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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wirklich, dass ich ihr Briefmarken und Papier geschickt habe. Billiges, altes Zeug, das ich nicht gebrauchen konnte«, fahre ich fort, als ich mich an Kathleens herablassende Bemerkung über Leute erinnere, die ihre abgenutzten Sachen dem Gefängnis spenden. »Nur dass die Marken nicht von mir waren. Der gefälschte Brief, dem sie vermutlich beilagen, wurde am 26. Juni in Savannah abgeschickt. Also hatte Kathleen genug Zeit, einen Bogen dieser Marken an Dawn weiterzugeben.«
    »Und offenbar hat sie genau das getan. Allerdings hat Douglas mir keine Einzelheiten verraten, und dich hat sie auch nicht erwähnt«, entgegnet Benton. »Doch ich habe ihr klipp und klar mitgeteilt, dass eine oder mehrere Personen versuchen, dich mit Hilfe von offensichtlich gefälschten Dokumenten zu kompromittieren.«
    »Ein Unfall«, stelle ich fest. »Eine inhaftierte Mutter schickt ihrer ebenfalls inhaftierten Tochter Briefmarken, damit sie weiter ihre Korrespondenz von Gefängnis zu Gefängnis pflegen können, und ahnt nicht, dass die Gummierung auf der Rückseite manipuliert wurde. Allerdings war Kathleen zu geizig, ihr die guten zu schenken.«
    »Welche guten?« Marino runzelt die Stirn.
    »Sie hatte auch aktuelle Marken zu vierundvierzig Cent in ihrer Zelle, doch die hat sie lieber für sich behalten. Nur die, die sie als Mist bezeichnete, den andere Leute loswerden wollen.«
    »Das ist die Strafe für Geiz. Erst gibt sie ihre Tochter weg, und dreiunddreißig Jahre später steckt sie sie mit Botulismus an«, sagt Marino, während Benton den Inhalt der Spaghettischüssel in den Müll kippt. Die Nudeln landen als fester Klumpen im Eimer.
    »Tut mir leid«, meint mein Mann, der in der Küche zu nichts zu gebrauchen ist. »Den Salat mit heißem Wasser zu waschen, war vermutlich auch keine gute Idee.«
    »Um Botulinumtoxin zu zerstören, hättest du den Salat mindestens zehn Minuten lang kochen müssen, denn das Zeug ist ziemlich hitzebeständig«, teile ich ihm mit.
    »Also hast du ihn umsonst ruiniert«, reibt Marino Benton schadenfroh unter die Nase.
    »Wenn Dawn nur ein Zufallsopfer war, ist das sehr aufschlussreich für uns«, merkt Benton an.
    »Kathleen ist nicht von den Briefmarken vergiftet worden. Offenbar hat sie sie nie angerührt, was uns ebenfalls etwas verrät «, fügt Marino hinzu, als wir zum Esstisch zurückkehren, wo Lucy noch immer am Laptop arbeitet.
    »Es sieht ganz danach aus, als ob das tödliche Gift im Essen gewesen wäre, oder? Vielleicht sind ja das Hühnchen, die Nudeln und der Schmelzkäse schuld, nicht die Briefmarken.« Marino zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich. »Das ist echt schräg. Möglicherweise ist es ja ein Glück, dass sie nicht mehr erleben musste, wie ihre Tochter drei von diesen Briefmarken ableckt, um einen Brief an ihren Anwalt abzuschicken. Wie viel Botulismus passt denn so auf drei Briefmarken?«
    »Etwa dreihundertfünfzig Gramm Botulinumtoxin würden genügen, um die gesamte Erdbevölkerung auszulöschen«, erwidere ich.
    »Ach du Scheiße!«
    »Also müsste man nicht sehr viel auf die Rückseite der Briefmarken auftragen, um ein starkes Gift zu erhalten, das zu einem raschen Einsetzen der Symptome führt«, füge ich hinzu. »Ich nehme an, dass Dawn Kincaid sich schon nach einigen Stunden ziemlich elend gefühlt hat. Wenn Kathleen die Marken gleich nach dem Erhalt benutzt hätte, hätte ich bestimmt nicht mehr mit ihr sprechen können. Sie wäre dann nämlich schon tot gewesen.«
    »Das war vielleicht sogar die Absicht«, merkt Benton an.
    »Ich weiß nicht«, antworte ich. »Aber der Einwand ist interessant.«
    »Doch die Briefmarken waren nicht die Todesursache, und das ist das Komische daran.« Lucy verteilt Stapel von Ausdrucken. »Jemand schickt ihr mit Botox vergiftete Briefmarken, wartet allerdings nicht ab, ob sie sie auch benutzt. Warum? Irgendwann hätte sie die Briefmarken doch nehmen müssen. Und dann wäre sie sicher gestorben.«
    »Das weist meiner Ansicht nach darauf hin, dass der Absender nicht im Gefängnis arbeitet«, erwidert Benton. »Wer keinen Zugang zu Kathleen oder ihrer Zelle hat und nicht weiß, welche Post sie verschickt, muss glauben, dass die Briefmarken nicht gewirkt haben. Er kann nicht ahnen, dass sie sie schlicht noch nicht verwendet hatte, weil sie lieber die modernen benutzte. Und deshalb startet die Person einen zweiten Versuch.«
    »Aber die Briefmarken wirken todsicher«, entgegnet Marino.
    »Und woher soll unser Giftmörder wissen, was

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