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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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hinzufügte.
    Energisch sprang mein Mandant auf und streckte mir die Hand entgegen. „Heute Abend will ich Sie um zwanzig Uhr im Quellenhof sehen, dann gehen wir gemeinsam zu unseren Freunden.“
     
     
    Meine Bestätigung wartete er nicht einmal ab, zackig drehte sich Brandmann auf den Absätzen um und schritt aus meinem Büro. „Ich wüsste nichts was ich lieber täte“, flüsterte ich verärgert vor mich hin und blätterte in der Terminmappe. Aber ich hatte Pech, für den Abend war nichts vermerkt und auch Sabine würde mich nicht abholen. Für sie stand der gemeinsame Theaterabend mit Do auf dem Programm. Wieder einmal hatte das Aachener Stadttheater den Versuch einer Hamlet-Inszenierung unternommen, dem die beiden Frauen unbedingt beiwohnen wollten.
    Sollte ich die Studenten vorwarnen oder Böhnke einweihen? Nach kurzer Überlegung entschied ich mich dagegen. So wichtig war das Gespräch auch nicht, als dass der Kommissar Bescheid wissen musste. Bei den Studenten war der Überraschungseffekt vielleicht eher angebracht als eine Voranmeldung, dachte ich mir; zumal die Tatsache und die rechtliche Würdigung eindeutig waren. Sie mussten das Haus verlassen, freiwillig oder mit Gewalt.
     
     
    Beim Studium der Akten auf meinem Schreibtisch war ich schnell in meine Paragraphenwelt abgetaucht und vergaß alles um mich herum. Das waren die Augenblicke, die ich im Juristenberuf genoss; wenn es nur noch das Problem und seine Bewältigung mittels der Paragraphen gab und sonst nichts. Das war spannend, zugleich machte das konzentrierte Arbeiten den Kopf frei.
    Sabine kannte diesen Zustand meiner geistigen Abwesenheit zur Genüge und sorgte meistens dafür, dass ich nicht gestört wurde. Es mussten schon sehr wichtige Gründe vorliegen, wenn sie mich abrupt in die reale Welt zurückholen wollte. Und der Grund, mit dem sie mich jetzt weckte, war wichtig: „Feierabend, mein Schatz!“, rief sie in der Tür stehend laut in mein Büro hinein. „Ich gehe und warte in einer Stunde mit dem Essen auf dich.“
    Entspannt brachte ich die Gesetzessammlungen und Kommentare in unsere Bibliothek zurück, sorgfältig sortierte ich die Aktenberge vor mir und überflog noch einmal die Notizzettel mit den Anmerkungen. Sie reichten aus, um Sabine am nächsten Tag die fälligen Schreiben an Gerichte, Mandanten oder Rechtsanwälte zu diktieren.
    Ich hatte mich gerade vom Schreibtisch abgewandt und zur Lederjacke gelangt, als das Telefon klingelte. „Grundler“, bellte ich mürrisch in den Hörer.
    „Schön, dass Sie noch da sind“, klang es mir gehetzt entgegen. Der AZ-Reporter war am Apparat und hielt sich nicht lange mit der Begrüßung auf. „Ich wollte Sie nur über einen Anschlag in Bonn informieren“, sagte er. „Vor dem Privathaus des britischen Botschafters in Ringsdorf-Mehlem ist eine Autobombe hochgegangen.“
    „Na, und?“ Ich wusste nicht, was ich mit dieser Information anfangen sollte, zumal ich davon ausgegangen war, dass der Botschafter schon längst in die neue, alte Hauptstadt umgezogen war.
    „Die Privatwohnung in der Übergangshauptstadt gibt es aber dennoch“, klärte mich der Schreiberling auf. „Interessant ist der Hinweis, dass dieser harmlose Anschlag nur ein kleiner Vorgeschmack auf weitere sein werde. IRA-Terroristen, so wird jedenfalls vermutet, haben der Deutschen Presseagentur ein Schreiben zukommen lassen, in dem das geschrieben steht“, redete der Journalist aufgeregt auf mich ein. „Na, und?“ Verständnislos wiederholte ich meine Frage.
    „Na, und, na, und!“, äffte der Schreiberling nach. „Für mich ist dieses Attentat ein weiterer Hinweis auf ein Attentat beim Karlspreis. Erst das Schreiben bei dem Toten in Kerkrade, jetzt das Schreiben an die dpa. Das passt garantiert zusammen.“
    Ich hielt diese Kombination für sehr gewagt. „Erstens ist Ihr angeblicher Hinweis nur ein Gerücht“, entgegnete ich wider besseres Wissens „und zweitens ist es wohl abwegig zu behaupten, die IRA würde in Aachen zuschlagen wollen.“ Nach meiner angelesenen Erkenntnis blieben die irischen Terroristen immer unter ihresgleichen. „Alles, was nicht britisch ist, bleibt ungeschoren. Das wäre das erste Mal.“ Ich könne ihm nicht glauben. „Man kann alles übertreiben und Sie übertreiben gewaltig“, warf ich dem Journalisten vor.
    „Sie sind keinen Deut besser als Böhnke“, stöhnte der AZ-Reporter enttäuscht auf. „Der hat fast dasselbe gesagt.“ Er berichtete mir in wenigen Sätzen, dass er

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