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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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„Bestimmt haben wir in unserer Betriebsblindheit etwas übersehen, dass Ihnen sofort auffällt“, motivierte er mich.
    Die Auflistung der Teilnehmer war schon beachtlich. Bundespräsident, Bundeskanzler, der Außenminister, etliche Ministerpräsidenten, Staatenlenker aus vielen Ländern Europas, Botschafter aus aller Welt hatten ihr Erscheinen zugesagt. „Was hat das Kreuz hinter manchem Namen zu besagen?“, fragte ich. „Die Personen übernachten im Quellenhof.“
    „Das bedeutet also“, ich blickte wieder auf die Liste, „dass beispielsweise unser aller Kanzler lieber in dem Bundesdorf Bonn nächtigt als in der weltberühmten Kaiserstadt Aachen.“
    „Nicht nur er“, bestätigte Böhnke. „Alle Botschafter kommen erst am Morgen und hauen nach der Verleihung wieder ab.“
    „Nur unser Außenminister genießt die gute Aachener Nachtluft“, stellte ich mit einem weiteren Blick auf die Liste fest.
    Böhnke lächelte. „Einer aus der Regierungsmannschaft muss ja schon beim Empfang unseres Oberbürgermeisters morgen Abend im Eurogress dabei sein. Für die internationale Politik ist halt dieser Mann zuständig.“
    „Der Premier wird auch in Kaiser Karls Stadt schlafen?“
    „So soll es jedenfalls sein. Er wird heute ab Heathrow nach Köln fliegen und morgen von Bonn nach Aachen kommen.“
    „Wie?“
    „Entweder mit dem Helikopter oder dem Wagen. Das ist eine Entscheidung des letzten Augenblicks.“
    „Die Helis landen dann in der Soers? Von dort gibt es den Shuttle zum Quellenhof?“
    „So ist es.“
    „Und was macht unser…“, ich überflog erneut die Liste, „unser spanischer König?“
    „Der bekommt eine große Extrawurst gebraten. Seine königliche Hoheit landet auf der Awacs-Basis in Geilenkirchen-Teveren und fliegt von dort mit dem Hubschrauber nach Aachen.“
    „Warum denn nicht Köln-Wahn?“
    „Die fühlen sich überfordert, wenn zu viele Promis dort landen. Also dürfen normalerweise einige Auserwählte den Anflug auf Teveren genießen.“
    „Das bedeutet aber, dass gleich zwei Flugplätze überwacht werden müssen.“
    „Na, und?“, antwortete Böhnke lakonisch, „das ist denen da oben ganz egal. Wir hätten uns darum zu kümmern, nicht sie, heißt es lapidar und damit ist die Angelegenheit für sie an uns delegiert.“ Er zuckte resignierend mit den Schultern und machte sich Mut. „Aber auf dem platten Land passiert ohnehin nichts. In Teveren sind immer schon Politiker gelandet. Da kommt allenfalls ein überaus neugieriger Journalist, der immer alles im Voraus weiß, mit der Kamera und die Anwohner, die mit Fähnchen winken.“
    Ich glaubte Böhnke nicht und sah ihn argwöhnisch an. Schließlich kannte ich das gigantische Flugplatzgelände und die unüberschaubare Teverener Heide zur Genüge aus meinen Kindheitstagen.
    Böhnke gab zu, dass er stets mit Bauchgrimmen die Landungen in Teveren verfolgt habe. „Das Areal ist einfach zu groß und mit der menschenleeren Umgebung nicht hundertprozentig zu kontrollieren. Aber in diesem Jahr ist Gott sei Dank der spanische König der einzige Gast, der in Teveren ankommt.“
     
     
    Ich wandte mich dem Programm zu, derweil Böhnke zur Tür ging, an der es geklopft hatte. Ein Polizist überreichte ihm einen Packen Papier mit der Bitte, Böhnke möge sie durchlesen.
    Minutiös war im Programmablauf notiert, welches Ereignis an welchem Ort zu welchem Zeitpunkt beginnen oder enden sollte. Es fehlte nur noch die Vorgabe, wer wann wo mit welchem Fuß welchen Schritt machen durfte. Die Route, die die Eskorte mit den Gästen zum Dom nehmen sollte, führte vom Hotel über die Monheimsallee, den Hansemannplatz und von dort nach rechts in die Peterstraße. Von der Ursulinerstraße ging es ungeachtet der offiziellen Verkehrsführung auf den Münsterplatz. Unmittelbar vor dem Dom durften die Politiker aussteigen.
    „Diese Strecke hat sich in den letzten Jahren bewährt. Sie ist für uns überschaubar und sie kann weiträumig freigehalten werden“, erklärte mir Böhnke, als ich ihm die Mappe zurückgab. „Da sehe ich überhaupt kein Problem. Das gibt es wahrscheinlich eher hier.“ Er streckte mir die Papiere entgegen, die der Polizist gebracht hatte. „Da steht die nächste Änderung an.“
    Die Papiere enthielten Mitteilungen der Polizei und des BGS sowie Meldungen von Presseagenturen. Auf dem Flugplatz in London-Heathrow hatte es eine halbe Stunde vor dem Abflug des Premierministers nach Deutschland eine Bombendrohung gegeben und wenige

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