Blut & Barolo
Plans?«
Niccolò hatte ganz vergessen, dass sein Freund Isabellas Worte nicht verstehen konnte. »Sie will sich nicht wie wir verstecken müssen. Wir müssen ihr das Tuch bringen, nur so kommt sie raus.«
»Worauf warten wir dann noch? Das blöde Ding liegt doch im Park von Stupinigi.«
»Gut. Geh vor, du kennst schließlich den Weg!«
Eigentlich nicht, dachte Giacomo, denn er war damals ja mit der Ape in die Stadt kutschiert worden. Doch er wollte seine Unwissenheit vor Niccolò verbergen. »Wir legen nur einen kurzen Zwischenstopp am Borgo Medievale ein – das liegt eh auf dem Weg.«
Vermutete er zumindest. Und er vermutete ebenfalls, dass der Conte wissen würde, wie sie zum Palazzo gelangten.
Die Anwesenheit des alten weißhaarigen Mannes in der Stadt war wirklich ein Geschenk des Himmels, denn auch auf dem Weg zum Parco del Valentino begegneten die beiden nur wenigen Menschen. Sie hielten sich fern der Einkaufsstraßen, auch wenn Giacomo gern in das eine oder andere Café spaziert wäre – und in eine Gelateria, von der Daisy erzählt hatte, dass deren sahniges Marron-Glacé-Gelato fester Bestandteil des Himmels sein musste. Doch Niccolò hätte keinen Aufschub geduldet – und sei er auch noch so verständlich.
Das Borgo lag verlassen am Ufer des Po, der leichte Nieselregen des Vortags hatte es seiner weißen Haube beraubt. Doch immer noch prangten lange Eiszapfen an den Dächern wie die Zähne eines riesenhaften Raubtieres.
»Behalt hier draußen alles im Blick, ich bin gleich wieder da.« Giacomo lief durch das Nordtor hinein.
Niccolò blickte sich um – hier war er von allen Seiten auszumachen. Wenn seine Häscher sich näherten, könnten sie ihn einkesseln. Er wollte hier nicht stehen bleiben. Giacomo konnte ihn doch nicht einfach abstellen wie ein Auto! Vorsichtig schlich er deshalb ins Dorfinnere. Es war nicht wie Rimella, und doch hatte es etwas von Heimat. Nur einen Hauch, doch selbst für diesen war das kleine Windspiel dankbar.
In einem Haus zur Linken, dessen Dachbalken kunstvoll wie Tortenstücke verziert waren, lagen zwei Hunde dicht aneinandergeschmiegt, sich gegenseitig schützend vor allem,was drohte. Es waren Lagottos, wenn auch nicht reinrassige. Zwei derjenigen, die Giacomo zur Attacke auf ihn angestiftet hatten. Die Hündin schaute auf. Niccolò ergriff die Gelegenheit.
»Habt ihr Giacomo gesehen? Er wollte zum Conte, und ich hab leider nicht die geringste Ahnung, wo der Bursche steckt. Ihr seid doch nicht etwa immer noch sauer auf mich wegen dem Obststand, oder? Giacomo sagte, ihr wärt eigentlich ganz nett.«
Nun öffnete auch der zweite Lagotto seine Augen. »Er ist wieder hier?«
»Das hat zumindest Giacomo gesagt«, erwiderte Niccolò. »Komisch, dass ihr dem Conte noch nicht begegnet seid.«
»Ich meine Giacomo.«
»Genau wie ich.«
Irgendetwas lief in diesem Gespräch falsch. Jetzt stürmten die Lagotto-Mischlinge wortlos an ihm vorbei. Niccolò rannte hinterher. Sie stoppten an einer schwarzen Holztür, die merkwürdigerweise in einem Hügel steckte.
»Er ist es!«, flüsterte Daisy. »Er redet mit dem Conte, aber den kann ich nicht sehen. Hört auf, so laut zu atmen, dann versteh ich vielleicht was.«
Die Stimme des Conte erklang: »Die Welt verändert sich, das Ende der Geschichte ist offen. Ich werde dafür sorgen, dass ich es erlebe. Und wichtiger noch: bestimme!«
Donald stürmte hinein. Die beiden anderen folgten notgedrungen. Als sie auf den Platz blickten, wo der Conte gerade noch gestanden haben musste, war dort nur Leere.
Und davor die Bloodhound-Hündin Maria Grazia.
Keiner sagte etwas, statt Worten flogen Blicke durch den Raum. Es war Giacomo, der den Bann brach.
»Hallo, ihr zwei. Ich ... bin euch wohl noch eine Erklärung schuldig.«
»Wäre dir wohl lieber gewesen, wenn wir noch schliefen?«, fragte Daisy.
»Du hast uns angelogen«, sagte Donald, seine Stimme wie ein straff gespanntes Seil. »Maria Grazia hat uns alles berichtet.«
»Es tut mir leid.« Giacomo leckte sich die Nase. »Ihr hättet es von mir erfahren müssen. Ich wollte euch den Schmerz ersparen. Aber das ist keine Ausrede. Manchmal bin ich ein dummer alter Hund.«
»Da hast du recht«, sagte Daisy.
»Seinen Mörder werde ich finden, das verspreche ich euch.«
»Nein«, sagten Daisy und Donald wie aus einem Maul. »Nein? Was soll das heißen?«
»Wir wollen Dagoberts Mörder auch finden. Lass uns zusammen suchen. Doch du musst uns vorher etwas versprechen.«
»Ich stehe
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