Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Nervengift wie Botulinumtoxin übertragen, aber ich ziehe mich jetzt trotzdem um«, erwidere ich. »Leider gibt es in den Zimmern keine Waschmaschinen und Trockner. Könntest du bitte die Müllsäcke holen, die ich gerade gekauft habe?«, bitte ich Benton. »Für meine Sachen. Dann gebe ich sie in die Wäscherei oder, noch besser, ich werfe sie weg. Vielleicht auch die Stiefel und alles andere. Kannst du mir einen Bademantel besorgen?«
»Ich glaube, ich mache mich auch mal frisch.« Marino nimmt sich zwei Dosen alkoholfreies Bier, ohne sich darum zu kümmern, dass sie nicht gekühlt sind, und marschiert durchs Wohnzimmer zu seiner Verbindungstür.
Ich krame Desinfektionstücher aus meiner Handtasche und wische mir, wie schon so oft heute, Gesicht, Hals und Hände ab, während Benton einen Bademantel für mich sucht und einen Müllsack entfaltet. Ich ziehe die Uniform aus, die ich nun schon seit Sonnenaufgang trage. In der Küchenzeile gibt es Schränke mit Geschirr und Besteck, einen Kühlschrank und eine Mikrowelle. Ich stelle Gaskocher und Mini-Backofen auf und fange an, Lebensmittel und Gerätschaften zu verstauen. Von Lucy fehlt noch immer jede Spur. Ihr Zimmer geht von der Essecke rechts vom Wohnzimmer ab. Die Tür ist geschlossen.
»Ich habe es nicht mehr in eine Apotheke geschafft.« Ich packe Töpfe aus und entferne Preisschilder. »Eine, die alles für die Hausapotheke führt, was man zur Hand haben sollte. Aber nach sechs hatte nichts mehr geöffnet. Ich schreibe Marino eine Liste. Dann kann er die Sachen morgen früh besorgen.«
»Offenbar hast du an alles gedacht«, entgegnet Benton mit einer Ruhe, die in mir ein unbehagliches Gefühl auslöst, so als kündige sie einen schweren Sturm an.
»Ein Beatmungsgerät mit Blasebalg. So eines muss ich unbedingt haben. Ein einfaches Prinzip, und doch kann es den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Früher hatte ich eines im Auto. Keine Ahnung, wo es geblieben ist. Nachlässigkeit ist schrecklich.«
»Lucy hat in ihrem Zimmer am Computer gearbeitet«, sagt Benton. »Sie ging joggen, und dann waren wir beide noch im Fitnessraum. Ich glaube, jetzt duscht sie. Wenigstens hatte sie das vor.«
Ich spüle ein neues Schneidebrett und zwei Töpfe.
»Kay, du musst anders an die Sache herangehen«, sagt Benton und stellt zwei Wasserflaschen in den Kühlschrank.
»An sie oder an das, was Jaime zugestoßen ist? Wie soll ich das schaffen, so lange alle nur wollen, dass ich mich raushalte?«
»Bitte block nicht ab.« Er kramt einen Korkenzieher aus der Schublade.
»Ich blocke nicht ab.« Ich schäle eine milde Zwiebel und wasche Paprikaschoten, während Benton eine Flasche Chianti auswählt. »Ich versuche nur, Verantwortung zu zeigen, das Richtige zu tun und unsere Sicherheit zu gewährleisten.« Benton öffnet die Weinflasche, und es sieht ganz danach aus, als würde sich unser letzter Abend in Cambridge, bevor ich gegen seinen Willen nach Savannah geflogen bin, wiederholen. Wir stehen in der Küche, kochen, zerkleinern Gemüse, erhitzen Wasser, trinken Wein, debattieren und vergessen dabei das Essen.
»Ich habe den ganzen Tag nicht mit Lucy geprochen, weil ich unterwegs und beschäftigt war«, sage ich, während er mich beobachtet und darauf wartet, dass ich meinen wahren Gefühlen Luft mache. »Und ich fand es am besten, persönlich mit ihr zu reden, nicht am Telefon und in Marinos marodem Transporter «, füge ich hinzu.
Als Benton mir ein Glas Wein reicht, bin ich nicht in der Stimmung, daran zu nippen. Am liebsten würde ich das ganze Glas auf einmal hinunterstürzen. Schon der erste Schluck steigt mir zu Kopf.
»Ich weiß nicht, wie ich mit ihr reden soll.« Plötzlich bin ich den Tränen nah und so müde, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. »Was muss sie von mir denken, Benton? Wie gut ist sie über die Ereignisse im Bilde? Hat jemand ihr gesagt, dass Jaimes Sprache verwaschen war und ihr die Augen zufielen, als ich gestern Nacht bei ihr war? Und dass ich trotzdem gegangen bin? Dass ich so unbeschreiblich wütend auf sie war und deshalb einfach die Wohnung verlassen habe?«
Ich fange an, Mineralwasser in einen Topf zu gießen. Benton nimmt mir die Flasche aus der Hand, stellt sie weg und bringt den Topf zum Spülbecken.
»Es reicht«, meint er. »Ich bezweifle wirklich, dass das Leitungswasser vergiftet ist. Und falls ich mich irre, gibt es sowieso keine Möglichkeit, uns oder andere vor Schaden zu bewahren, okay?« Er füllt
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