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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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anrufen.“
    „Zumindest hast du mich nicht vergessen. Gibt es Neuigkeiten?“
    „Ja, die gibt es. Und sie haben mich ganz schön aus der Bahn geworfen – tun sie jetzt noch. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll …“
    „So schlimm?“
    „Für mich, ja“, erwiderte er ehrlich und seufzte. Anschließend sagte er ihr, was er alles erfahren hatte. Von dem Täterbrief, der bei dem jüngsten Opfer gefunden wurde. Von dem Gefühl des beobachtet Werdens und dem Zeugen aus dem Havanna. Danach erst rang er sich dazu durch, von Martins Internetbekanntschaft zu erzählen. An diesem Punkt unterbrach Kim ihn erstmals.
    „Ich glaube es nicht, konnte er sich denn nicht ein Mal zusammenreißen? Dabei dachte ich, du hättest ihn umgekrempelt und die Zeit, als er jedem Arsch hinterher stieg, wäre vorbei …“
    „Nicht nur ein Mal Kim. Enrique hat herausgefunden, dass er sich jede Woche mit anderen Kerlen traf – vom Büro aus verabredet.“
    „Dieses Schwein! Wenn er nicht schon tot wäre, würde ich ihm eigenhändig den Hals rumdrehen!“, zischte sie.
    „Man kann es nicht mehr ändern, also hör auf. Es tut weh, das stimmt, aber was nützt es mir, wenn ich auf ihn wütend bin? Das macht alles noch komplizierter.“
    Er hörte Kim langsam ausatmen. „Weißt du eigentlich“, begann sie gedehnt, „was für ein netter Kerl du bist? Ganz ehrlich, er hatte dich nicht verdient.“
    „Sei nicht so herzlos. Etwas muss ihn ja an mich gefesselt haben, sonst wäre ich wohl kaum hier in diesem Haus.“
    „Mag sein, aber ich bin trotzdem sauer auf ihn.“
    „Da ist noch etwas …“
    Kim unterbrach ihn, ehe er aussprechen konnte. „Was denn, hat der Schnüffler noch mehr Leichen bei Martin im Keller entdeckt?“, warf sie hitzig ein.
    Thorsten schüttelte den Kopf über ihr Temperament, was sie glücklicherweise nicht sehen konnte.
    „Nein, Enrique gab mehr als deutlich zu verstehen, dass er Gefallen an mir findet.“
    Nun war es raus. Mit klopfendem Herzen wartete er auf eine Erwiderung von Kim, die eine gefühlte Ewigkeit lang nicht kommen wollte. Er öffnete schon den Mund, um zu fragen, ob sie noch dran wäre, da fand sie die Worte wieder.
    „Und jetzt?“
    „Wie, und jetzt? – Was meinst du? Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll.“
    „In welcher Hinsicht? Wegen Martin, der nichts anbrennen ließ – ganz wie früher, oder wegen des feurigen Ermittlers, den ich im Übrigen immer noch nicht kenne …“
    „Beides“, gab er ehrlich zu.
    Kim seufzte. „Weißt du was? Sag mir Bescheid, wenn ihr euch wieder treffen wollt. Dann komme ich wie zufällig vorbei und nehme den Detektiv mal unter die Lupe. Vielleicht gebe ich dir dann einen Ratschlag – oder einen Wink mit dem Zaunpfahl.“
    „Du bist mir eine – du klingst, als wolltest du mich schon im Vorfeld davon überzeugen, dass nichts gegen ein Abenteuer spricht.“
    „Sei mal ehrlich, Thorsten. Nachdem, was wir jetzt wissen, hat Martin es nicht nötig gehabt, dir treu zu sein. Warum um Himmels willen solltest du jetzt im stillen Kämmerlein trauern und dich nicht mit ein wenig Spaß ablenken?“
    „Du solltest dich mal hören, Kim! Du bist seine beste Freundin – ähm, gewesen – und dann kommst du mir mit so etwas.“
    „Ja, das tue ich. Du Blödmann. Kapier es doch. Wäre er noch am Leben und ich wüsste von den Affären, würde ich dir das Gleiche raten. Was er sich an Freiheiten herausgenommen hat, wirst du doch wohl auch dürfen! Oder hast du ihm Treue bis nach dem Tod geschworen? Ich meine, du musst diesen Kerl ja nicht gleich heiraten …“
    „Ich weiß nicht.“ Thorsten räusperte sich, doch das unangenehm enge Gefühl in seinem Hals wollte nicht verschwinden.
    „Was hast du alles aufgeben müssen, um so zu leben, wie jetzt? Deine Freunde und die Familie, die dir den Rücken gekehrt haben. Du bist in eine andere Stadt umgezogen – und alles nur, weil du das Verstecken satthattest. Ich finde, es ist an der Zeit, egoistisch zu sein.“
    „Kim! Was ich getan habe, war egoistisch. Wer stellt schon Freunde und Familie von heute auf morgen vor eine Tatsache, die alles ändert? Ich habe alles hinter mir gelassen und nur wenige Freunde blieben mit mir in Kontakt, nachdem ich mich geoutet habe.“
    „Na eben. Du bist der Verlierer bei der Sache, nicht die anderen“, sie seufzte, „es ist okay, wenn du darüber nachdenken willst. Aber, und das meine ich ernst, klammere dich nicht an Martin fest. Rede dir bloß kein schlechtes

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