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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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weiterer kann sich nur an Jerusalem erinnern. Die Aussagen zum Zeitpunkt und zum Gesprächsort sind annähernd identisch, sodass wir äußerst geringe Zweifel daran haben, dass Müller und Jerusalem tatsächlich in Bardenberg waren.“
    Unser betretenes Schweigen beendete der Polizeipräsident. „Die Information bringt uns ein Stück weiter, meine Herren, nicht wahr?“ Er sah mich an.
    Ich nickte nachdenklich. Müller bei der Prügelei an der Grenze, Müller bei den studentischen Hausbesetzern, Müller mit Jerusalem bei Loogen, Müller vor dem Absprung über den großen Teich. Mir wurden die Verknüpfungen noch nicht erkennbar, aber offensichtlich schien er unser Mann zu sein. Ich nahm mir vor, am Abend noch einmal meine erweiterte Zettelsammlung zu durchforsten.
    „Lassen wir die Fahndung laufen?“ Böhnke erwartete keine Antwort auf seine Frage. Für ihn war klar, dass ein öffentlicher Aufruf unbedingt erforderlich war. „Und wenn er nur dazu führt, dass Müller oder andere kalte Füße bekommen und uns an Christi Himmelfahrt in Ruhe lassen.“
    „Große Chancen rechne ich mir nicht aus“, bemerkte der Polizeipräsident abwägend, „doch wir sollten es ruhig versuchen. Aber vergessen Sie bei der Suche eines auf keinen Fall: Die Karlspreisverleihung und die Sicherheit der Politiker haben absoluten Vorrang.“
    „Ihr Chef macht ja einen ausgesprochen gelassenen Eindruck, als habe er alles unter Kontrolle“, meinte ich zu Böhnke, als wir in der Kantine zu Mittag aßen.
    „Der kocht innerlich auf größter Flamme“, entgegnete der Kommissar. „Normalerweise ruft er jede Stunde bei mir an und will wissen, welche Schutzvorkehrungen bereits getroffen sind und was noch getan werden muss. Das nervt manchmal ungemein.“
    „Er macht Ihnen richtig Druck?“
    „Er gibt nur den Druck weiter, den er von oben bekommt. Es ist ja nicht so, dass wir hier in Aachen alleinverantwortlich herumwerkeln. Da meinen unser Dienstherr und sein Hofhund, der Innenminister und der Regierungspräsident, uns kluge Ratschläge geben zu müssen, da hat das BGS alle Nasen lang neue Extrawünsche und nerven schließlich noch das Bundespräsidialamt und das Bundeskanzleramt mit ihrer ständigen Besorgnis hinsichtlich der Sicherheit ihrer Staatsmänner.“ Böhnke stocherte lustlos in seinem Erbseneintopf. „Das Schlimmste daran ist nur, dass die Anordnungen und Anfragen oft widersprechend sind. Da verlangt Düsseldorf etwa etwas, das Bonn entschieden ablehnt. Was wir auch machen, ist zum einen falsch und zum anderen richtig. Aber die Verantwortung schiebt jeder uns zu, wenn es schief gehen sollte.“ Der Kommissar sah mich entschlossen an. „Aber es wird nicht schief gehen, Herr Grundler. Dafür werden Sie und ich sorgen.“
     
     
    Ich fühlte mich geschmeichelt wegen des Vertrauens, das mir Böhnke entgegenbrachte. Doch er relativierte seine Aussage schnell: „Glauben Sie bloß nicht, ich schleppe Sie wegen Ihrer schönen blauen Augen mit. Bei mir sind Sie sicher, Herr Grundler, jedenfalls sicherer als draußen auf der Straße.“ Er verzog sein Gesicht zu einem gequälten Grinsen. „Oder soll ich Sie als Opferlamm präsentieren? Ich glaube immer noch, dass es Müller und inzwischen auch Jerusalem auf Sie abgesehen haben. Sie wissen zu viel über die beiden, mein junger Freund.“
     
     
    Mein Magen rumorte. Ich machte mir Sorgen wegen der Kanzlei und vor allem wegen Sabine.
    „Bleiben Sie ruhig“, sagte Böhnke zuversichtlich. „Ich lasse Ihre Freunde ständig beobachten. Es passiert garantiert nichts, wie auch Ihnen garantiert nichts passiert.“
    „Kann ich wenigstens heute Abend nach Hause?“
    „Können Sie. Ich lasse mit Ihrer Erlaubnis heute Ihre Wohnung durchsuchen und anschließend bewachen. Da dürften Sie ungestört schlafen können.“
    Mit Sabine, nahm ich mir vor. Bereitwillig stellte mir Böhnke sein Telefon zur Verfügung und ich meldete mich in der Kanzlei bei meiner Liebsten.
    Gerne nahm sie die Verabredung für die Nacht an. „Lieber mit dir als mit Uli“, sagte sie lachend. Auf die Tagesthemen’ würde sie wegen des bei mir fehlenden Fernsehers verzichten. Aber dafür hatte sie ja mich.
     
     
    Böhnke reichte mir eine flache Mappe. „Darin finden Sie eine Teilnehmerliste der Karlspreisverleihung, das Programm der nächsten drei Tage bis zur Abreise der Gäste und unseren Einsatzplan einschließlich der Strecke vom Quellenhof zum Dom.“ Ich könne die Akten ruhig durchlesen, meinte er.

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