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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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in eurer Schuld. Und dazu ganz schön tief.«
    »Keine Lügen mehr. Niemals! Hast du verstanden?«, rief Donald. So laut war er noch nie geworden. Er schien selbst erschrocken über diesen Gefühlsausbruch.
    »Ihr habt mein Wort. Bei allem, was mir lieb ist.« »Bei den weißen Albatrüffeln«, forderte Daisy.
    »Du kennst mich ja schon richtig gut.«
    »Und?«
    »Bei den weißen Albatrüffeln!«
    »Aber zuerst müssen wir Isabella freibekommen«, meldete sich Niccolò zu Wort. »Mit ihr wird alles leichter.«
    »Also ist es abgemacht«, sagte Daisy.
    Und so gab es mit einem Mal zwei neue Wächter in Turin. Doch diese behielten kein altes zerschlissenes Tuch im Auge, sondern einen Mann und seinen schwarzen Wagen, der Niccolò an ein Lutschbonbon erinnert hatte.

 
     
    Kapitel 7
     
     
    EINE GUTE FALLE
     
     
    A ls sie kamen, schlief Amadeus fest, zum ersten Mal seit Tagen. Die Erschöpfung hatte sich über ihn geworfen wie eine schwere Decke, und er hatte ihre Wärme dankbar empfangen. Nun schlummerte Amadeus viel fester, als Hunde dies eigentlich taten. Normalerweise schreckten sie bei jeder Gefahr auf, denn ihre Sinne hielten stets Wache. Doch selbst Amadeus’ Nase und Ohren waren so erschöpft, dass sie ihren Dienst eingestellt hatten.
    Deshalb bemerkte er die Männer nicht.
    Die vier Hunde der Leibwache fletschten die Zähne und bellten. Amadeus hatte sie in den letzten Tagen schätzen gelernt. Tommaso hatte stille Hunde ausgewählt, alte Recken, die nichts so schnell aus der Fassung brachte, die schon mehr Stürme ausgestanden hatten als üppige Fleischtöpfe geleert. Sie waren klug und bedacht, allein ihre Anwesenheit schüchterte Jungspunde ein. Doch ihre Macht war auf die Welt der Hunde beschränkt. Menschen wurden nicht ohne Grund angegriffen. Und einen solchen hatten die Fremden noch nicht geliefert.
    Sie warteten nicht lange damit.
    »Da sind sie ja, die Drecksviecher! Na, was habt ihr diesmal geklaut? Madonnenstatuen? Goldringe? Perlenketten? Was wollt ihr Scheißtölen damit? Los, erzählt schon!«
    Es waren drei. Sie trugen schicke Anzüge, die obersten Hemdknöpfe standen offen, aus ihren Mündern züngelten Alkoholfahnen. Die Männer konnten sich nicht mehr geradehalten, auch ihre Pupillen hatten sie nicht länger unter Kontrolle, sie flackerten wie kaputte Glühbirnen.
    »Tut doch nicht so, als könntet ihr nicht sprechen. Haltet uns nicht für blöd. Wir sind nämlich nicht blöd!«
    Einer der Männer trat vor, alles an ihm schien eckig, als sei er aus lauter kleinen Schachteln zusammengesetzt. Die Arme des zweiten, der ihm nun folgte, waren wie riesige Salamis, prall und hart. Am furchteinflößendsten war jedoch der Dritte im Bunde, groß und hager, wie ein Skelett erschien er. »Wir lassen uns nicht mehr von euch verarschen.« Seine Stimme war leise, und er sprach langsam.
    »Der ist für das Tuch!« Der Kantige trat den kleinsten von Amadeus’ Beschützern. »Und der ... für das falsche Tuch!«
    Jetzt erst knurrten die Leibwächter und versuchten den Angreifer zu beißen. Doch der trat nur immer wieder nach ihnen. Schützend bauten sie sich deshalb vor Amadeus auf – aber sie standen mit dem Rücken zur Wand. Es gab keinen Ausweg, und die Männer näherten sich.
    »Kesselt sie ein«, sagte das Skelett.
    »Was? Wie? Ja! Gute Idee! Einkesseln. Wie im Krieg.« Der Kantige brachte sich in Position.
    »Wann warst du denn im Krieg?«
    »Der meint den Krieg um die Fernbedienung mit seiner Alten!« Der Mann gab einen Laut zwischen Husten und Lachen von sich.
    »Meine ist wenigstens noch da und kocht mir das Essen.«
    Der Angreifer mit den Salamiarmen packte sich nun einen der Leibwächter. Der Hund biss um sich, verletzte den Mann an der Hand, doch dann warf ihn dieser gegen das Mauerwerk des römischen Tores. Einfach so. Das Genick knackte beim Aufprall.
    »Das war für meine Frau! Was musstet ihr auch das Scheißtuch stehlen! Jetzt ist sie weg. Nur wegen dem blödenDing. Sie behauptet, was hat sie noch gesagt? Ja, genau, dass es ist, weil ich mich nicht um sie kümmere. So ein Blödsinn! Sie war so wütend wegen dem Tuch!« Er holte einen Flachmann aus der Sakkoinnentasche und goss sich etwas über die klaffende Wunde. Dann nahm er selber einen großen Schluck daraus.
    Amadeus sah immer mehr Gaffer, sie standen in sicherer Entfernung und sagten kein Wort.
    »Wenn sie näherkommen, greifen wir an«, sagte der Älteste der Leibwache, dessen Fell wie Stacheln emporstand. »Zielt auf ihre

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