gut.« Ich merke, dass die Zeit, die sie mir gewährt, langsam zu Ende geht.
    »Hat sie Ihnen die Adresse genannt?«
    »Nein, ich weiß nicht. Irgendwo in der Innenstadt.«
    Innenstadt, wer auf den Hügeln von Molassana wohnt, für den kann Innenstadt Via Venti bedeuten, die Gegend von Foce, aber auch Corso Sardegna mit seinen Geschäften.
    »Wissen Sie, wann sie wiederkommt?«
    »Nein, weiß ich nicht. Vielleicht bringt sie gerade ihre Sachen weg.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Sie hat die Wohnung gekündigt. Sie hat gesagt, dass sie endlich das gefunden hat, was sie gesucht hat. Seit zwei Tagen ist sie fort. Ich weiß das, weil ich heute Nacht bei ihr geklopft habe, denn das Kind ist krank, und ich war allein. Mein Mann ist beim Wachdienst und arbeitet nachts in einem Kaufhaus, und deswegen bin ich dann alleine. Wenn es nötig ist, dann klopfe ich auch nachts bei ihr. Heute Nacht habe ich geklopft, und sie ist nicht gekommen. Sie ist immer so nett. Wenn ich mit Mauro ins Krankenhaus muss, dann fährt sie

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