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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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noch nicht, dachte Imre, macht nichts, einmal wird er es verstehen.
    Warst du allein zu Hause?
    Nein, ich war nicht allein, sagte das Kind zögernd.
    Imre hob den Kopf, blickte sich um und holte tief Luft.
    Was haben sie dir über mich erzählt?
    Dass du nicht redest. Dass du gar nichts sagst.
    Du kannst hören, dass ich rede, er griff in die Dose, entnahm ihr ein Zigarillo, es war ein erlesenes Stück, mit einander eng umschließenden Tabakblättern.
    Und was haben sie sonst noch gesagt?
    Nichts.
    Geistesabwesend starrte er in den schwebenden Rauch.
    Nenne mich Vater.
    Vater, sagte das Kind.
    Es lächelte.
    Sie haben gesagt, dass du verrückt geworden bist, sagte es leise. Imre dachte daran, wie viel Spott und geheucheltes Mitleides seinetwegen ertragen musste. Und jetzt stand der Mensch vor ihm, der diese Peinigungen verursacht hatte. Offenbar hatte es sich ihn anders vorgestellt. Es schien zu hören, was er dachte.
    Das Gute war, dass ich nicht gewusst habe, wie du bist, sagte der Junge. Ich habe nicht geglaubt, dass du irgendwann wiederkommst. Onkel Peter hat viel gelacht. Dein Vater ist nicht so wie ich, das wäre ja noch schöner!, hat er gesagt. Sie haben auch gesagt, dass du den Verstand verloren hast.
    Das Kind hatte vielleicht das Gefühl, zu viel zu reden, es war verlegen.
    Wer hat das gesagt?
    Viele Leute, manchmal jemand auf der Straße, Bekannte und Fremde, die hinter uns Schlange standen, oder auf dem Amt. Am Ufer, wenn ich mit Mutter zu Schule ging, haben sie gehöhnt und geschrien, und auch dort haben sie es gesagt. »Ihr verrückter Gemahl«, haben sie gesagt. Sie haben uns bedauert. Wie schwer es für uns sein muss.
    War es schwer für dich?
    Ich weiß nicht, wir haben eben so gelebt.
    Deine Mutter hat nicht gesagt, dass ich verrückt bin?
    Sie nicht.
    Dein Onkel hat es gesagt.
    Onkel Peter hat gesagt, dass bei uns, in unserer Familie, alle verrückt sind. Das Kind sah an dem Vater vorbei. Onkel Peter meint, dass auch Herr Schütz verrückt ist.
    Der Doktor gluckste, tappte zu einem Stuhl und setzte sich.
    Ich habe dir geschrieben. Er ging auf den Jungen zu.
    Ich habe ein paar Briefe von dir bekommen, sagte das Kind, ich habe sie aufgehoben.
    Darf ich dich umarmen?, fragte er, und weil das Kind nickte, umarmte er es.
    Sicher bemerkt es meinen säuerlichen Geruch, dachte Imre, er machte eine jähe Bewegung, und sein Hals begann zu bluten. Von draußen hörte man Geschrei, den Lärm eiliger Schritte, Fluchen. Der zweite Wagen der Zigeuner war angekommen,nun warteten sie auf Herrn Schütz, um die Kisten mit den Steinen zu ihm zu bringen. Gilagóg stand in der Tür und rauchte bleich und gebrochen seine Pfeife. Der Junge fürchtete sich vor ihm. Man erzählte sich, Gilagóg habe den fürchterlichen Goldenen Zigeuner besiegt, doch seine Kraft sei nun verbraucht, er herrschte schon lange nicht mehr über seine Leute! Er ziehe Zwillinge auf, die seien, obwohl noch Kinder, wirklich wild und erschreckend. Draußen jammerten die Zigeuner.
    Was ist passiert?, fragte der Junge.
    Gilagóg nahm die Pfeife aus dem Mund, Habred ist erschossen worden, murmelte er.
    Von Soldaten? Was kann der kleine Kerl ihnen getan haben?!
    Es waren Jäger, draußen auf der Feldflur, murmelte Gilagóg.
    Der Blick des Jungen suchte den Vater, der wortlos dastand, die rauchende Zigarre zwischen den Fingern.
    Wir begraben Habred, sagte Gilagóg, er bekommt eine schöne Beerdigung. Sämtliche Zigeuner des Landes haben sich angekündigt!
    Gehen Sie ruhig, Sie haben ja selbst genug Probleme, Klara nickte ihm zu, danke für alles.
    Vielleicht ist es besser so, sagte Gilagóg wie zu sich selbst, wenigstens quälen ihn diese verfluchten Zwillinge nicht länger. Gestern hätten sie ihn beinahe angezündet.
    Der Junge sah die Mutter an, Vater blutet, sagte er.
    Doktor Schütz neigte sich Imre zu, ich kann deine Wunde nicht sehen, brummte er, sag wenigstens, ob der Empfang schön war!, und Imre fiel auf, dass der Doktor ihn duzte. Früher hatte er ihn gesiezt, anscheinend war auch das Teil der Veränderung.
    Ich habe geweint, so schön war es, sagte er.
    Zum Henker auch, ich habe gewusst, dass es wunderschön wird!
    Gilagóg knurrte irgendetwas zum Gruß, Herr Schütz tappte seufzend hinterher, er war ein wenig enttäuscht, dass nicht mehr geschah, er hatte größere Feierlichkeiten erwartet, Bewirtung, Kuchen, wenigstens ein Glas Wein. Als hätte Klara seine Gedanken gehört, lief sie ihnen mit zwei Flaschen Wein hinterher. Dann knarrte das

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