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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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gemacht. Der Polizist ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, er griff zu einem Stemmeisen und setzte routiniert an. Mit einem lauten Knacken war das einfache Schloss zerstört.
    Immer noch blieb der Zugang versperrt. Die Studenten hatten die Tür von innen blockiert.
    Nach einer kurzen Beratung schleppte ein Polizist ein stabiles Tau heran, das am Holz befestigt wurde. Das andere Ende lag am Haken des Kleinlasters, der langsam anfuhr und die Tür lärmend aus den Angeln riss.
     
     
    Urplötzlich begann das Blitzen und Donnern, das uns zusammenzucken ließ. Erschrocken griff Sabine nach meinem Arm.
    Als hätten sie nur darauf gewartet, ließen die Studenten aus allen Fenstern des Obergeschosses und auch durch den Hausflur Feuerwerkskörper auf die Straße krachen und bengalische Feuer abfackeln. Aus Lautsprechern erklang schmetternd die Internationale, sodass in einhundert Metern Umkreis jedermann aus dem Schlaf gerissen werden musste.
    Sofort schaltete die Polizei auf eine härtere Gangart um. Über Megaphone wurden die Studenten zum Verlassen des Hauses aufgefordert. Gleichzeitig machten sich Uniformierte daran, ungeachtet der Knaller, in den Hausflur zu gelangen. Das Vorhaben musste misslingen. Wie ich erkennen konnte, hatten die Hausbesetzer den Flur ungeordnet mit Kanthölzern und Brettern verkeilt, die eine massive Sperre bildeten. Stück für Stück musste das Holz zeitaufwändig in Handarbeit von den Polizisten entfernt werden, dauerhaft begleitet von der Internationalen und dem Feuerwerk.
     
     
    Ein ohrenbetäubender Knall weckte auch den letzten Schläfer an der Monheimsallee. Selbst die Polizisten verharrten verblüfft für einen Augenblick.
    „Feuer! Feuer!“, rief jemand durch ein Megaphon. „Alle Mann sofort zurück! Es brennt im Obergeschoss!“
    Tatsächlich flackerten in der ersten Etage Flammen auf. Sie würden in den Holzdecken und in der Einrichtung reichlich Nahrung finden. „Die brennen das Haus ab“, staunte Sabine erschrocken. „Sind die etwa noch da drin?“
     
     
    Ich wollte es für die Studenten nicht hoffen. So dumm konnten sie nicht sein, dass sie wegen dieser Hausräumung ihr Leben aufs Spiel setzten.
    „Das glaube ich auch nicht“, meldete sich der ebenfalls verunsicherte AZ-Reporter zu Wort. „Die sind bestimmt hinten herum aus dem Haus über die Gärten abgehauen.“ Er stieß mich böse an. „Da haben Sie ja Ihr Ziel erreicht, Herr Grundler“, sagte er ironisch und funkelte mich an. „Sie brauchen sich noch nicht einmal mehr um den Abriss zu kümmern. Das wird den asozialen Herrn Brandmann bestimmt freuen.“
    „Asozial ist das, was die Studenten machen“, ereiferte ich mich über diesen Blödsinn. „Was passiert, wenn das Feuer auf die Nachbarhäuser übergreift? Das kann Verletzte und enorme Schäden geben, für die jemand aufkommen muss. Das ist ein unverantwortliches Verhalten, mein Herr!“ Brüsk wandte ich mich ab und humpelte davon, um von einer anderen Stelle aus die Löscharbeiten zu beobachten.
     
     
    Ich war erleichtert, als endlich die Berufsfeuerwehr erschien und aus mehreren Rohren das Haus mit Wasser eindeckte. Über die Drehleiter bekämpfte die Wehr auch das Feuer von oben. Anscheinend hatte sie zumindest einen Erfolg. Wie ich mitbekam, blieben die Nachbarhäuser unversehrt.
    Es schien mir, als würde ich Enttäuschung in den Gesichtern vieler der Schaulustigen erkennen, die sich inzwischen an der Monheimsallee eingefunden hatten und auf dem begrünten Mittelstreifen herumstanden.
     
     
    Sabine war längst ins Büro gefahren, auch die meisten Journalisten hatten den Schauplatz verlassen, selbst die Schar der Gaffer verlief sich wieder. Nur ich saß noch auf einer Bank und beobachtete die Feuerwehr, die mit Routine ihre Schläuche einrollte und die Geräte verstaute. Zwei Experten hatten sich in das Innere des Hauses begeben und waren nach einigen Minuten kopfschüttelnd wieder ins Freie getreten. Sie sprachen mit einem Polizisten, der mit dem Finger in meine Richtung zeigte. Sofort wandten sich die beiden mir zu.
     
     
    Ob ich etwas mit dem Haus zu tun hätte, fragten sie mich. Der Polizist hätte gemeint, ich sei der Anwalt, der den Hauseigentümer vertrete.
    Ich sah keinen Anlass, ihnen zu widersprechen, wenngleich es mich verwunderte, dass mich der Polizist erkannt hatte.
    ,Wer weiß, wo er mich schon einmal gesehen hatte’, dachte ich mir. Gerne überreichte ich den beiden Männern eine zerknitterte Visitenkarte, die ich in

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