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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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verdächtig. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Zimmermann nicht das brave Schäfchen der Gemeinde war, sondern eher der Wolf im Schafspelz. Nur beweisen konnte er es nicht.
    „Tun Sie, was Sie für angemessen halten. Ich habe nichts getan. Und wenn Sie mir nicht glauben, kommen Sie mit einem Beschluss des Staatsanwalts wieder. Jetzt möchte ich, dass Sie gehen“, entgegnete Zimmermann kühl.
    Joachim und Michael blieb nichts anderes übrig, als dem nachzukommen. Sie hatten gegen den Mann nichts Konkretes in der Hand. Auch wenn seine Einrichtung den religiösen Fanatismus deutlich machte und seine Statur zu der Beschreibung des Zeugen passen würde. Das allein reichte nicht aus, um ihn zu verhaften, da mussten schon eindeutige Beweise her. Joachim verstimmte dieser Umstand. Ihm waren die Hände gebunden, weil die Vorschriften es nicht zuließen, dass er den Mann als Tatverdächtigen abführen konnte. Würde er nach seiner Intuition gehen, täte er genau das.
     
    Kaum dass die beiden im Auto saßen, rief Joachim im Büro an. Er brauchte zwar jeden Mann – und jede Frau – für die Ermittlungen, dennoch war ihm der sonderbare Zimmermann zwei seiner Beamten wert. Es war nur ein Gefühl, das Joachim beschlich. Aus Erfahrung wusste er, in den meisten Fällen konnte er sich auf seinen Instinkt verlassen. Und dieser sagte ihm, dass Zimmermann unter Beobachtung bleiben sollte.
     
    ***
     
    Thorsten blieb grübelnd allein im Haus zurück, nachdem Enrique gegangen war. Zum Abschied hatte Enrique Thorsten kurz in den Arm genommen und gedrückt, was einerseits tröstend gewirkt hatte, andererseits so gar nicht zu ihrer eigentlich geschäftlichen Beziehung passen wollte. Er war verwirrt und das nicht nur wegen der unangenehmen Dinge, die er über Martin erfahren hatte. Irgendwie kam es ihm so vor, als habe Enrique nur darauf gewartet, dass er auf so etwas stoßen würde. Was allerdings absurd war, denn seine akribische Suche im Umfeld von Martin bezeugte nur, wie ernst er seinen Job nahm. Dass er Gefallen an seinem Auftraggeber fand, schien nebensächlich zu sein.
    Jetzt aber, nach der kurzen Umarmung, war für Thorsten alles noch verworrener, als zuvor. Er trauerte weiterhin um Martin, dessen Ausflüge in fremde Betten verursachten ihm allerdings Bauchschmerzen, und er wusste nicht mehr so recht, was genau er fühlte. Starb seine Liebe zu Martin? War der Vertrauensbruch so schwerwiegend, dass dadurch alles Gute in den Hintergrund rückte? Er wusste es nicht – hoffte es nicht. Selbst die Untreue rechtfertigte nicht, dass er nun mit Kälte reagierte und dem Mann nicht die letzte Ehre erwies, die dieser zweifelsfrei verdiente. Schließlich gab es auch eine Menge schöner Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Die jedoch musste er im Moment mit Gewalt heraufbeschwören, weil das neue, negative Bild von Martin sich in den Vordergrund drängte.
    Eigentlich hatte er Kim anrufen wollen, weil er dringend jemand zum Reden brauchte. Doch zuvor wollte er das stetig aufgeschobene Telefonat mit dem Bestatter führen, um erste Planungen zu machen. Wenn das geklärt wäre, war er sich vielleicht auch etwas klarer darüber, was die neue Situation für ihn bedeutete.

Kapitel 10
     
    Ein Anruf bei der öffentlich bekannt gegebenen Sonderrufnummer ließ Birgit, die dort ihren Dienst tat, hellhörig werden. Eine Mitarbeiterin aus einer Klinik in Köln war am anderen Ende der Leitung. Die Anruferin, eine Ärztin der Unfallchirurgie, berichtete, dass vor etwa sechs Monaten zwei Glasampullen Midazolam aus dem Vorrat des Krankenhauses verschwunden waren. Die wenigen Angestellten, die Zugriff auf den Medikamentenschrank hatten, beteuerten alle, nichts gestohlen zu haben. Schließlich legte man den Vorfall als Sorgfaltsfehler bei der Dokumentation der Entnahme zu den Akten. Die interne Untersuchung hatte nichts ergeben. Als die Ärztin nun aber der Pressemeldung entnahm, dass die Opfer mit Midazolam betäubt wurden, fiel ihr der Vorfall wieder ein.
    Die Beamtin notierte alles, was die Ärztin ihr mitteilte und bat um eine Liste aller Angestellten, die seinerzeit Zugriff auf die Vorräte hatten. Die Ärztin sagte zu, nach Absprache mit der Klinikleitung, der Kripo ein Fax mit den Daten zukommen zu lassen.
     
    Als Joachim ins Büro kam, fand er eine Notiz über diesen Anruf auf seinem Schreibtisch. Sofort eilte er zu Birgit, um die Einzelheiten zu erfahren. Die hatte unterdessen schon ein Gespräch mit dem erbosten Klinikchef geführt, der

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