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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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meiner Lederjacke gefunden hatte.
    Die beiden stellten sich als Mitarbeiter des städtischen Bauamtes und der Feuerwehr vor. Das Haus dürfe nicht mehr betreten werden, es bestehe im Inneren Einsturzgefahr. Das Haus sei ein Fall für die Abbruchbirne. Ich solle dafür Sorge tragen, dass die Ruine abgesichert werde, damit keine Gefahr für die Umgebung ausgehe. „Die Rechnung für den Einsatz werden wir Ihnen selbstverständlich zukommen lassen. Sie wissen ja.“
    Ich winkte ab. Die Behörden würden sich die Arbeit bezahlen lassen, entweder vom Verursacher des Schadens, eben den verschwundenen Studenten, oder vom Eigentümer des Hauses, eben Brandmann. „Ich werde meinen Mandanten informieren“, sagte ich knapp und beobachtete, wie Polizei und Feuerwehr abrückten. Was mich allerdings überraschte, war das sofortige Vorfahren des blauen Bullis aus Gerolstein.
     
     
    Fünf Bauarbeiter stiegen aus und betraten vorsichtig das demolierte Haus.
    Humpelnd folgte ich ihnen. Was sie hier wollten, fragte ich sie verärgert.
    Nachdem er mich lange gemustert hatte, antwortete einer der Männer: „Brandmann hat uns hierher geschickt, wir sollen die Hütte verbrettern und einige Arbeiten erledigen, bis der Abriss losgeht. Sie müssen Grundler sein, nicht wahr? Unser Chef hat Sie uns beschrieben.“
    ,Brandmann war wirklich flott und vorausplanend’, dachte ich anerkennend. Er hatte schon rechtzeitig alles für die Zeit nach der Räumung in die Wege geleitet. „Und uns sogar noch einige ruhige, aber gut bezahlte Tage verschafft“, sagte der Bauarbeiter grinsend. Er griff zu einem Handy. „Wenn Sie wollen, können Sie mit Brandmann sprechen.“
    Wenngleich ich Handys verfluche, nahm ich das Angebot an. Der Mann war mir behilflich, das Gerät überhaupt in Gang zu setzten und Brandmann anzuwählen.
    Mein Mandant schien schon auf meinen Anruf gewartet zu haben. „Alles klar in Aachen?“
    „Alles klar in Aachen“, bestätigte ich.
    Damit sei mein Auftrag für ihn beendet, meinte er lapidar. Ich solle ihm eine Rechnung über meine Kosten zukommen lassen, die Rechnung für den Räumungseinsatz solle ich beifügen, fügte Brandmann generös hinzu. Auch verzichte er auf eine Strafanzeige gegen die Studenten. „Die Penner haben sowieso kein Geld“, schnarrte er. Er sei froh, dass er endlich in Aachen loslegen könne.
    Brandmann sah es noch nicht einmal für erforderlich an, sich von mir zu verabschieden. „Geben Sie mir meinen Polier!“, kommandierte er vielmehr.
    Schulterzuckend reichte ich das Gerät zurück und bekam mit, wie der Bauarbeiter Brandmann über den Umfang des Schadens informierte. „Das Beste wird sein, wenn wir die Fenster im Erdgeschoss mit Bretter vernageln, die angebrannte Holztreppe nach oben herausreißen und den Vorder- und Hintereingang mit Bautüren und Vorhängeschlössern versehen“, schlug er als Sicherungsmaßnahmen vor. „Das müsste reichen, bis wir mit dem Abriss beginnen können.“
    „Wann soll das sein?“, fragte ich interessiert. Vielleicht hatte sich am Zeitplan etwas geändert.
    „Es bleibt bei Montag in einer Woche“, antwortete der Bauarbeiter bereitwillig. „Nächste Woche geht nicht, hat uns die Stadtverwaltung erklärt. Da muss die Straße wegen irgendeiner Veranstaltung zweispurig frei bleiben. Wir müssen aber für einige Tage den Bauzaun auf der rechten Fahrspur aufstellen.“
     
     
    Mir sollte Brandmanns Bauaktivität gleichgültig sein. Für mich war der Fall erledigt. Richtig wohl fühlte ich mich jedoch nicht in meiner Haut. ,Aber so läuft es halt manchmal’, redete ich mir ein, während ich mich auf den Gewaltmarsch zur Theaterstraße machte.
    Warum mir der Arzt die Krücken verpasst hatte, verstand ich nicht. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, mit dem operierten Fuß wie gewohnt aufzutreten.

Chinaböller
     
     
     
    Die Räumung des besetzten Hauses fand am Samstag erstaunlicherweise nur eine geringe Resonanz in der Presse. Sie wurde gemeldet und mit dem Hinweis versehen, die geflüchteten Studenten hätten es riskiert, dass bei ihrer Verzweiflungstat Unbeteiligte zu Schaden kommen konnten. Nunmehr wurde erwartet, dass der Hauseigentümer möglichst schnell den Schandfleck an der Monheimsallee beseitige und eine attraktive Bebauung schaffe.
     
     
    Mehr Platz nahm in den Lokalteilen das bevorstehende Karlspreisfest in Anspruch. Der Oberbürgermeister hatte in einer Pressekonferenz noch einmal die politischen Leistungen des neuen Preisträgers

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