Blumenfresser
auf unserem angestammten Grund und Boden Zauberkunststücke zu machen?! Was ist das für ein Glitzern und Glänzen? Was ist das für ein wahnwitziges Geblitze?!
Das ist hier eine Feier!, brüllte Herr Schütz, der Imre hinterhertapste.
Die verehrten Herren Arschkriecher begrüßen Seine Hoheit den Kaiser?!
Wir feiern nicht den Kaiser, sondern ihn, schrie Herr Schütz und wollte offenbar auf Imre zeigen, doch sein hagerer Finger deutete ins Nichts, genauer gesagt auf die endlose Puszta.
Ihn?!
Hören Sie also auf mit dem Geballer!, forderte Herr Schütz.
Dieses mit unserem Blut erkaufte Land steht uns von alters her zu, es gehört uns! Einer der Jäger trat vor, sein feingeschnittenes, weißes Gesicht erinnerte Imre an Adam. Der andere glich László Pelsőczy, Klaras Vater. Imre schwieg und starrte sie an.Wie aus dem Boden gewachsen stand ein Zigeunerkind neben ihm, es zerrte an seinem Ärmel, als wollte es ihn abreißen. Kommen Sie, kommen Sie!, hartnäckig versuchte es ihn fortzuziehen, Imre folgte ihm und begann zur Straße zurückzugehen, den Alten zog er mit sich. Einer der Jäger legte noch auf ihn an, doch sein Gefährte drückte den Lauf zu Boden, schieß nicht, du Ochse, wer weiß, was das für einer ist.
Imre erreichte das Weidenwäldchen, wo sich die Zigeuner wimmernd zusammendrängten. Am Fuße eines Nussbaums lag die Missgeburt, Imre hatte sie sechs Jahre nicht gesehen.
Habred war nicht gewachsen, auch seine Runzeln waren nicht mehr geworden, doch sein Körper schwamm im Blut und seine Knochen schimmerten blau.
Ach, Wahrhaftiger, seufzte Imre und beugte sich über ihn.
Sie haben ihn getroffen, sie haben ihn getroffen, keuchte Gilagóg von Sinnen, er verfluchte die Minute, als er dem alten Trottel nachgegeben hatte, der Imre nun zur Seite schob und Habred betastete.
Er verblutet, o weh, er verblutet!, murmelte er. Ich kann ihm nicht helfen. Ein Bauchschuss, Doktor Schütz schlug sich an den Kopf.
Gebt mir Geld, röchelte Habred und setzte sich auf. Gebt mir Geld!
Blut sprudelte ihm aus dem Mund, aus dem Blut prustete er in Richtung der Jäger, gebt mir Geld, gebt mir Geld! Er stand zitternd auf, stieß helfende Hände zurück, wankte. Gilagóg sprang hinzu, griff nach ihm, damit er nicht hinfiel, doch der Wahrhaftige stieß auch ihn von sich. Ohne jede Hilfe taumelte er auf die Jäger zu.
Gebt mir Geld!, winselte er.
Gebt mir Geld!
Die vornehmen Herren wichen entsetzt zurück. Einer hielt die Waffe vor sich hin, als würde er einen Angriff befürchten. Auf einmal wurde Habred sehr müde und sank langsam zu Boden. Er wurde zu einem kleinen Körper, wurde immer kleiner,es gab ihn schon fast nicht mehr. Gebt mir Geld! Gebt! Er kippte zur Seite, als würde er nur ein wenig einschlummern. Sein letzter Seufzer war wie der eines Tiers. Er rührte sich nicht, morgendliche Dunstschwaden zogen über ihn hinweg.
Sie haben es dir gegeben, Habred, sie haben dir ihr ganzes Geld gegeben!, murmelte Gilagóg.
Der Wahrhaftige war tot, alle Hoffnung der Zigeuner war tot, der Verwaiste, dessen Mutter ihn in Bosnien empfangen hatte und die gewaltige Last ihrer Schwangerschaft nicht überlebte, er war zugrunde gegangen! Die Waise, die zu Lebzeiten weder verliebt noch glücklich gewesen war, auch nicht unglücklich, weil sie nur ein Einziges konnte, um Geld bitten, flehen, schnorren. Habred der Wahrhaftige, dessen Knochen im Leben blau leuchteten. Sein Licht war für immer verloschen.
Imre erblickte im Gras eine Palinkabuddel, die Jäger, von denen nichts mehr zu sehen war, hatten sie zurückgelassen. Er hob die Flasche auf, nahm einen Zug daraus, der starke Alkohol machte ihn husten.
Klaras Kleid war feucht vom Tau, ihr Haar verstrubbelt. Sie griff Imre an den Hals, die alte Wunde blutete wieder. Die Zigeuner begannen ein ohrenbetäubendes Wehgeschrei. Der blinde Herr Schütz befahl, die Bengel sollten die Steine einsammeln, rasch, rasch! Gilagóg wiegte sich mit dem toten Wahrhaftigen auf dem Schoß hin und her und stimmte einen psalmodierenden Gesang an. Imre schnitt eine Grimasse, dann seufzte er beruhigt, denn schön war es doch.
Konnte er sich mehr wünschen, als endlich wieder in diesem Schönen daheim zu sein?!
Weißer Schatten
Flieg zu Nero Koszta!
Der Vater stand mit erhobener Faust vor der Mutter, die gesenkten Kopfes, die Schultern eingezogen, ruhig den Schlag erwartete. Falls sie Angst hatte, zeigte sie es nicht. Manchmal aber war sie es, die den Richter schlug, wortlos trommelte sie auf
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