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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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gelacht?
    Darüber, antwortete Adam, dass ich kein Wort verstanden habe, Herr Kommandant.
    Der Regierungskommissär wurde paprikarot, er stieß ihn gegen die Brust, Adam stürzte fast hin. Egressy wandte sich um, er zwang sich zur Ruhe, die Hände hinter dem Rücken verschränkt überlegte er, was zu tun sei. Stock- oder Peitschenhiebe genügten bei einer solchen Disziplinlosigkeit nicht. Sollte er den Nichtsnutz aufhängen lassen?! Rasch drehte er sich wieder um und erteilte unerwartet ruhig seinen Befehl.
    Du holst einen Serben!, sagte er leise.
    Ich verstehe nicht, Herr Kommandant.
    Der Regierungskommissär blickte siegestrunken um sich, es war ihm geglückt, diesen Strolch zu demütigen.
    Du holst mir einen Serben, werter Herr Nationalgardist! Tust du es nicht, lasse ich dich niederschießen wie einen Hund! Er brüllte bereits, marsch, marsch!
    In Ordnung, brummte Adam und spazierte aus dem Lager.
    Na, mit diesem Dummkopf ist es vorbei, die trübe Tasse sehen wir nicht lebend wieder, hörte er noch, doch er kümmerte sich nicht darum. Jemand rief etwas, vielleicht Kigl, doch er ging weiter. An den Bäumen zitterten ein paar vergilbte Blätter, unten glitzerte der Reif auf dem Gras. Schließlich fand der Vormittag zu sich, mit seinem lauen Licht begann er die trostlose Welt zu waschen. Adam erblickte in der Ferne einen dunklen Punkt. Er dachte, er würde ihn bald erreicht haben, doch er musste noch eine gute halbe Stunde auf das Gebäude zumarschieren, von dem er erst nur das schadhafte Schilfdach sah, dann kamen die Mauern zum Vorschein, es war ein verwahrlostes Wirtschaftsgebäude, umgeben von einem verfallenen, unvollständigen Zaun, das verwilderte Gras stand hoch. Einige Heuhaufen in der Nähe waren abgebrannt worden, die Asche hatte sich so verteilt, als hätten riesige schwarze Hände auf der Erde einen Abdruck hinterlassen. Dieser Hof sah ganz so aus wie ihr Familiengut neben der Blumengärtnerei. Wie gründlich er sich auch umsah, eswar niemand zu entdecken, die Menschen waren geflohen, er bemerkte Spuren eines überstürzten Aufbruchs, verlorene Kleidungsstücke, Körbe und Kisten lagen auf dem Hof herum, Hühner scharrten in der Nähe. Adam spürte etwas Bedrohliches, er blickte zur Seite.
    Nicht weit entfernt saß ein Mann, den Rücken an die Scheunenwand gelehnt.
    Vorhin war er noch nicht dort gewesen!
    Seine Kleidung war wie üblich vernachlässigt, die Pelzjacke von Dornen zerrissen, im Schwarz des Leders standen weiße Fusseln, wie von Schneefall. Und natürlich spielte er. Der Grashalm zwischen seinen fleischigen Lippen vibrierte wie eine Geigensaite. Seine Augen glitzerten lebhaft, sie ruhten ohne die geringste Überraschung auf Adam.
    Ich grüße Sie, Herr Grasmusikant, sagte Adam und verbeugte sich. Der andere nickte, ohne sein Spiel zu unterbrechen.
    Sie müssten mit mir kommen, Herr Grasmusikant!
    Der andere hob die Augenbrauen. Wie, du Knirps, du wagst es, mich einzuladen?! Und wohin denn?!
    Ins Lager, zu den Ungarn.
    Nero Koszta nahm den Grashalm aus dem Mund und starrte ihn mit ehrlichem Erstaunen an.
    Ach, so ist das, mein bleicher kleiner Freund, du bist jetzt ein Krieger?
    Das bin ich, lächelte Adam, wenn man so will, ein Krieger.
    Dann hast du sicher dein Messer scharf gewetzt.
    Nein, Nero Koszta, mein Messer war immer schon scharf.
    Du kannst es kaum erwarten, es irgendwem im Fleisch umzudrehen, nicht wahr?
    Warum sollte ich darauf warten? Ich könnte es jederzeit tun.
    Na, und was habe ich dort, bei euch, den verrückten Ungarn zu suchen?
    Was haben Sie in Szeged zu suchen, Nero Koszta?
    Ich bin ja nicht nur in Szeged, mein Sohn, sagte der Grasmusikant nachdenklich. In seinen Augen blitzte es auf, ihm waretwas eingefallen. Er rollte mit Fußtritten einen Holzklotz heran und setzte sich darauf. Dann legte er los, es war, als würde er musizieren.
    Weißt du, vor gar nicht langer Zeit, im Jahr 1690, auch damals war Herbst, so ein mieser Oktober, bin ich in der Wüste von Belgrad spazierengegangen. Und wie ich so herumging und ein wenig Musik machte, hörte ich, dass der Großwesir, der dem Sultan den blutigen Schlüssel von Belgrad zurückgegeben hatte, jemanden für sich suchte. Auch in der Wüste gibt es jemanden, oder etwa nicht?! Dieser Mustafa Köprülü spazierte im Land seines Todes umher, vor ihm mähten nubische Sklaven mit riesigen Messern das Gras, das jeden Dummkopf erstickte, der sich in sein Dickicht verirrte. Wohin man blickte, Ödnis, Ruinen, leere Kirchen, Tod reihte

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